03: Part 5-7 (Valentine Ketterley/Wave/Matthew Rose Sorensen)

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 2.638 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Und durch!

    Heute in der Mittagspause bin ich fertig geworden. Noch langsamer konnte ich leider nicht lesen, obwohl ich es mir gewünscht hätte.

    Bei jedem Lesen/Hören finde ich etwas Neues in diesem Roman. Details, Sichtweisen, Anregungen. Ich müsste mir meine Rezension noch einmal ansehen, aber ich glaube, beim ersten Lesen stand für mich das Thema Grenzen im Mittelpunkt. Grenzen, die man überschreitet oder eben nicht. Grenzen der Welt und deren Durchlässigkeit.

    Heute empfinde ich das Buch als eines über Einsamkeit. Piranesi ist in Dem Haus allein und sehr einsam. Als er in die reale Welt zurückgeholt wird, ist er immer noch einsam, wenn auch nicht mehr allein.


    Ich denke auch wieder viel über den letzten Satz nach:


    Zitat

    Die Schönheit Des Hauses ist unermesslich, seine Güte grenzenlos.


    Den sagt Piranesi schon am Anfang des Buches. Ich freue mich, ihn wieder zu lesen, denn ich finde ich sehr schön. Was aber bedeutet er am Ende des Buches?

    Heißt es, dass Piranesi, der jetzt nicht mehr nur Piranesi ist, die reale Welt als eine Art anderes Haus sieht? Die Menschen erkennt er Gegenstücke der Statuen, nur sind die Statuen in Dem Haus erhabener und ewig.


    Mir schwirrt wieder der Kopf.

  • Matthew/Piranesi erzählt, dass er bestimmte Statuen vor Augen hat, wenn er an z. B. Ketterley, Arne-Sayles oder Raphael denkt. Bei den Beschreibungen dieser Statuen musste ich sofort an Tarotkarten denken. Die Anhänge im Buch bestätigen meine Vermutung. Ketterley ist DER MAGIER, Arne-Sayles DER HIEROPHANT. Raphael verkörpert laut Piranesi gleich zwei Statuen bzw. Karten - DER WAGEN (steht für Aufbruch) und DER EREMIT (Alleinsein; Raphael flüchtet sich ja gern in Das Haus, wenn ihr die reale Welt zu viel wird).

    Ich würde Ketterley noch einer anderen Karte zuordnen, DER TURM, der bedeutet einen Zusammenbruch, das Scheitern aller Pläne.


    Interessant finde ich in den Anhängen die Erwähnung von John Fowles' "Der Magus". Das Buch ist auf meine Leseliste gewandert, weil Arne-Sayles offenbar mit Fowles' Helden etliche Gemeinsamkeiten besitzt. Kann das jemand bestätigen? Die Anhänge sagen auch, dass Fowles die letzten Jahrzehnte seines Lebens in dem Ort oder in der Nähe des Ortes lebte, wo Arne-Sayles zur Welt kam. Es heißt auch, dass Clarke mal in einem Interview gesagt hat, dass sie Fowles für überbewertet hält. Ich werde mir mal "Die Geliebte des französischen Leutnants" vornehmen, das im Regal steht, und dann entscheiden, ob Clarke recht hat.


    Insgesamt ist meine Leseliste seit Beginn der Leserunde ziemlich gewachsen.

  • Als ich mit dem Buch fertig war, war ich im allerersten Moment ein bisschen enttäuscht davon, dass es schon vorbei ist, denn ich wollte eigentlich noch so viel mehr wissen.


    Über das Haus, wie es entstanden ist, was es eigentlich ist, wie (und wo) es existiert, wie man hinein- und hinauskommt, wenn man nicht gerade mit Moorleichen-Köpfen kommunizieren möchte und nicht in den Garten seiner Kindheit zurückkommt.

    Über Piranesi, wie es mit ihm weiter gehen wird, ob Matthew Rose Sorensen in ihm wieder wach werden wird, und ob er dann trotzdem in das Haus zurückkehren kann, ob er sein Gedächtnis wieder findet, wie er sich in der realen Welt zurechtfindet, wie oft er in das Haus zurückkehrt, und ob er sich irgendwann für entweder Haus oder Welt entscheidet und für was.

