Mehr Platz der Lyrik

Es gibt 100 Antworten in diesem Thema, welches 6.276 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Falls ihr die Idee auch im Klassikerforum verfolgt, bitte ich um Info - auch ich hätte vermutlich Gedichte, die viele Monate, evtl. Jahre beschäftigen würden: Ich bin aber mit dieser Form - ein Gedicht pro Woche - wer auch immer es einstellt, sehr konform: Gedichte sollte man stets 'häppchenweise' genießen, finde ich ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Wir haben ja schon darüber gesprochen, das ich die Idee sehr schön finde! Ich freu mich auf die nächsten Gedichte. Besonders freut es mich, das b.a.t. und ich doch nicht die Einzigen sind, die Lust haben über Lyrik zu sprechen. :lachen: (Wir waren uns unsicher^^)


    Mir persönlich sind Gedichte, die so eine gewisse moralisierende Botschaft haben ... äh zu nervig. :lachen: Vor allem wenn es dann in diese Schiene, nimm Dich zurück, sei Dankbar oder werde Minimalistisch geht.

    Daher ist das vorliegende Gedicht absolut gar nicht mein Fall um ehrlich zu sein. Ich habe beim Lesen total die Augen verdreht und war genervt. :lachen:

  • Ich liebe Lyrik.


    Aktuell höre ich Edgar Allan Poe und bewundere wieder einmal, wie wohlig schaurig seine Gedichte sind.


    Danke fürs einstellen b.a.t.


    Für mich wirkt das Gedicht eher anklagend, als rückbesinnend. Ich merke das oft, dass ich bei Gedichten, die mich als Leserin mit 'Du' direkt ansprechen, dass das bei mir sehr abhängig von meiner eigenen emotionalen Situation ganz unterschiedlich ankommt. Jetzt in dem Fall klagt es mich eher an. Was ganz interessant ist, denn jetzt werde ich erst mal lange darüber nachgrübeln, warum ich es so interpretiere 😁


    Ein Gedicht, das mich, seit ich die Inspector Gamache Romane entdeckt habe, nicht mehr loslässt, ist "Beyond repair" von Marylin Plessner aus ihrem Buch "Vapour Trails", das ich seitdem erfolglos suche.


    Who hurt you, once,
    so far beyond repair
    that you would meet each overture
    with curling lip?
    While we, who knew you well,
    your friends, (the focus of your scorn)
    could see your courage in the face of fear,
    your wit, and thoughtfulness,
    and will remember you
    with something close to love.


    Das berührt mich einfach nur jedes Mal aufs Neue und ich begegne manchmal Menschen, bei denen ich diese ersten vier Zeilen im Kopf rezitiere.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Zank


    Hat man den Sinn erfasst, fallen Fehlerteufelchen hier nicht so ins Gesicht, Gedicht - ähem, ich mein' natürlich Gewicht :D

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • wobei jede Woche ein neues Gesicht wär mal was:)


    Maskerade verwirrt sicher einige. Das ginge dann aber eher in Richtung Dramatik als Lyrik.

  • Antwort, wenn auch viel weniger elegant:


    Diesem Gedicht gebricht es nicht an Gewicht,

    Allein es fehlt ein (ge)rechtes.. Gesicht.

    Gedicht ohne Gesicht - geht nicht.

  • Hier kommt das zweite "Wochengedicht".

    Ich habe das Gedicht als Jugendliche irgendwo entdeckt und es hat mir damals (und bis heute) so gut gefallen, dass ich es über mein Bett gehängt habe. Ich mag es, wie durch die wenigen Worte eine Geschichte erzählt wird und das Thema Träume/Realität finde ich sowieso sehr spannend, auch z.B. in Richtung Klarträume.

    Ich bin gespannt auf eure Gedanken dazu. :)


    Samuel Taylor Coleridge (1772-1834, britischer Dichter und Philosoph)


    Deutsche Übersetzung (Internetfund):



    :blume:

  • Puh, das bringt Erinnerungen an meine erste Literaturvorlesung an der Uni :)


    Wordsworth, Coleridge, die den Beginn der Romantik in England einleiteten, später Shelley und Byron.


    Was wäre wenn, ..

    Was ist wahr und was ist Traum. Wie real können Träume sein, in wie weit können sie die Realität beeinflussen.


    Bei den deutschen Romantikern wäre die Blume wohl blau gewesen.


    Was macht man, wenn sich Traum und Wirklichkeit (to be defined) so sehr vermengen, dass man zwischen den beiden nicht mehr unterscheiden kann.


    Lebt man dann in einer Traumwelt?

    Träumt man sich die Realität so zurecht, wie man sie gerne hätte?

  • Das ist bei Übersetzungen oft so, aber bei Lyrik im Besonderen, weil da ja jedes einzelne Wort genau abgestimmt ist.


    Ich glaube es ist auch für Dolmetscher das Schwierigste, was es zu übersetzen gibt.


    Wenn es irgend wie geht, lese ich Gedichte immer im Original, schränkt mich aber eben auf ein paar Sprachen ein.

  • Das Gedicht ist im Original voll schön. Da hat es eine Rhythmik die in der Übersetzung verloren geht.

    Da gebe ich dir Recht. Habe die Übersetzung auch nur eingefügt, falls sich jemand mit dem Englischen schwer tut :)



    Was macht man, wenn sich Traum und Wirklichkeit (to be defined) so sehr vermengen, dass man zwischen den beiden nicht mehr unterscheiden kann.

    Ein beliebtes Motiv auch in Filmen. Mir fällt da als erstes Inception mit Leonardo DiCaprio ein.

    Oder Matrix. Oder gerade schaue ich eine Serie auf Netflix "Sie weiß von dir", in der

  • Das Gedicht hat mich ein wenig irritiert, weil es von der Form her so gar nicht nach Coleridge klingt. Ich finde es auch in meiner Ausgabe nicht. Dafür meint Quoteinvestigator, dass zwar einen Tagebucheintrag gibt mit ungefähr dieser Aussage, aber in Prosa:

    Zitat

    If a man could pass through Paradise in a dream, and have a flower presented to him as a pledge that his soul had really been there, and if he found that flower in his hand when he awoke — Ay! and what then?

    So klingt das schon viel ... entschuldigt das doofe Wortspiel, aber: prosaischer. In der zuerst zitierten Form wurde es aber offenbar im 20. Jahrhundert bei Parapsychologen beliebt, wenn ich das richtig verstehe. Mit der bei Coleridge häufigen Gegenüberstellung des Kunstschönen und des Naturschönen, von Zivilisation und Natur (wobei die Lyrik sich dann meist auf der Seite der Natur befindet!), hat das nur ansatzweise zu tun, weshalb er wohl den Gedanken auch nicht weiter verfolgt hat.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer danke fürs Nachforschen. Das in der romantischen Zeit übliche Reimschema fehlte. Ich bin von einem Aphorismus ausgegangen. Zumindest stammt die Idee von Coleridge, der Impuls des ganzen, der dann von seinem Enkel weitergesponnen wurde.


    Vielleicht sollten wir wenn wir Gedichte zitieren, die nur aus Büchern zitieren.