Camilla Sten - Das Haus der stummen Toten

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  • Spannend!


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    Eleanor Fälth hatte nicht das beste Verhältnis zu ihrer Grossmutter Vivianne, die sie gross gezogen hat. Trotzdem ist der Schock gross, als sie bei einem ihrer Besuche ihre Grossmutter tot auffindet. Dazu kommt die Verwirrung, als Eleanor erfährt, dass sie von ihr den alten Landsitz Solhöga, nördlich von Stockholm, geerbt hat. Mit Freund Sebastian fährt Eleanor zum alten Gutshof und entdeckt Mysteriöses.




    Die Geschichte ist sehr vielseitig und spannend. Die Spannung zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Das beginnt schon mit der Ermordung von Grossmutter Vivianne, bei der man sich fragt, was da genau geschehen ist und wie dies mit dem Rest der Geschichte zusammenhängt. Das beinhaltet auch Rückblicke in das Jahr 1965, in dem ein Dienstmädchen auf dem Landsitz der Familie Fälth, seine Erlebnisse erzählt. Gekrönt wird das Ganze durch einen Mord in der Gegenwart, als Sebastian und Eleanor mit zwei Schlüsselfiguren auf Solhöga weilen. Dort geschehen gruselige Dinge und etliche Passagen haben bei mir Gänsehaut ausgelöst. Das Setting ist gut gelungen und durch die Rückblicke der ehemaligen Bediensteten in den 60er Jahren wird der Gruselfaktor noch verstärkt. Man wartet wortwörtlich darauf, was sich hinter der nächsten Ecke, in der nächsten Nische verbirgt.


    Großartig fand ich, dass in dieser Geschichte eine selten thematisierte Beeinträchtigung Platz gefunden hat. Eleanor leidet unter Prosopagnosie, einer Gesichtsblindheit, die oft angeboren ist und den Menschen mit dieser Störung das Sozialleben schwer macht. Sie können Gesichter nicht unterscheiden und orientieren sich oft an Frisuren, Körpergrösse oder Haltung. In „Das Haus der stummen Toten“ wird diese Schwäche sehr gut in die Handlung integriert, jedoch nicht anhaltend thematisiert.

    Eleanor scheint aber auch noch andere soziale Probleme zu haben und ab und zu wird nebenbei erwähnt, dass deren Ursprung wohl in der Kindheit liegen. Ihre Grossmutter war eine harte und böse Frau und nach dem Verlust ihrer Tochter unnachgiebig mit ihrer Enkelin. Das wahre Gesicht von Viviane, die man als Leser in der Gegenwart nur vom Hörensagen kennt, zeigt sich im Strang in der Vergangenheit.


    Eine Entwicklung in der Vergangenheit, die ich nicht habe kommen sehen, hat mich begeistert. Plötzlich fielen massenhaft Puzzlestücke an ihren Platz und so kann ich bestätigen, dass der Plot nicht nur gut, sondern auch ideenreich ist.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Mir hat das Buch auch gefallen.
    Es dauert, bis die Geschichte so richtig in Schwung kommt, aber es lohnt sich, dranzubleiben. Allerdings hatte ich relativ früh eine Vermutung, die sich dann auch als korrekt herausgestellt hat. Dennoch blieben noch genug offene Fragen, um es bis zum Schluss spannend zu halten!

    LG, Dani


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  • Der Thriller "Das Haus der stummen Toten" von Camilla Sten hat ein recht eingängiges Setting zu bieten: Einen abgelegenen Gutshof, der durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird, in dem schließlich sogar noch der Strom ausfällt. Hinzu kommen ein Mord und ein Selbstmord (dieser sogar auf dem Gelände des Gutshofes) - eigentlich kennt man diese Zutaten recht gut. Camilla Sten schafft es aber, daraus einen spannenden Thriller zu machen, weil sich der größte Teil der Handlung mit den (auch psychologischen) Hintergründen der eigentlichen Ereignisse beschäftigt.


    Die Protagonistin Eleanor ist gerade dadurch glaubwürdig, dass sie alles andere als perfekt ist. Sie ist nicht nur durch ihre Gesichtsblindheit eingeschränkt, sondern auch psychisch durch den frühen Tod der Mutter und das Aufwachsen bei ihrer gefühlskalten Großmutter Vivianne geschädigt. Trotzdem schafft sie es, Vivianne nicht zu verteufeln sondern die Liebe, die trotz allem von ihrer Seite eine Rolle gespielt hat, zu sehen. Und das ist generell eine Stärke dieses Thrillers: Dass bei allen Figuren versucht wird, die Motivation hinter ihren Handlungen darzustellen und sie dadurch mehrdimensional erscheinen zu lassen, es gibt hier nicht einfach gut oder böse, sondern viele Zwischentöne.


    Da verzeihe ich es auch, dass mir der Showdown zum Schluss etwas zu dick aufgetragen war, den hätte ich nicht gebraucht, mir hätte es gereicht, dass die Geheimnisse am Ende gelüftet wurden.


    4ratten