Hera Lind - Für immer meine Tochter

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    Eine Geschichte, die mich stark berührt hat


    Paula Schellenberg steht kurz vor ihrem 60. Geburtstag. Zusammen mit ihrer Tochter Rosa räumt sie das Haus ihrer Eltern aus. Ihre Mutter Anna ist verstorben und ihren Vater Karl hat sie in die Obhut eines Altersheimes gegeben, da sie für seine Pflege ansonsten ihren Beruf als Lehrerin hätte aufgeben müssen. Dabei findet sie in einer Tischschublade unter dem Auslegepapier eine Kladde mit Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter, beginnend im Juni 1943. Sie beschreibt hier ihre Flucht mit Baby Paula aus Pommern bis zum Kriegsende 1945. Was Paula da erfährt, zieht ihr den Boden unter den Füßen weg und sie macht sich auf in die Heimat ihrer Mutter um ihre Wurzeln zu finden.

    Die zweite Geschichte dreht sich nur um Anna und ihr Baby Paula, um die Flucht, wie sie ihren ersten Mann Egon "verliert", um die Strapazen und das Leid, bis sie mit ihrem zweiten Mann Karl in seiner Heimat Bamberg ankommt.


    Beim Lesen des Buch von Hera Lind "Für immer deine Tochter", in der sie zwei weibliche Schicksale zu einer Geschichte zusammenfügt (wie es dazu kam und warum erfährt man im Schlusswort der Autorin), hatte ich mehr als einmal Tränen in den Augen. Einerseits weil mich die Kriegsgeschehnisse, die ähnlich meine Mutter erlebt hat, so mitgenommen haben; weil es wahre, teils unfassbare Erlebnisse sind, die hier aufgeschrieben wurden; weil gerade heute wieder so viele Menschen aus der Ukraine auf der Flucht sind und die Geschichte dadurch eine hohe Aktualität erlebt. Andererseits Freudentränchen, als sich am Ende alles zum Guten wendet und sich zwei Menschen nach fast 60 Jahren wiedergefunden haben. Aber mehr will ich hier auch nicht verraten.


    Ich finde es so furchtbar zu lesen, wie Menschen anderen Menschen ein Leid nach dem anderen zufügen; wie sie morden, vergewaltigen, plündern und den Menschen auch noch ihr letztes Hab und Gut von den Schultern reißen. Aber es gibt auch in diesen Situationen Menschen wie Karl, der sich Gefahren aussetzt um anderen zu helfen. Menschen wie er bringen mir den Glauben an das Gute im Menschen wieder zurück. Es ist kaum vorstellbar, was Menschen alles mitmachen und aushalten können. Am Ende war ich dann froh und dankbar, dass doch noch alles gut geworden ist.


    Ich finde es toll, wie die Autorin es geschafft hat, die Geschichten von zwei Frauen, Anna in Kriegszeiten und Paula in der Jetztzeit, zu verbinden. Durch kurze Kapitelüberschriften weiß ich immer genau, wo ich mich wann gerade aufhalte. Und ich war froh, dass ich in den letzten beiden Tagen viel Zeit zum Lesen hatte. Denn das Buch ist ein echter Pageturner. Da waren nur sehr kleine Lesepausen drin. Ich war total gefangen von den Erlebnissen der beiden Frauen.


    Eine emotionsgeladene, spannende, teils grausame, aber auch lebensbejahende Geschichte, die zeigt, was Menschen fähig sind anderen Menschen anzutun und was Menschen alles aushalten können. Da es nur noch wenige Zeitzeugen gibt, sollten Geschichten wie diese, wenn auch nur in Romanform, nicht vergessen werden.


    5ratten

  • Im Nachwort erfahren wir nochmal ausführlicher, was auch auf dem Buch steht: Roman nach einer wahren Geschichte. Eigentlich sind es zwei Geschichten, die die Autorin miteinander verwoben hat, aber man merkt dem grausamen Erzählstrang an, dass er nicht erfunden sein kann. Die Vertriebenen erleben so schlimme Dinge, immer und immer wieder, dass es kaum auszuhalten ist.

    Leider hat Lind es nicht geschafft, mir die Personen nahe zu bringen, so dass mich die Grausaumkeit irgendwann nur noch abgestoßen hat. Aber ich habe leider kaum mit den Personen gefühlt. Zumal fand ich den Plottwist auch so grausam, dass der letzte Rest Empathie im Keim erstickte. Das ist wirklich schade. Das Ende hingegen war dann so rosig und stimmig, dass es für mich nicht mit dem Rest harmonierte und mir ein wenig too much war.


    Ein anderer Kritikpunkt ist, dass die Autorin gefühlt so gar nicht die "Gegenwartsschiene" berücksichtigt hat. Sie hat die Zeit 2004 so beschrieben, wie sie die Schreibgegenwart (2020-2022, schätze ich) wahrgenommen hat. Also es war zu modern, wenn ich mir überlege, wie das Leben vor zwanzig Jahren war. Selfies machte man damals noch nicht, es gab ja noch nicht mal wirklich Smartphones. Solche Kleinigkeiten gab es öfter im 2004-Text.

  • Selfies machte man damals noch nicht, es gab ja noch nicht mal wirklich Smartphones. Solche Kleinigkeiten gab es öfter im 2004-Text.

    Sowas ist ärgerlich. Smartphones haben sich erst Ende der Nuller-Jahre so richtig verbreitet.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Selfies machte man damals noch nicht, es gab ja noch nicht mal wirklich Smartphones. Solche Kleinigkeiten gab es öfter im 2004-Text.

    Sowas ist ärgerlich. Smartphones haben sich erst Ende der Nuller-Jahre so richtig verbreitet.

    Ja, so alltäglich sie jetzt auch sind, aber wir haben sie noch nicht wirklich lange. Das fällt einem dann erstmal wieder richtig auf, wenn man drüber nachdenkt.