Gisa Klönne - Für diesen Sommer

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  • ...sich nicht vom Cover täuschen lassen!


    Gisa Klönne - Für diesen Sommer


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    Franziska Roth wird von ihrer Schwester Monika mehr oder weniger vor Tatsachen gestellt. Nachdem Monika jahrelang zu Vater Heinrich geschaut hat, ist nun Franziska für die kommenden drei Wochen dran. Heinrich lebt mit seinen 84 Jahren und seit dem Tod von Ehefrau Johanne alleine in dem Haus, in dem die beiden Mädchen groß geworden sind. Franziska, die nach einem Streit seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Heinrich pflegt, soll das Haus entrümpeln, um Platz für die dringend nötige Renovierung zu machen. Einfacher gesagt als getan. Denn Heinrich und Franziska geraten in alte Fahrwasser und müssen sich zusammenraufen. Wie früher!



    Die wechselnden Perspektiven, einmal aus der Sicht von Franziska, dann wieder von Heinrich, lassen tief blicken in der Vater-Tochter Beziehung.

    Sehr gefallen hat mir, dass man als Leser beide Seiten zu lesen bekommt und sich seine eigene Meinung bilden kann. Was nämlich zum Beispiel von Heinrich als stur bei Franziska ankommt, entpuppt sich als den natürlichen Kampf eines alten und gebrechlichen Mannes.

    Heinrich kämpft um das letzte bisschen Autonomie, die er sich bewahren will.

    Franziska hingegen, die sozial und ökologisch denkende Frau um die 50, hat es ihrem Vater in der Jugendzeit nicht einfach gemacht. Zu verschieden war und ist ihre Einstellung, ihre Werte und Ideale.

    Immer wieder „denkt“ sich einer der beiden zurück in die Vergangenheit und hier zeigt sich das grosse Spektrum an Erinnerungen an eine glückliche Familienzeit. In jedem Winkel, in jedem Schrank des Hauses, bergen sich haufenweise Erinnerungen. Wo dann schlussendlich auch eine Menge Konfliktpotential zutage gefördert wird und das Verhältnis zwischen Franziska und ihrem Vater, jedoch auch zu ihrer Schwester Monika, verändert. Lange Verschwiegenes blubbert an die Oberfläche und reisst Franziska in einen Strudel der Gefühle.

    Die Perspektiv und Zeitwechsel geschehen abrupt. Die Wechsel der Zeiten sind so gestaltet, dass Franziska oder Heinrich zurück an die Vergangenheit, an glückliche und weniger glückliche Zeiten denken. Was mir in anderen Büchern oft den Lesefluss nimmt, war hier unproblematisch. Ich denke, der Grund war, dass Vater und Tochter so verschieden waren, dass man praktisch im ersten Satz nach dem Wechsel begriffen hat, wer denn nun gerade im Mittelpunkt steht.


    Der Schreibstil von Gisa Klönne wirkte auf mich oft abgehackt und atemlos, was mich ab im Lesefluss beeinträchtigt hat.


    Man sollte nicht den Fehler machen und vom Cover auf eine heitere und leichte Lektüre schließen. Denn das ist dieser Roman auf keinen Fall. Die Themen sind ernste und haben mich zum Nachdenken gebracht. Es geht ums Älterwerden, Tod, aber auch die Beziehung in einer Familie. Ungesagtes kommt ans Licht und auch Erinnerungen, die nicht nur schön sind.


    4ratten

    3 Mal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Danke für die schöne Rezi!


    Gisa Klönne kannte ich bisher nur als Krimiautorin. Stilistisch scheint sie sich auch hier treu geblieben zu sein, ich fand ihren Stil gelegentlich ein bisschen spröde. Aber interessant klingt das hier auf jeden Fall.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Franziska hatte früher immer eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Vater. Doch dann zerbrach etwas und sie ist lange nicht mehr nach Hause gekommen. Nun ist sie Mitte 50 und steht vor der Tür ihres Elternhauses, um ihren Vater, der nun alleine und alt ist und Hilfe braucht, zu unterstützen. Ihr Leben ist auch nicht immer so verlaufen, wie sie sich das erträumt hatte. Widerstrebend lassen sie sich auf das erzwungene Zusammensein ein. Es bleibt nicht aus, dass alte Wunden aufbrechen und Unausgesprochenes zwischen ihnen steht. Daneben gibt es aber auch die Erinnerungen an frühere glückliche Tage.


    Dies ist mein erstes Buch der Autorin Gisa Klönne, aber sicherlich nicht mein letztes. Das Cover lässt auf eine leichte Sommerlektüre schließen, doch seicht ist diese Geschichte kein bisschen. Der Schreibstil ist nicht einfach zu lesen und erfordert Aufmerksamkeit, da zwischen den Perspektiven und Zeiten hin und her gesprungen wird.


    Im Gegensatz zu ihrer ehrgeizigen und immer funktionierenden Schwester Monika war Franziska immer ein rebellischer Typ. Als sie sich einer Gruppe Naturschützer anschließt, findet sie in der Familie wenig Verständnis, und so verlässt sie nicht einmal volljährig ihr Elternhaus. Auch jetzt noch findet Franziska nicht die Ruhe und den Frieden, den sie sich erhofft. Selbst Yoga hilft ihr nichts. Nun also soll sie sich um ihren Vater kümmern und den Umbau seines Hauses überwachen, da ihre Schwester derzeit dazu nicht in der Lage ist. Doch ihr Vater Heinrich macht es ihr nicht leicht, denn er weiß, dass er alleine nicht mehr zurechtkommt, kann es aber auch nicht wirklich akzeptieren. Außerdem stehen ihnen die alten Konflikte im Weg. Werden sie diese überwinden können? Und welche Rolle spielte ihre Mutter Johanne dabei?


    Es ist eine berührende und sehr tiefgründige Familiengeschichte, die nach und nach die Vergangenheit und Traumata, das Unausgesprochene und die Missverständnisse hervorholt. Nicht einfach zu lesen, aber sehr packend.


    5ratten