Auf einem Bauernhof inmitten verlassener Landschaft wird Manuel Roca von einer Handvoll Männer bedroht. Überbleibsel eines vergangenen Krieges, einst Soldaten, die heute einen Vergeltungsschlag an Roca ausüben wollen, weil er als Arzt seine Patienten während des Krieges grausam verenden ließ. Manche vergiftete er nach und nach durch Medikamente, andere ließ er mit aufgeschlitzten Bäuchen sterben. Unter seinen Patienten befand sich auch der Bruder des Bandenanführers.
„Ohne Blut“ kommt diese Erzählung keinesfalls aus, denn das Bauernhaus wird von Ricas und seines Sohnes Blut durchtränkt. Einzig seine Tochter Nina kann dem Massaker entkommen, nicht zuletzt durch die Gnade des jüngsten Mitglieds Tito. Wegen ihrer vollendeten Schönheit ließ er sie entwischen – Eine Entscheidung mit weit reichenden Konsequenzen.
Etliche Jahrzehnte später trifft sie ihn wieder. Er, ein verbitterter Losverkäufer in einer kleinen Bude an der Florencia-Galerie. Sie lädt ihn auf eine Tasse Kaffee ein und im Lokal schließlich trachtet jeder für sich nach Aufklärung der Ereignisse während und nach begangener Tat. Die Sicht der Beiden wird offen auf den Tisch gelegt, Erinnerungen werden ausgegraben, Titos Antrieb seiner Handlung wird enthüllt, ein Zwiegespräch über Sinn und Unsinn des Krieges wird geführt.
„Sie mordeten aus Rache, kein Grund sich zu schämen, es ist das einzigste Heilmittel gegen den Schmerz, das einzige, das man gefunden hat, um nicht verrückt zu werden, mit dieser Droge wappnen sie uns für den Kampf, doch ihr seid nicht davon losgekommen, sie hat euer ganzes Leben zerstört, es mit Gespenster angefüllt, ihr habt euer ganzes Leben zerstört, um vier Jahre Krieg zu überstehen und jetzt wisst ihr nicht einmal mehr was das Leben überhaupt ist.“
Bariccos Stil aus schlichten Worten und kurzen Sätzen steigern die Intensität der Grausamkeit. Ein eindringliches, stilles Büchlein über Rachegelüste davor und der verlorenen Unschuld danach. Ein Buch über die Nachwehen des Krieges und der Bereitschaft des Menschen, sie zu führen.
„Wann ein Krieg zu Ende ist, entscheidet der Sieger.“
Alessandro Baricco, geboren 1958 in Turin, studierte Philosophie und unterrichtet Schreiben an der von ihm gegründeten Scuola Holden. Neben Romanen schreibt er auch Theaterstücke und Essays.
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