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Elena Ferrante hat ein sehr dichtes Werk geschrieben mit der zentralen Frage kann sich eine Mutter von ihrem Muttersein emanzipieren.
Hat eine Frau das Recht, sich von ihren Kindern zu lösen? Es steht zwar Roman außen am Cover aber eigentlich ist es mehr eine Novelle, wunderbar und schnell zu lesen.
Die Protagonistin als auch viele andere Figuren in dem Buch, Leda stammt aus einfachen neapolitanischen Verhältnissen, hat sich schon direkt nach der Schule von ihrer Heimat gelöst und ging nach Florenz. Sie studierte und wurde Anglistikprofessorin an der Universität, heiratet und bekommt zwei Töchter. Zu diesen hat sie ein sehr entrücktes Verhältnis, einerseits, weil sie sich in ihrer Kindheit 3 Jahre Auszeit von ihnen genommen hat, um sich selbst zu verwirklichen. Leda hat ihren „Schwan“ gefunden, wie ihr antik-mythologisches Vorbild. Sie wurde erfolgreich, sie fand einen Liebhaber.
Die oben genannten Hintergründe kommen in der Handlung des Buches immer wieder in Flashbacks. Leda ist mittlerweile 48 und lebt allein. In den Ferien beschließt sie nach Süditalien zu fahren, um Urlaub am Strand zu machen. Dort beobachtet sie eine neapolitanische Familie, nicht unähnlich ihrer eigenen. Eine junge Frau mit einer Tochter, die eine Puppe hat. Ebenso wie die schwangere Schwägerin und etliche weiter Familienmitglieder. Das Mädchen flößt der Puppe Schlamm und einen Wurm durch den Mund ein, damit die Puppe genauso schwanger wird wie ihre Tante.
In einem Impuls entwendet Leda die Puppe. Sie nimmt sie mit nach Hause. Das Symbol der Puppe, der emotionalen Entfernung ihrer eigenen Töchter, bringt sie zum Nachdenken. Sie reflektiert ihr Leben, geht mit sich selbst zu Gericht. Sie reinigt die Puppe und zieht den Wurm heraus, quasi eine Abtreibung.
Sie freundet sich auch etwas mit Nina an, der Mutter der Tochter. Diese ist in ihrer Situation auch sehr unglücklich, gefangen in einer durch die Camorra durchtränkte Familie. Zwischen den beiden gibt es auch homoerotische Spannungen, obwohl Nina eigentlich eine Affäre mit Gino dem Bademeister hat. Die Spannungen lösen sich aber nicht auf, weil Leda offen gesteht die Puppe gestohlen zu haben.
Viele Denkanstöße und Diskussionsmöglichkeiten entstehen aus diesem Buch. Es gibt auch viele Parallelen auch mit Namen und Symbolen aus der neapolitanischen Tetralogie von Elena Ferrante um Lenu und Lila. Dieses Buch ist allerdings vorher entstanden.
Wer mal ein oder zwei Tage Luft hat in ihrer Leseplanung, das ist das perfekte Buch dafür. Anspruchsvoll und dennoch leicht zu lesen.