Friedrich Christian Delius - Die Flatterzunge

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    Ein Posaunist des Berliner Opernorchesters ist mit dem Orchester bei einem Gastspiel in Israel, wo er aus Pedanterie und um dem Barkeeper seine Unaufmerksamkeit zu beweisen die Quittung mit Adolf Hitler unterschreibt.

    Es folgt der Rauswurf aus dem Orchester wogegen er ankämpfen will. An und für sich ist er ein unpolitischer Mensch, die Aktion kam aus einem Impuls heraus.


    Er beginnt für das Gerichtsverfahren am Arbeitsgericht alles was ihm zu seiner Tat einfällt aufzuschreiben. Herausgekommen ist eine Abrechnung mit sich selbst, der Welt um sich herum.


    Sein Liebesleben ist nicht sehr tiefgehend. Er lässt sich auf die Frauen in seinem Leben nur auf sexueller Ebene ein. Einen richtigen Bezug zu ihnen kann er nicht herstellen. Dies schafft er auch nicht mit seinem Sohn. An der Oberfläche ist es einfacher für ihn zu navigieren.


    Der Posaunist war auf dem Weg nach Jericho, um Mauern einstürzen zu lassen, aber er wurde zuvor nach Hause geschickt, um einen noch größeren Skandal zu verhindern. Später wieder in Berlin spielt er die Posaune, als der Großteil der Berliner Mauer abmontiert wird, ganz in der Nähe des Gebietes, wo das Holocaustdenkmal errichtet werden soll (das Buch spielt Anfang der 1990er Jahre).


    Um das Spiel des Instrumentes zu perfektionieren, muss er die Zunge flattern lassen und die Töne gleichzeitig ausspucken, das ist das Gegenteil von dem, was ihm sein kriegsversehrter Vater immer eingetrichtert hat, nämlich alles runterzuschlucken. Er bildet sich auch ein aufgrund seines Berufes ein guter Liebhaber zu sein, seine letzte Partnerin erklärt ihm aber geradeheraus, dass sie das ekelhaft findet. Seine Selbstzweifel auch aufgrund der existenziellen Angst werden dadurch nur verstärkt. Er hat sogar einmal die Idee, sich einen Künstlernamen zuzulegen und als italienischer Musiker aufzutreten.


    Delius verwendet sehr komplexe Sprachkompositionen und Metaphern, baut das Buch auf wie eine Oper. Das Leben des Protagonisten ist auch wie eine Oper – dramatisch, ohne Ausweg mit einem wahrscheinlich nicht guten Ende. Er regt auch dazu an, althergebrachte Meinungen zur deutschen Geschichte zu überdenken, neu zu definieren ins nächste Jahrtausend zu bringen.