    Über Raphael, wie sie in des Haus gekommen ist, warum sie auch länger bleiben kann, ohne ihr Selbst zu verlieren, oder ob das irgendwann auch passieren würde, ...


    Aber ich kam dann ganz schnell an den Punkt, wo ich für mich festgestellt habe, dass es gut ist, wie es ist, und dass das Ende für mich so passt.

  • Bei jedem Lesen/Hören finde ich etwas Neues in diesem Roman. Details, Sichtweisen, Anregungen. Ich müsste mir meine Rezension noch einmal ansehen, aber ich glaube, beim ersten Lesen stand für mich das Thema Grenzen im Mittelpunkt. Grenzen, die man überschreitet oder eben nicht. Grenzen der Welt und deren Durchlässigkeit.

    Heute empfinde ich das Buch als eines über Einsamkeit. Piranesi ist in Dem Haus allein und sehr einsam. Als er in die reale Welt zurückgeholt wird, ist er immer noch einsam, wenn auch nicht mehr allein.

    Sehr spannend.

    Für mich spielt beides, Grenzen und Einsamkeit, eine Rolle, auf jeden Fall. Aber ich bin mir noch nicht so ganz schlüssig, was für mich "das" Thema des Buches ist, und ob es für mich überhaupt ein dominantes Thema gibt.

    Was ich für mich ergänzen möchte, wäre "Wahrnehmung". Wie nimmt man sich selbst wahr, wie nimmt man sein Leben wahr, wie nimmt man andere Menschen wahr und die Beziehungen, die man zu sich hat.

    Denn z.B. bin ich unsicher, ob Piranesi im Haus für mich tatsächlich einsam ist. Ja, er möchte, dass seine Beziehung zu The Other eine freundschaftliche ist, aber hängt das nicht vielleicht nur damit zusammen, das The Other da ist und er mit ihm interagieren muss?

    In den Zeiten, in denen The Other nicht da ist, scheint Piranesi doch irgendwie auch glücklich zu sein, mit seinem Leben dort, wie er es führt, mit den Statuen und den Toten, die er ja mit einbezieht. Klar, das klingt einsam, aber fühlt er sich so? Er liebt es, das Haus zu erforschen, hat seine "Lieblings"-Statuen, zu denen er immer wieder zurückkehrt, ...

    Dazu eben auch der Satz (Im Original: "The Beauty of the House is immeasurable; its Kindness infinite", wunderschön, man möchte es sich laut vorlesen!)


    Dass dieser Satz am Ende noch mal kommt, habe ich erst als Hinweis darauf verstanden, dass er langfristig eher in das Haus zurückkehren wird, als in der realen Welt zu bleiben, aber inzwischen bin ich da nicht mehr so sicher.

    Ich glaube nicht, dass er die reale Welt so sieht, ich hatte nicht den Eindruck, dass er diese schön und gütig findet. Vielleicht ist ihm dieser Satz, dieses Wissen ein Anker, dass ihm in der realen Welt hilft?


    Ich kenne mich mit Tarot nicht wirklich aus, daher kann ich da leider nichts dazu sagen (außer, dass ich es immer mehr schade finde, dass mein Buch den Anhang nicht hat, man übersieht so leider doch vieles), genauso wenig wie zu John Fowles, den ich als Namen kenne, aber nicht gelesen habe.

    Aber interessant, wenn Clarke ihn für überbewertet hält, aber dann trotzdem ihre Charaktere so viele Gemeinsamkeiten mit seinen besitzen. Dann scheint es ja doch so, als hätte er sie zumindest inspiriert.


    Insgesamt ist meine Leseliste seit Beginn der Leserunde ziemlich gewachsen.

    Was ist denn durch Buch und Leserunde noch dazu gekommen?

  • Was ist denn durch Buch und Leserunde noch dazu gekommen?

    Michael Ende, "Die unendliche Geschichte" und "Der Spiegel im Spiegel".

    John Fowles, "Der Magus". Das Buch werde ich mir auf Russisch besorgen müssen, auf Deutsch ist es vergriffen.

    Jorge Luis Borges, "Das Aleph", dieser Band enthält "Das Haus des Asterion", das Clarke ihrer Aussage nach sehr beeindruckt hatte.

    Und, wenn ich es bekommen kann, "Das Piranesi-Prinzip", das ist ein Bildband.


    Ich denke schon, dass Piranesi einsam im Haus war. Er hat diese Empfindung nicht explizit erwähnt, aber seine Handlungen sprechen dafür, dass er einsam war. Da ist diese Szene, wo er sich nach der Entdeckung der alten Aufzeichnungen an eine Statue kuschelt und weint. Oder sich immer der Gorilla-Statue gegenüber hinsetzt, wenn er einen aufwühlenden Text lesen will. Er braucht jemanden, aber außer den Statuen ist nichts da.

    Matthew hätte das Gefühl der Einsamkeit erkannt, Piranesi fühlt es, kann es aber nicht benennen.

  • Michael Ende, "Die unendliche Geschichte" und "Der Spiegel im Spiegel".

    John Fowles, "Der Magus". Das Buch werde ich mir auf Russisch besorgen müssen, auf Deutsch ist es vergriffen.

    Jorge Luis Borges, "Das Aleph", dieser Band enthält "Das Haus des Asterion", das Clarke ihrer Aussage nach sehr beeindruckt hatte.

    Und, wenn ich es bekommen kann, "Das Piranesi-Prinzip", das ist ein Bildband.

    Danke!

    Ich kenne "Die unendliche Geschichte", aber die anderen schreibe ich mir dann auch mal auf die Liste.


    Ich denke schon, dass Piranesi einsam im Haus war. Er hat diese Empfindung nicht explizit erwähnt, aber seine Handlungen sprechen dafür, dass er einsam war. Da ist diese Szene, wo er sich nach der Entdeckung der alten Aufzeichnungen an eine Statue kuschelt und weint. Oder sich immer der Gorilla-Statue gegenüber hinsetzt, wenn er einen aufwühlenden Text lesen will. Er braucht jemanden, aber außer den Statuen ist nichts da.

    Matthew hätte das Gefühl der Einsamkeit erkannt, Piranesi fühlt es, kann es aber nicht benennen.

    Ich will auch gar nicht ausschließen, dass er auch einsam war, keine Frage. Aber nach meinem Gefühl nicht nur.

    Und falls er Piranesi bleibt und nicht wieder Matthew wird, dann könnte ich mir auch vorstellen, dass ihm die Einsamkeit im Haus, das er kennt, lieber sein wird, als die Einsamkeit unter Menschen, die ihm fremd sind.

  • Und falls er Piranesi bleibt und nicht wieder Matthew wird, dann könnte ich mir auch vorstellen, dass ihm die Einsamkeit im Haus, das er kennt, lieber sein wird, als die Einsamkeit unter Menschen, die ihm fremd sind.


    Ja, der Gedanke kam mir auch. Aber wenn er ins Haus zurückkehrt, wird er hoffentlich nicht allein sein, er hat ja versprochen, James Ritter mitzunehmen.

    Ich hoffe aber, dass er zu vernünftig für so einen Schritt ist. Er könnte dort auf Dauer womöglich nicht überleben. Ketterley ist tot, niemand würde Piranesi mit dem Nötigsten versorgen, Schuhen, beispielsweise, oder Vitaminen.

  • Ich bin seit vorgestern schon fertig, kam bisher aber nicht zum Posten, entschuldigt bitte :redface:


    Erst mal ohne Eure Beiträge zu lesen meine Eindrücke zu den letzten 3 Kapiteln:


    Laurence Arne-Sayles ist wirklich ein Widerling, der ohne Rücksicht auf Verluste agiert. Ich war entsetzt, als ich auch noch gelesen habe, dass er Sylvia dazu gebracht hat, einen bösen Streit mit ihren Eltern zu inszenieren.


    Dass das "Haus" insbesondere von Ketterley auch als Labyrinth bezeichnet wird und der Minotaurus immer wieder erwähnt wird, kam mir auch der Vergleich zwischen Laurence und dem Minotaurus in den Sinn, der ja auch alles verschlungen hat, was sein Labyrinth betrat.


    Ketterley steht seinem Lehrmeister tatsächlich in gar nichts nach, auch er will einen gesunden jungen Mann ins "Haus" schicken und führt eiskalt mit Piranesi das Ritual durch. Jetzt wird mir auch klar, wie die Zählweise der Vestibüle und Hallen zustandekommt, das Erste Vestibül ist der Ort des Übergangs und somit der Ankunftsort für Piranesi.


    16 ist, wie vermutet, nicht der große Feind, sondern im Gegenteil Piranesis Verbündete. Zunächst hatte ich überlegt, ob sie vielleicht Sylvia sein könnte, doch es ist eine Polizistin, die von Piranesis (aka Matthews) Familie auf sein Verschwinden angesetzt wurde. Dass eine völlig Außenstehende den Übergang schaffen konnte, hat mich doch sehr überrascht, ich hatte das immer für eine Eingeweihten-Geschichte gehalten.


    Und auch die Frage, wer Raphael sein soll, klärt sich - es ist der Nachname der Frau! Darauf hätte man ja durchaus kommen können :spinnen: Ist der Name vielleicht Programm? Raphael ist in der Bibel, wenn ich's richtig in Erinnerung habe, ein beschützender Wegbegleiter und Sarah Raphael nun diejenige, die Matthew in Sicherheit geleitet.


    Allerdings ist Matthew-Piranesi am Ende gar nicht so glücklich mit dieser Befreiung. Zwar hat das Karma Ketterley eingeholt und seiner gerechten Strafe zugeführt, aber Piranesi fühlt sich verloren, er weiß nicht mehr so richtig, wer er ist, fühlt sich nicht wie Matthew Rose Sorensen, sondern eher wie ein Fremder, der zufällig in dessen Körper gelandet ist, weil ihm immer noch die Erinnerungen fehlen. Auch nach einiger Zeit tut er sich immer noch schwer in der realen Welt, kommt nur schwerlich wieder an.


    Das wirft die spannende Frage auf, was unsere Identität eigentlich ausmacht - unser Körper oder doch vielmehr unsere Erinnerungen und Gefühle?


    Irgendwie hat es mich am Ende auch berührt, dass das "Haus" weiterhin für ihn ein Rückzugsort bleibt, wenn ihm die echte Welt zu viel wird - ein Lob auf die Einfachheit? Ich kann die Sehnsucht nach einem solchen Ort durchaus nachvollziehen und fand auch die letzten Seiten berührend, vor allem wenn er in "unserer" Welt Menschen begegnet, die er aus dem Haus als erhabene Statuen kennt und die hier ein eher ärmliches Dasein fristen. Da ist die Parallelwelt, in der sie eine ganz andere Bedeutung haben, ein tröstlicher Gedanke.


    Insgesamt hat mich das Buch am Ende aber auch ein bisschen ratlos zurückgelassen, weil doch einiges nicht aufgeklärt wird. Aber vielleicht soll das auch so sein, dass jeder für sich seine eigenen Schlüsse ziehen kann oder sich aus dem Buch mitnimmt, was er/sie möchte?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Über Raphael, wie sie in des Haus gekommen ist, warum sie auch länger bleiben kann, ohne ihr Selbst zu verlieren, oder ob das irgendwann auch passieren würde, ...

    Vielleicht liegt der Unterschied auch darin, dass Raphael mehr oder minder freiwillig hinübergegangen ist, während Ritter und Piranesi von Laurence und Ketterley hinüberbefördert wurden?

    Im Original: "The Beauty of the House is immeasurable; its Kindness infinite", wunderschön, man möchte es sich laut vorlesen!

    Oh ja. Überhaupt fand ich das Buch sprachlich sehr ansprechend. So viele wunderschöne Formulierungen.

    Vielleicht ist ihm dieser Satz, dieses Wissen ein Anker, dass ihm in der realen Welt hilft?

    Bestimmt! Das und auch das Wissen, dass er immer wieder zum "Auftanken" ins Haus kommen kann.


