Kazuo Ishiguro - Klara and the sun

  • Kazuo Ishiguro – Klara and the sun

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Erschienen: 2021

    340 Seiten


    Klappentext:

    From her place in the store, Klara, an Artificial Friend with outstanding observational qualities, watches carefully the behavior of those who come in to browse, and of those who pass in the street outside. She remains hopeful a customer will soon choose her, but when the possibility emerges that her circumstances may change for ever, Klara is warned not to invest too much in the promises of humans.


    Eigene Meinung:


    Es ist nicht das erste Buch von Ishiguro, welches ich las und wieder einmal wurde ich nicht enttäuscht. Ich bin immer wieder fasziniert von der Gabe des Autors sich in seine unterschiedlichsten Protagonisten hineinzuversetzen und diesen in der ersten Person solch eine überzeugende Persönlichkeit verleiht, dass man vergisst, dass der Autor eben nicht gleichzusetzen ist mit dem Erzähler. Faszinierender um so mehr, da es sich in diesem Buch bei der Protagonistin nicht um einen Menschen handelt.


    Ishiguro widmet sich in diesem Buch dem Thema KI aber es ist dennoch nicht wirklich einzuordnen um welches Genre es sich hier handelt. Es ist ein bisschen von vielem. Es ist eine Utopie, aber es ist gleichermaßen ein Gesellschaftsroman, denn es geht ebenso um Vertrauen, Liebe mit und ohne Bedingungen, den gesellschaftlichen Stellenwert von Erziehung und Ausbildung unserer Kinder (mit der impliziten Frage, ob jedes Mittel recht ist um Kinder zu erfolgreichen Menschen zu machen) und der Frage, wie weit ein Mensch bereit ist zu gehen, wenn das Leben des eigenen Kindes auf dem Spiel steht.


    Ishiguro schafft es, trotz des abstrakten Themas, diese Fiktion zu einem potentiell möglichen Szenario werden zu lassen, mit dem die Menschheit eines Tages (und vielleicht sogar in nicht allzu ferner Zukunft) konfrontiert wird. Das erinnert mich an Orwells 1984. Ein Buch, das zum Zeitpunkt seiner Entstehung reine Fiktion und Utopie war, dessen Thematik aber mittlerweile Teil unseres täglichen realen Lebens ist.


    Das wirft durchaus die Frage auf, ob auch Ishiguro einen fast gleichermaßen hellsichtigen Blick auf unserer Zukunft wirft. Das sind jedoch Spekulationen. Nichtsdestotrotz zeigt diese fiktive Geschichte das auf, was sich viele KI-Forscher nicht eingestehen wollen oder schlichtweg ignorieren. Das wir verpflichtet sind für das, was wir erschaffen, auch alle Konsequenzen mit zu bedenken. Konsequenzen die uns Menschen, aber auch die künstliche Lebensform selbst, betreffen, denn auch diesen „Geschöpfen“ gegenüber haben wir eine Verantwortung zu tragen. Was unterschiedet den Mensch von der Maschine und wer von beiden ist "humaner"? Diese Frage bleibt im Kopf und sollte nicht aus den Augen verloren werden.


    Zu diesem Thema kann ich als weiterführende Literatur empfehlen:



    Hans Jonas – Das Prinzip Verantwortung


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Fazit: Ishiguro hat mich wieder einmal in seinen Bann gezogen. Seine Art zu schreiben ist dicht, poetisch und doch unmittelbar und stellenweise schonungslos ernsthaft. Sie erzeugt eine intensive Nähe zur Protagonistin und die Geschichte bleibt im Gedächtnis, auch wenn das Buch schon längst wieder im Regal steht.


    5ratten + :tipp: