Rachel Joyce - Miss Bensons Reise

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 424 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sommerkindt.

  • Rachel Joyce - Miss Bensons Reise


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt


    Margery Benson entscheidet sich von jetzt auf gleich, dass sie lange genug ein Leben geführt hat, das gar nicht zu ihr passt. Seit ihrer Kindheit, als ihr Vater sich das Leben nahm und ihre Brüder „im Krieg blieben“, ist nichts so gelaufen, wie es sich ein Mädchen, eine junge Frau wünschen würde. Nun ist sie in ihren 40ern und wieder droht eine Katastrophe zu kommen. Kurzerhand beschließt sie, jetzt endlich auf die Suche nach dem goldenen Käfer zu gehen, den ihr Vater ihr einst zeigte. Ihre Begleiterin scheint zunächst eher Belastung denn Hilfe zu sein, doch in Enid Pretty steckt mehr, als es den Anschein hat. Eine abenteuerliche Reise beginnt, deren Verlauf nicht nur komplett unvorhergesehen ist, sondern einfach alles verändert …



    Rachel Joyce erzählt erneut von einer Reise und wie bisher auf ihre unverwechselbare und einzigartige Weise. Oft sehr trocken, aber mit dem typischen britischen Humor, schildert sie Situationen, die mal abstrus, mal völlig unerträglich, mal herrlich witzig, mal alltäglich, mal schockierend und mal versöhnlich sind. Ihre Sprache ist bildhaft und wunderbar, aber immer mit einem bisschen Abstand zum Geschehen. Dennoch leidet der Leser tief mit, empfindet Sympathien und Freude genauso wie Ängste und Ablehnung, als sei er selbst betroffen.



    Die Entwicklung der Figuren ist nachvollziehbar und geschieht nicht per Zauberhand. Jeder Schritt ist hart erkämpft und gleicht einer anstrengenden Metamorphose. Die Freundschaft zwischen den beiden Protagonistinnen wächst langsam, Erkenntnisse ebenso. Die Zeit nach zwei Kriegen, das harte Leben, der Verzicht, die Einschränkungen, das Bild der Frau, die ohne Mann nichts wert ist, kommen sehr deutlich heraus. Es wird nichts romantisiert, eher knallhart vor Augen geführt. Das liest sich dann natürlich ein wenig anstrengend. So ist das Buch weniger als unterhaltende Lektüre zur Entspannung geeignet, denn es fordert den Leser schon heftig heraus. Aber es bereichert ihn dafür auch und die Idee der Autorin, am Ende ein Interview mit den beiden Damen zu führen, ist einfach zauberhaft.



    Ganz besonders Enid Pretty ist mir ans Herz gewachsen. Ähnlich wie Marge werde auch ich die Erinnerung an sie nie verlieren. Sie gibt mir aus dem Buch heraus Hoffnung und die Kraft und den Mut, diese niemals zu verlieren, und wenn es noch so finster ist. Rachel Joyce zeichnet hier ein wunderbares Bild von Freundschaft, Entwicklung, Liebe, dem Frauenbild (und wie es sich verändert hat), (unerfüllten) Träumen, Glaube und Kraft.



    Ein zauberhaftes Buch, das man genießen muss, nicht schnell weglesen. Es braucht Zeit und Raum. Ich habe ihm beides sehr gern gegeben. Und ich gebe ihm fünf Sterne.




    ★★★★★

  • Jahreshighlight unbedingt lesen!

    Eines der schönsten, spannendsten und zugleich lustigsten Bücher, die ich je gelesen habe.