    Dass er dort bleiben würde, glaube ich weniger, aber ich vermute, dass er die kleinen Ausflüge beibehalten wird, wenn es ihm in der realen Welt too much wird.

    Und falls er Piranesi bleibt und nicht wieder Matthew wird, dann könnte ich mir auch vorstellen, dass ihm die Einsamkeit im Haus, das er kennt, lieber sein wird, als die Einsamkeit unter Menschen, die ihm fremd sind.

    Auch da bin ich ganz Deiner Meinung. Es gibt ja Einsamkeit, die wehtut, und Einsamkeit bzw. Alleinsein, das stärkt und erdet.


    Aeria: ist in Deinem Glossar eigentlich die Bildsprache der Statuen erklärt? Da hatte ich das Gefühl, dass mir ganz viele Anspielungen entgangen sind, entweder auf tatsächlich existierende Kunstwerke oder auf bestimmte Symboliken, Sagen oder ähnliches.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine Nein, zu den Statuen steht da nichts, bis auf eine Ausnahme. Es geht um die Statue, nach der Laurence im Brief fragt, nach dem Fuchs, der ein paar Eichhörnchen unterrichtet. Das bezieht sich auch auf Narnia.


    Dass das "Haus" insbesondere von Ketterley auch als Labyrinth bezeichnet wird und der Minotaurus immer wieder erwähnt wird, kam mir auch der Vergleich zwischen Laurence und dem Minotaurus in den Sinn, der ja auch alles verschlungen hat, was sein Labyrinth betrat.

    Oh, wow, darauf bin ich gar nicht gekommen. Passt zu 100 %.

    Ich überlege gerade, wie gut "Das Haus des Asterion" hierzu passt. In der Kurzgeschichte geht es um Asterion, der in einem riesigen Gebäude gefangen ist. Er weiß nicht, dass er gefangen ist, aber alle haben große Angst vor ihm. Er ist ein Minotaurus, den Theseus am Ende tötet. Asterion ist nicht böse, er freut sich über die Gaben (Menschenopfer), die ihm gebracht werden, weil er glaubt, sie wollen gereinigt werden. Glaube ich. Ich müsste die KG noch einmal lesen.

    Arne-Sayles ist aber böse, finde ich. Ketterley ist es nicht, oder zumindest nicht so sehr wie sein Mentor.


    Im Anhang meiner Ausgabe steht auch etwas über Angharad Scott. Es heißt, die Figur sei fiktiv. Aber es gibt tatsächlich eine Frau diesen Namens, sie ist eine Produzentin von Doku-Filmen.


    Und auch die Frage, wer Raphael sein soll, klärt sich - es ist der Nachname der Frau! Darauf hätte man ja durchaus kommen können :spinnen: Ist der Name vielleicht Programm? Raphael ist in der Bibel, wenn ich's richtig in Erinnerung habe, ein beschützender Wegbegleiter und Sarah Raphael nun diejenige, die Matthew in Sicherheit geleitet.

    Mit einem rettenden Engel habe ich sie auch gleichgesetzt. Aber dass Raphael auch noch ein biblischer Wegbegleiter sein soll, ist sehr aufschlussreich. Ich denke mal, Clarke hat diesen Namen nicht zufällig gewählt.


    ***
    Aeria


    /Nachtrag:

    Interessant, dass ich gerade weiter oben Theseus erwähnt habe. Der verfolgt mich gerade. In meinem aktuellen Buch spielt Theseus auch eine Rolle.

    :spinnen:

  • Dass das "Haus" insbesondere von Ketterley auch als Labyrinth bezeichnet wird und der Minotaurus immer wieder erwähnt wird, kam mir auch der Vergleich zwischen Laurence und dem Minotaurus in den Sinn, der ja auch alles verschlungen hat, was sein Labyrinth betrat.

    Ich fand die Bezeichnung "Labyrinth" für das Haus irgendwie merkwürdig, auch wenn man sich da sicherlich gut drin verlaufen kann. Aber ich assoziiere mit einem Labyrinth Wege, die enden, Barrieren, und den einen "richtigen" Weg, der an ein (wie auch immer geartetes) Ziel führt.

