Hervé Le Tellier: Die Anomalie

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    Dieser Roman erschien 2020 in Frankreich, erhielt den Prix Goncourt und wanderte in großer Schnelligkeit auf viele nationale Bestsellerlisten.

    Ein Flugzeug der Air France landet am 10.März 2021 nach dem Durchflug durch eine riesige, elektromagnetische Gewitterfront in New York. Einige der heftig durchgeschüttelten Passagiere werden mit ihren Handlungen in den kommenden drei Monaten vorgestellt, unter anderem ein Auftragsmörder, ein verliebter ältlicher Architekt, eine Soldatenfamilie mit einem dunklen Geheimnis , ein nigerianischer Sänger und ein Schriftsteller, der Selbstmord begeht und zuvor einen Bestseller schreibt.


    Doch im Juni landet das gleiche Flugzeug mit den gleichen Passagieren noch einmal, ein Vorfall, der nach einer Phase der Verheimlichung weltweit die Naturwissenschaftler, Mathematiker, Philosophen und Religionsvertreter auf den Plan ruft. Und die Passagiere sehen sich plötzlich mit ihren Doppelgängern konfrontiert, die nur drei Monate weniger erlebt haben, ansonsten aber mit ihnen identisch sind.

    Eine tolle Erzählidee, die Le Tellier in vielerlei Hinsicht ideenreich ausnutzt, für philosophische Spekulationen, spannungsgeladene Konfrontationen und auch viele witzige und hintergründige Apercus, wobei einige davon schon ein bisschen gekünstelt sind, aber das ist auch erzählerisches Kalkül und charakterisiert bestimmte Personen. Und am Ende kommt noch ein Knaller, nachdem man sich schon ein bisschen erstaunt über das für diesen Autor relativ unpassende, sich anbahnende Happy End wunderte.

    Sehr lesenswert!

  • "Die Anomalie"

    Hervé le Tellier


    Der Autor, ein studierter Mathematiker und Sprachwissenschaftler, konnte mit diesem Werk den Prix Goncourt 2020 gewinnen. Ein Preis, der zwar nur mit symbolischen 10 Euro dotiert ist, aber für gute Verkaufszahlen sorgt.


    Ein und derselbe Jet landet mit den völlig identischen Passagieren an Bord zweifach in New York. Das erste Mal im März, das zweite Mal im Juni.


    Zahlreiche Wissenschaftler von Psychologen bis zu Astrophysikern, Vertreter des Geheimdienstes, der Politik und des Militärs versuchen dieses Phänomen zu verstehen oder zumindest zu erklären. Unter anderem wird die philosophische Idee der Simulationstheorie oder die Wurmlochtheorie als Erklärung diskutiert. Zu meinem Glück muss man als Leser diese Theorien nicht vollständig verstehen, um der Geschichte folgen zu können. Es sind aber immer wieder sehr interessante Gedankenspielereien. Wer weiß, vielleicht sind wir ja tatsächlich Simulationen?


    Und dann sind da ja auch noch die Passagiere. Spannend und vielschichtig werden die Lebensumstände und Verwicklungen von 11 Passagieren erzählt. Nur 11 von über 200 – aber es ist auch so verwirrend genug! 106 Tage Leben machen den Unterschied zwischen den einzelnen „Ichs“. Jeder von ihnen wird mit sich selbst konfrontiert. Jedes Duo findet eine andere, oft kreative Lösung für die Zukunft - nicht immer friktionsfrei. Es entwickelt sich eine Fülle von unterhaltsamen, individuellen Geschichten. Und auch am Schluss geizt Le Tellier nicht mit überraschenden Entwicklungen.


    Es ist ein außergewöhnliches Buch, das keinem eindeutigen Genre zuzuordnen ist. Eine genussvolle Mischung aus Science-fiction, Krimi, Thriller, Satire, Komödie und Drama – ein literarisches Vergnügen!


    Verwirrend kluge, allerbeste Unterhaltung!


    5ratten:tipp:


    Vernunft, Vernunft...

  • Ich hab das Hörbuch vor ein paar Wochen gehört und mir dann auch noch das Buch gekauft, weil mir in der Hörversion doch das ein oder andere zu schnell ging bzw. ich manches dann doch nochmal lesen möchte. Werde also "Die Anomalie" auf jeden Fall noch ein zweites Mal genießen. Gehört neben "Piranesi" von Susanna Clarke zu meinen Jahreshighlights :blume:


    Von der Grundidee war ich sofort angesprochen, mir hat aber auch die Ausführung anhand verschiedenster Einzelschicksale wirklich gut gefallen. Diese Erzählform wirkt oftmals zerstückelt, aber hier fügte es sich harmonisch zu einem Ganzen. Mir gefiel auch der leichte, oft leise humorvollen, leicht ironischen Unterton und die vielen verschiedenen Themengebiete die sehr gelungen und interessant in die Geschichte eingewoben wurden.



    finsbury

    Die Diskussionen der Religionsvertreter fand ich zum Teil so treffend, war ja bewußt etwas überspitzt geschrieben, aber ich konnte wirklich oft schmunzeln und gleichzeitig den Kopf schütteln, weil teilweise ja genau so argumentiert wird.



    Es ist ein außergewöhnliches Buch, das keinem eindeutigen Genre zuzuordnen ist. Eine genussvolle Mischung aus Science-fiction, Krimi, Thriller, Satire, Komödie und Drama – ein literarisches Vergnügen!


    Ja, das unterschreibe ich genauso :daumen:

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    2 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Das Buch habe ich jetzt fertig.

    Als ich von ihm hörte, erinnerte mich die Idee an die Serie " Manifest".


    Ich fand das Buch ganz gut,aber die Vorstellung der Figuren dauerte mir zu lange.

    Als es dann mit der Geschichte losging,war es teilweise sehr witzig ( das zB der Fragebogen einem Film entnommen wird). Zu den einzelnen Figuren fand ich leider wenig Zugang- die meisten haben die Situation aber gut für sich gelöst,fand ich.

    Das Ende fand ich etwas seltsam.


    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.

  • Vor wenigen Minuten habe ich dieses Buch beendet und das Ende, die letzten paar Seiten haben für mich den gesamten Roman rückblickend aufgewertet. Starkes Ende!

    Zwischendrin fühlte ich mich angenehm gefordert und mochte das Buch, aber die immense Begeisterung vieler anderer fehlte mir bei mir. Das Ende hat alles ins Lot gebracht.

    Lesenswerter toller Roman :!: