Jennette McCurdy - I'm Glad My Mom Died

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    I'm glad my Mom died von Jennette McCurdy.



    Worum es geht:

    Jennette hat es mit 6 Jahren schon oft gehört: Ihre Mutter Deb wollte Schauspielerin werden, ihre Eltern haben es ihr jedoch verboten. Als Deb meint, es wäre doch spaßig, wenn Jennette stattdessen Schauspielerin werden würde, stimmt diese zu, um ihre Mutter nicht wütend zu machen. Was daraufhin folgt, sind 15 Jahre Misshandlungen, bis ihre Mutter stirbt.




    Zitat

    My entire life's purpose, keeping Mom alive and happy, was for nothing. All those years I spent focusing on her, all the tie I spent orienting my every thought and action toward what I thought would please her most, were pointless. Because now she's gone.



    Triggerwarnungen für das Buch (explizit und nicht nur im Vorbeigehen erwähnt) und teilweise für diese Rezension:




    Zitat

    "I don't want to act anymore," I say before I even realize I've said it.

    Mom looks at me in the rearview mirror. A mixture of shock and disappointment fills her eyes. I immediately regret saying anything.

    "Don't be silly, you love acting. It's your favorite thing in the world," Mom says in a way that makes it sound like a threat.

    Jennette ist die perfekte Schauspielerin. Solange sie denken kann, spielt sie ihrer Mutter etwas vor, um diese bei Laune zu halten, und ihre Wutausbrüche nicht abzubekommen. Von Produzenten wird sie geschätzt, weil sie immer alles macht, was man ihr sagt, auf Befehl weinen kann, und selbst als Kind psychisch kranke Charaktere spielt, wie es viele erwachsene Schauspieler*Innen mit jahrelanger Erfahrung nicht können. Ihr Geheimnis: Das hat sie alles von ihrer Mutter gelernt.


    Zitat

    I'm screaming at the top of my lungs. Hysterical. I'm yelling that my stuffed animals are gonna kill me, I know they're gonna kill me. I'm rolling around on the floor, bruising my sides as I thrash around, bumping into couch legs and edges of dressers. I'm screaming, screaming, screaming, until ...

    "And cut!"[...]

    "Wow, Net," Mom says while she looks at me with a fierceness that almost scares me. "Where did you learn to act like that?"

    "I don't know," I say, even though I do. I know exactly where I learned to act like that.

    But I know better than to tell Mom that I got my character inspiration from her erratic and violent behavior. That would only invoke more erratic and violent behavior.

    Ihre Mutter, die nach ihrer Krebserkrankung beschlossen hat, 24 Stunden am Tag mit ihren Kindern zu verbringen, um Erinnerungen zu sammeln.


    Erinnerungen, die inzwischen das ganze Haus verstopfen, denn Deb wirft nichts mehr weg. Die Betten sind gefüllt, und die Familie ist gezwungen, auf Turnmatten im Wohnzimmer zu schlafen.


    Debra liebt das. Es ist wie eine nicht endend wollende Übernachtungsparty. So ist Jennette zunächst froh, mal aus dem Atem nehmenden Haus zu kommen. Doch auch ihre Mutter folgt ihr hier überall hin. In die Küche. Unter die Dusche. Auf die Toilette. In ihre erste eigene Wohnung.


    Und als Deb stirbt, als Jennette ihre Schauspielkarriere beenden kann, als sie sich mit ihrem Psychologen unterhält, da bemerkt sie: Sie ist froh, dass ihre Mutter gestorben ist.



    Ich kannte Jennette McCurdy vorher nicht wirklich. Ich war damals zu alt für ICarly und hatte ihre Existenz nur peripher auf dem Schirm. Aber dann wollte ich wissen, worum der ganze Fussel um ihr Buch sich dreht, und warum sich so viele über den Titel aufregen.


    Also begann ich das Buch an einem Freitagmorgen vor dem Zähneputzen. Und das war ein Fehler. Denn ich musste den ganzen Tag mein Tablet mit mir herumschleppen, und in jeder freien Sekunde lesen. Ich konnte meine Augäpfel nicht mehr von dem Text lösen.


    Dabei ist das Buch durchaus nicht mit Geringschätzung geschrieben. McCurdy erzählt Dinge einfach, wie sie passiert sind, und da sie es als Kind als normal empfunden hat, nicht mit Verachtung.


    Aber das heißt nicht, dass sie dafür dankbar sein muss.

  • Ich habe schon mehrmals von diesem Buch gehört in letzter Zeit, habe aber keine Rezension ganz gelesen (bis auf diese) und mich auch nicht näher damit beschäftigt, auch wenn mich der Inhalt interessiert. Ich habe McCurdy auf dem Cover auch nicht erkannt - ich habe iCarly auch nicht geguckt aber kenne trotzdem einige Szenen und McCurdy einfach so generell con der TV Landschaft bzw dem Internet. Sie ist mir immer aufgefallen (positiv/talentiert). Ist natürlich sehr erschreckend, zu erfahren, was dahinter steckt.


    Ich bin noch unschlüssig, ob ich das Buch wirklich lesen möchte, aber mein Interesse ist trotzdem gestiegen..

  • Scheinbar habe ich sie ein paar mal bei Malcolm mittendrin gesehen – erkannt habe ich sie nicht. Ich finde, selbst als Teenager sah sie ganz anders aus denn als Kind, und als Erwachsene hat sie sich nochmal stark gewandelt (wohl auch wegen des Alkohols und der Magersucht).

  • Ja stimmt, sie sieht wirklich sehr anders aus. Finde ich auch.

  • Das erinnert mich ein bisschen an die Biografie von Christina Crawford. Sie hat auch von jahrelangen Misshandlungen durch ihre Mutter Joan Crawford berichtet.

    Dabei ist das Buch durchaus nicht mit Geringschätzung geschrieben. McCurdy erzählt Dinge einfach, wie sie passiert sind, und da sie es als Kind als normal empfunden hat, nicht mit Verachtung.

    Das ist mir bei Christina auch aufgefallen. Als sie jung war, waren die Zustände daheim für sie normal, das hat sie erst später erkannt. Trotzdem hat sie bis zum Schluss verzweifelt versucht, von ihrer Mutter den Beweis zu bekommen, dass sie sie liebt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das erinnert mich ein bisschen an die Biografie von Christina Crawford. Sie hat auch von jahrelangen Misshandlungen durch ihre Mutter Joan Crawford berichtet.

    Dabei ist das Buch durchaus nicht mit Geringschätzung geschrieben. McCurdy erzählt Dinge einfach, wie sie passiert sind, und da sie es als Kind als normal empfunden hat, nicht mit Verachtung.

    Das ist mir bei Christina auch aufgefallen. Als sie jung war, waren die Zustände daheim für sie normal, das hat sie erst später erkannt. Trotzdem hat sie bis zum Schluss verzweifelt versucht, von ihrer Mutter den Beweis zu bekommen, dass sie sie liebt.

    So war das bei Jennette auch. Sie war schon zu Hause ausgezogen und hatte sich ein Haus gekauft, und hat immer noch versucht, ihrer Mutter gerecht zu werden.


    Erst als sie nach deren Tod wegen ihrer Essstörung in Behandlung geht, und erzählt, dass ihre Mutter sie als Kind auf Diät gesetzt hat, um ihre Pubertät zu verzögern (damit sie jüngere Rollen spielen kann), geht ihr mit Hilfe des Arztes ein Licht auf.

  • Solche Dynamiken sind ja auch ganz schwer von alleine zu kennen. Unser Gehirn ist ganz schön fies zu uns und mag das Vetraute zu gerne... selbst wenn es einem eigentlich schmerzen bereitet...


    Dem Buch kann man bei den englischsprachigen Youtuberinnen momentan quasi nicht entkommen, weshalb mir das Buch ehrlicherweise auch ganz schön auf den Keks geht zur Zeit. Gut, ich habe einfach auch keinen Bezug zu I-Carly und kenne die Schauspielerin nicht. Und dazu kommt... ich lese keine Biografien, schon gar keine Autobiografien.

    Mir reicht, was ich in den Videos dazu so gehört habe. Trotzdem finde ich es wirklich erschreckend, was die Autorin zu erzählen hat. Vor allem wenn man sich mal klar macht, das sie ja nicht nur von ihrer Mutter sondern auch von der Filmindustrie in der sie aufgewachsen ist so ausgenutzt und ausgebeutet wurde. Und das ihre psychischen Probleme dabei sogar eher als Gewinn gesehen wurden und es egal war, Hauptsache Quote und Lächeln vor der Kamera passten allen Beteiligten in den Kram...

    Auf Youtube gibt es ja inzwischen einige Videos zur Frage wie etwa auch der Disneykonzern und Nickelodeon mit ihren Kinderschauspieler:innen umgingen. Und bei Nickelodeon gab es ja auch einen großen Missbrauchsskandal.

  • HoldenCaulfield ich glaube, dass da noch viel mehr kommt weil jetzt die Betroffenen merken, dass man ihnen jetzt wirklich zuhört. Davor gab es zwar immer wieder Gerüchte in diese Richtung, aber die sind nie verfolgt worden.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Da muss ich immer an Mara Wilson denken. Irgendwann meinte sie (ich glaube, bei Twitter) mal, dass sie an jedem Set das einzige Kind war, das als Hobby geschauspielert hat. Alle anderen hatten keine Wahl, ihre Eltern brauchten das Geld.


    Als Kind war sie wohl sehr verwundert darüber, wie man mit 7 schon Rechnungen bezahlen muss. Und die anderen Kinder waren überrascht, dass sie aus Spaß schauspielert, und nicht als Einnahmequelle.


    Vermutlich ist das, wie bei Jennette, in 98 % der Fälle so, dass sie die Miete aufbringen müssen, weil ihre Eltern arm sind, und Mara Wilsons oder Ariana Grandes kommen mal alle Jubeljahre vor.

  • @Nomnivor

    Ich denke auch, bei Kindern sind da oft eher die Eltern die treibenden Kräfte... Generell in Branchen in denen schon Kinder Geld verdienen (können). Siehe Youtube und IG Familienkanäle...

    Aber auch im Sport.

  • Die Sprouse Brüder wurden (laut Cole Sprouse) auch von ihrer Mutter in die Branche gegeben, als Baby schon. Bei ihnen scheint es wohl dann besser als bei anderen gelaufen zu sein, weil sie dann später trotzdem beide sich ihre eigenen Wege ausgesucht haben (eine Zeitlang zumindest), aber Armut der Mutter war bei ihnen der ausschlaggebende Punkt, warum sie in der Branche gelandet sind und bis dato auch immer wieder in ihr landen. Ich denke, dass sie da bestimmt auch mit einigen Dingen zu kämpfen haben mental.


    Peter Lustig hat mal gesagt "Kinder gehören nicht vor die Kamera, das ist Quälerei". Und den Diskurs bzgl Kinderschauspielerei gibt es ja generell auch bzgl. Hollywood. Ich denke es gibt immer Ausnahmen und dass sich eine kinderlose Filmbranche nicht einfach so umsetzen lässt, aber je älter ich werde desto seltsamer finde ich Kinder in manchen Filmprojekten, bzw desto mehr mache ich nie Gedanken.


    Edit: Hier das mit Peter Lustig, habe das rausgesucht, falls sich jd interessiert :)

    Peter Lustig: Er hasste Kinder nicht
    Dem "Löwenzahn"-Moderator hing der Ruf an, Kinder nicht ausstehen zu können. Unserem Autor tut das furchtbar leid, er hat das Gerücht versehentlich verursacht.
    www.zeit.de

  • Jennette McCurdy zeigt, wie sehr sich schöner Schein und Realität oft unterscheiden. Wenn man sich ihre Bilder von der Zeit, aus der sie erzählt, ansieht, kann man sich kaum vorstellen, was damals hinter den Kulissen passiert ist. Obwohl ich beim genauen Hinschauen fand, dass ihr Lächeln manchmal künstlich wirkte, gerade wenn es ein Bild war, auf dem sie gemeinsam mit ihrer Mutter zu sehen ist. Aber das kann genauso gut daran liegen, dass ihr diese Auftritte auf dem roten Teppich nicht gefallen haben.


    Das Leben im Elternhaus muss schrecklich gewesen sein: kein Platz, überall Krempel und die Mutter, die die Atmosphäre im Haus bestimmte. Die ihre Krankheit benutzte, um ihre Familie zu manipulieren, aber auch um sich interessant zu machen. Mütter, die ihre Kinder dazu drängen, ihre nicht erfüllten Träume zu leben, gibt es viele. Bei Jennette waren es nicht nur die Träume, sondern viel mehr. Ihr ganzes Leben drehte sich um ihre Mutter, der sie verzweifelt versuchte, zu gefallen und der sie nie genug war.


    Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass sich niemand gegen die Mutter zur Wehr gesetzt hat, dabei war ihr Verhalten mehr als extrem. War es die Erleichterung, dass es nur Jennette getroffen hatte und die anderen Familienmitglieder in einem relativen Frieden gelassen wurden? Ich kann nicht verstehen, dass niemand eingegriffen hat. Sicher ist es nicht leicht, weil sich so eine Dynamik langsam aufbaut und man sie erst erkennt, wenn es eigentlich zu spät ist. Trotzdem gab es immer wieder Momente, in denen der Vater ihr ein kleines bisschen Freiraum verschafft hat. Aber mehr als diese kleine Geste gab es nicht.


    Jennettes Geschichte macht betroffen, besonders weil sie wahrscheinlich nur eine von Vielen ist. Aber sie ist eine von Wenigen, die darüber sprechen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kirsten ()