    Aber das Haus scheint sich ja, nach Piranesis Beschreibung, einfach in alle Himmelsrichtungen auszudehnen und es gibt eigentlich kein "Ziel", keine Mitte.

    Wobei der Vergleich Minotaurus - Laurence auch mir passend vorkommt.


    Und auch die Frage, wer Raphael sein soll, klärt sich - es ist der Nachname der Frau! Darauf hätte man ja durchaus kommen können :spinnen: Ist der Name vielleicht Programm? Raphael ist in der Bibel, wenn ich's richtig in Erinnerung habe, ein beschützender Wegbegleiter und Sarah Raphael nun diejenige, die Matthew in Sicherheit geleitet.

    Ein schönes Bild <3

  • Arne-Sayles ist aber böse, finde ich. Ketterley ist es nicht, oder zumindest nicht so sehr wie sein Mentor.

    Hm, ja, Ketterley ist wohl eher ein von Laurence Verführter als ein ursächlich Böser.

    Im Anhang meiner Ausgabe steht auch etwas über Angharad Scott. Es heißt, die Figur sei fiktiv. Aber es gibt tatsächlich eine Frau diesen Namens, sie ist eine Produzentin von Doku-Filmen.

    Interessant!

    Ich fand die Bezeichnung "Labyrinth" für das Haus irgendwie merkwürdig, auch wenn man sich da sicherlich gut drin verlaufen kann. Aber ich assoziiere mit einem Labyrinth Wege, die enden, Barrieren, und den einen "richtigen" Weg, der an ein (wie auch immer geartetes) Ziel führt.

    Ich fand es bezeichnend, dass Piranesi selbst das Haus nie so genannt hat, aber Ketterley, der sich ja nie sehr weit vorgewagt hat. Wahrscheinlich kam es ihm gerade deshalb so labyrinthisch vor, weil er nie lange und oft genug unterwegs war, um sich eine Orientierung einzuprägen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Es geht um die Statue, nach der Laurence im Brief fragt, nach dem Fuchs, der ein paar Eichhörnchen unterrichtet. Das bezieht sich auch auf Narnia.

    Ah, interessant! Die Szene konnte ich nämlich gar nicht einordnen - aber wie gesagt, von Narnia habe ich nur Teil 1 gelesen und nicht großartig was in Erinnerung behalten außer dem Weg durch den Schrank.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Vor ein paar Tagen stieß ich auf den Blogbeitrag eine Booktuberin, deren Rezis ich immer mit Interesse verfolge. Sie hatte gerade "Piranesi" gelesen und wusste nicht, wie sie es bewerten sollte. Das letzte Drittel fand sie gut, aber den Rest... Sie formulierte es so: "Ich hatte das Gefühl, zu einer Party zu kommen, auf der ich niemanden kenne. Alle laufen auf den Wänden und sprechen Esperanto."

    :breitgrins:

    Ich konnte das gut nachvollziehen. Mir hat genau dieses Rätselhafte im Buch gefallen, aber ich kann es verstehen, wenn jemand die Flinte ins Korn wirft.


    ***

    Aeria

  • Ja, für Leser, die einer linearen Handlung folgen und sich einfach nur unterhalten lassen wollen, ist das nichts.


    Aber auch mir hat gerade das Geheimnisvolle daran gefallen und die Tatsache, dass ich nicht alles begriffen habe. So wie auch Piranesi selbst.


    Allerdings bin ich schon am Hirnen bezüglich meiner Rezi zum Buch. Das wird schätzungsweise nicht so einfach.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Ketterly hat Sorensen gelinkt und gegen seinen Willen in die andere Welt geschickt, damit dieser für ihn diese Welt erkundet und erforscht - und hat dabei billigend in Kauf genommen, dass Matthew/Piranesi in Dem Haus früher oder später den Verstand verliert. Damit ist er keinen Deut besser als Arne-Sayles.


    Sarah Raphael ist 16; dass es sich bei Raphael um den Nachnamen der weiblichen 16 geht, darauf bin ich gar nicht gekommen, dabei wäre das eigentlich naheliegend gewesen ^^

    Ich muss gestehen, anfangs war ich trotz allem misstrauisch, auch wenn ich nach Ketterlys Verrat schon eher geneigt war, davon auszugehen, dass es 16 besser mit Matthew meint.


