Das Gedicht stammt, wenn ich das richtig sehe, aus dem Jahr 1970.
Ich vergesse so viel
Das meiste
Nur einiges nicht
Ein alter Mensch erinnert sich (oder eben nicht)
Die englische Tänzerin mit den roten Schuhen müsste sich eruieren lassen. Gerade so, aus dem Stand, kann ich mit dieser Zeile nichts anfangen, ausser natürlich, dass sie typisch ist für die seltsame Art und Weise, wie unser Langzeitgedächtnis funktioniert.
Die mit Kalk übergossenen Toten - Massenhinrichtungen, wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg.
Zeit schöner Engel
Mit dem Kranz im Haar
Und der Pistole im Gürtel
Hm ... Ensslin oder Meinhof?
Der R.A.F. gegenüber gestellt das Christentum, dessen Gründer ebenfalls aufsässig war. Ein Christentum, das nun aber - via die Kirchen - zur einer Grossmacht geworden ist. Während das Christentum als (innerer?) Glaube ohnmächtig ist. Beides sozusagen seit jeher (immer), will sagen: Der Zwiespalt ist dem Christentum inhärent. Bis heute. So verstehe ich heute noch, nicht als "heute noch aber bald nicht mehr". Die Entwicklung der offiziellen Kirchen hatte Kaschnitz meiner Meinung nach hier überhaupt nicht im Blick.
Ein politisches Gedicht? Ja. Eines, das den Bogen spannt vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart der Jugendunruhen und der R.A.F.