    Miss Benson ist eine Hauswirtschaftslehrerin, die weder eine besonders schöne Kindheit hatte noch als Lehrerin in der Nachkriegszeit von ihrer Schülerinnen als auch von ihren Kollegen besonders geachtet wird. Kurz lebt ein eher tristes und graues Leben. Doch seit ihrer Kindheit interessiert sie sich für Insekten eigentlich eher für Käfer. Und ein Exemplar der Gattung Käfer hat es ihr besonders angetan. Der goldene Käfer von Neukaledonien. Nach einem Zwischenfall in der Schule entbrennt das Feuer erneut in ihr. Sie will nicht nur beweisen das es ihn gibt, nein sie will ihn auch finden. Um eine Assistentin zu finden, die sie auf diese Reise begleitet schaltet sie eine Anzeige. Auf diesen Weg findet sie über Umwegen auch Enid, die ein dunkles Geheimnis verbirgt. Schon kurz nach Reiseantritt, könnte Miss Benson Enid am liebsten den Hals umdrehen. Aber die beiden raufen sich zusammen. Und auf dieser Reise lernen sie nicht nur sehr gut kennen, die beiden schließen eine innige Freundschaft. Als sie dann endlich nach verschiedenen kleineren Zwischenfällen in Neukaledonien eintreffen, ist das Gepäck von Miss Benson verschwunden. Doch Miss Benson will nur eines diesen Käfer finden und ihn nach England ins Museum schaffen. Doch so einfach ist es nicht diesen Käfer zu finden schon gar nicht mitten im Dschungel mit all seinen Unwidrigkeiten und mörderischen Wetter. Hinzu kommt das den beiden Frauen nicht nur die Presse mit der Berichtserstattung über Enids Vorleben auf den Fersen ist, sondern auch ein Kriegsveteran, den Miss Benson, nach einem Kennenlernen wegen der Zeitungsanzeige, abgelehnt hat, dieser dies aber nicht akzeptiert und ihnen die ganze Reise über folgt. Am Ende ist Enid hochschwanger und das wie aus dem Nichts und dann spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu.



    Die Autorin hat mit ihren flüssigen Schreibstil und ihrer wirklich gut recherchierten Geschichte einen grandiosen Roman geschaffen, der nicht nur ungemein lustig und unterhaltsam ist sondern auch wirklich spannend. Nicht zuletzt weil die Hauptpersonen Frauen sind die sich in den 50er Jahren des 20 Jahrhunderts auf ganz besondere Weise emanzipieren ihren ganz eigenen Weg finden.



    Ich fand die Geschichte einfach nur köstlich. Am besten lässt sie sich wohl mit einer Schwarzwälderkirschtorte beschreiben. Von außen sieht sie zum anbeißen aus und je mehr man von ihr isst bzw. hier ließt, kann man einfach nicht mehr aufhören. Mit jeder Seiten wird man mehr in die Geschichte hineingezogen und man kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte ist so abwechslungsreich und humorvoll geschrieben und im nächsten Moment so spannend, das man ein Gefühlschaos durchlebt das einen Tornado gleicht.



    Unterschiedlich hätten die beiden Hauptfiguren nicht sein können und genau aus dieser unmöglichen Kombination zieht die Story nicht nur ihre Komik sondern auch ihr Tempo. Aber zugleich zeigt es auch in welcher Situation die Frauen in den 50er Jahren gelebt haben und wie sie sich emanzipiert haben und auch wie sie ihren Träumen gefolgt sind. Denn vollkommen egal wie wiedrich die Umstände auch sind Miss Benson folgt ihren Traum den goldenen Käfer zu finden. Überwindet so viele Hindernisse, stellt sich nicht nur vielen Gefahren und einer menschenfeindlichen Natur sondern auch sich selbst und geht als eine ganz neue Frau aus dieser Geschichte heraus.



    Das Cover ist nicht nur sehr bunt sondern trifft die Story auch noch sehr gut.



    Fazit: Ein Buch das einen einfach nicht mehr loslässt. Eine Geschichte, die man gelesen haben muss. Eine tolle Story mit richtig tollen Figuren, die einen ans Herz wachsen. Ich habe mich köstlich mit dieser Geschichte unterhalten. Unbedingt lesen. Es gibt eine ganz klare Leseempfehlung von mir.

    5ratten