    Sarah ist also Polizistin und war bereit, andere Wege zu gehen bzw. ihren Geist zu öffnen, um Matthew zu finden, daher wunderte es mich nicht, dass die beiden sich so gut verstehen und Sarah sich auch in Dem Haus wohlfühlt. Schön fand ich vor allem, dass Sarah nicht einfach voraussetzt, dass Matthew mit ihr zurückgehen wird, sondern ihn behutsam darum bittet.


    Als Matthew die Wahrheit über seinen angeblichen Freund erfährt, ist er voller Rache, aber als Ketterly bei der Flut dann doch in Lebensgefahr gerät, versucht Matthew noch, ihm zu helfen, so gut er kann. Dabei hätte man es ihm nicht verübelt, wenn er gar nichts gesagt hätte. Aber auch so geht alles seinen Lauf und Ketterly kommt um; nur gut, dass bei den nachfolgenden Untersuchungen keinerlei Verdachtsmomente gegenüber Matthew aufkommen.


    Matthew ist verändert, er ist nicht mehr der Matthew von früher, er trägt auch etwas von Piranesi in sich und ich finde, das schadet ihm nicht. Sehr berührend fand ich auch, wie er James Ritter aufsucht und ihm seinen dringenden Wunsch erfüllt, dass er Das Haus immer wieder besuchen darf. Matthew scheint wirklich in der Gunst Des Hauses zu stehen, das mit dem Geliebten Kind des Hauses kommt durchaus hin. Jedenfall kann er sich zwischen den beiden Welten bewegen bzw. in Dem Haus länger verweilen, ohne den Verstand zu verlieren, im Gegensatz zu Arne-Sayles oder Ketterly, die egoistisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht an Dem Haus interessiert waren.


    Spannend finde ich, wie Matthew in realen Personen Statuen Des Hauses wiedererkannt - oder andersrum.


    In jedem Fall hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich bin froh, dass es hier für eine gemeinsame Leserunde vorgeschlagen wurde <3

    Liebe Grüße

    Karin

  • außer, dass ich es immer mehr schade finde, dass mein Buch den Anhang nicht hat, man übersieht so leider doch vieles)

    Die deutsche Ausgabe hat leider auch keinen Anhang.


    Laurence Arne-Sayles ist wirklich ein Widerling, der ohne Rücksicht auf Verluste agiert. Ich war entsetzt, als ich auch noch gelesen habe, dass er Sylvia dazu gebracht hat, einen bösen Streit mit ihren Eltern zu inszenieren.

    Ja, ekelhaft; und einfach nur, weil er es kann bzw. austesten will, inwieweit er Sylvia manipulieren kann.


    Dass das "Haus" insbesondere von Ketterley auch als Labyrinth bezeichnet wird und der Minotaurus immer wieder erwähnt wird, kam mir auch der Vergleich zwischen Laurence und dem Minotaurus in den Sinn, der ja auch alles verschlungen hat, was sein Labyrinth betrat.

    Das ist ein super Vergleich.


    Vielleicht liegt der Unterschied auch darin, dass Raphael mehr oder minder freiwillig hinübergegangen ist, während Ritter und Piranesi von Laurence und Ketterley hinüberbefördert wurden?

    Und weil die Drei vielleicht "bessere" Menschen als die gierigen Ketterly und Arne-Sayles sind? Evtl. kann Das Haus so etwas erkennen?

    Liebe Grüße

    Karin

  • Über Raphael, wie sie in des Haus gekommen ist, warum sie auch länger bleiben kann, ohne ihr Selbst zu verlieren, oder ob das irgendwann auch passieren würde, ...

    Vielleicht liegt der Unterschied auch darin, dass Raphael mehr oder minder freiwillig hinübergegangen ist, während Ritter und Piranesi von Laurence und Ketterley hinüberbefördert wurden?


    Das erinnert mich wieder an Harry Potter. Den Stein der Weisen konnte auch nur derjenige berühren, der ihn nur finden, aber nicht benutzen wollte.