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Mehr Platz der Lyrik

  • b.a.t.
  • 29. September 2022 um 20:38
  • Zum letzten Beitrag

Es gibt 677 Antworten in diesem Thema, welches 52.283 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. November 2025 um 06:21) ist von sandhofer.

  • b.a.t.
    ...
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    • 21. Oktober 2025 um 19:46
    • #661

    sorry hatte einen Kopierfehler, hab das bookshelf wieder gelöscht

  • sandhofer
    Je nun...
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    • 21. Oktober 2025 um 20:02
    • #662
    Zitat von Alice

    (Mit den Absätzen ist das eine andere Sache - aber die wären ja ok.)

    Bei mir ist es genau umgekehrt: Die Zeilenumbrüche finde ich in der modernen Lyrik normal. Aber die Absätze - also die Strophen - wollen mir nicht einleuchten. :rolleyes:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Alice
    liest
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    • 21. Oktober 2025 um 21:22
    • #663

    "Normal" ist bei einem Gedicht der Fall, ja (also normal..;)) - meine Frage an mich selbst war aber hier: Sind sie hier überhaupt nötig, d.h. verstärken oder ergänzen sie eigentlich die Aussage des Textes?!

    (Zusatz: Ich las vor kurzem die Mikroromane von Ransmayr - also Prosa - hat mich ein bisschen daran erinnert...)

  • Valentine
    Mermaid Librarian
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    • 22. Oktober 2025 um 10:57
    • #664

    Als Prosatext wäre es auch schön in meinen Augen, aber ich finde die Zeilenumbrüche durchaus passend. Für mich erzeugen sie so ganz winzig kleine Spannungsmomente, wie es wohl in der nächsten Zeile weitergeht, die in einem Fließtext so nicht funktionieren würden. Das unterstreicht Olivers oft ein wenig ungewöhnliche Gedankengänge.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.
    Leonard Cohen

  • Breña
    Abenteurerin
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    • 22. Oktober 2025 um 22:31
    • #665

    Das Gedicht gefällt mir auch ausgesprochen gut, vielen Dank, denn für mich ist die Autorin eine Neuentdeckung. Mir gefällt die Atmosphäre, die entsteht, und der Fluss der Worte. Das heißt auch, dass ich definitiv Fan der Zeilen- und Absatzumbrüche bin.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • b.a.t.
    ...
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    • 24. Oktober 2025 um 20:13
    • #666

    Wen kann ich denn motivieren für nächste Woche ein Gedicht zu posten?

  • Juva
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    • 24. Oktober 2025 um 21:30
    • #667

    Ich habe einen neuen Lyrikband am Start, in dem ich bestimmt etwas passendes finden werde.;)

  • Juva
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    • 26. Oktober 2025 um 19:46
    • #668

    Achilles

    sie hat dich eingetaucht in Liebe
    dieses warme Bad
    das an dir noch Jahre später
    nach Ambra riecht
    außen eingehüllt
    innen versiegelt
    nur an einer kleinen Stelle
    hinter deiner Zunge
    duftet nichts
    man vermutet
    dort strömt die Welt in dich ein
    in ihrer ganzen Rohheit
    und verlässt dich wieder
    ungefiltert, komprimiert
    dort ist dein Wunderpunkt

    Aus: Doris Vogel - Dieses Buch gehört dem König 2.0. Stuttgart 2024, S. 17.

  • Juva
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    • 26. Oktober 2025 um 19:50
    • #669

    Hintergrundinformationen zum Gedicht (falls gewünscht):

    Zum Titel des Gedichtbandes:

    Spoiler anzeigen

    Der Titel des Gedichtbandes spielt mit der Widmung "Dies Buch gehört dem König", die Bettine von Arnim 1843 zum Titel ihres Königsbuchs macht und damit Friedrich Wilhelm IV. adressiert.

    Zum Inhalt des Gedichtbandes:

    Spoiler anzeigen

    Doris Vogel in ihrem bemerkenswerten Lyrikdebüt widmet sich einem der wohl größten Mythen des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von der komplizierten und vielschichtigen Biografie Elvis Presleys, legt sie mit diesem Band Gedichte vor, die das Leben des gleichsam prototypischen Stars vom Anfang bis zum Ende, von der Geburt bis über den Tod hinaus bedenken, reflektieren. Die Gedichte spielen auf ungewohnt-überraschende Weise mit Sprache und Perspektive, Bilderreichtum und Klarheit, mit assoziativer Weite und unmittelbarer Greifbarkeit. E. P., der besondere Mensch, der sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat, hält dieses Lebensbuch stofflich-thematisch zusammen – öffnet aber zugleich den Raum fürs menschlich Allgemeine, für all unsere menschlich-allzumenschlichen Gegebenheiten.

    (Beschreibung des Buches auf amazon.de)

    Und hier ein Eindruck von einer der Lesungen der Autorin aus dem Gedichtband:

    Doris Vogel & Band - Dieses Buch gehört dem König 2.0

  • Sagota
    Booktraveler
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    • 26. Oktober 2025 um 21:24
    • #670

    Überschrift des Gedichts und das Gedicht selbst gefallen mir; mein erster Eindruck ergibt aber auch Widersprüche (trotz aller Liebe gelingt es "ihr" demnach nicht, Achilles in absolute Liebe einzutauchen, einzuhüllen: Es bleibt ein "Restrisiko" - hier nicht die Ferse, sondern ein Bereich im Gaumen "hinter der Zunge" - der die Rohheit der Welt einströmen lässt...

    - sehr positiv ist natürlich die 3. und 2. letzte Zeile: Diese "Rohheit" (also alles Ungute dieser Welt) strömt ebenso wieder hinaus - ungefiltert, komprimiert. Das heißt für mich (zumindest verstehe ich es so, dass dieses "Ungute" ihm im Grunde nichts anhaben kann...

    witzig finde ich die Zusammenführung der Wörter "wunder Punkt" in "Wunderpunkt" - es gleicht also einem Wunder, das "ihm" - Achilles - widerfährt. Er kommt ungeschoren davon.... (zumindest in diesem Gedicht, wie ich es interpretiere :/;))

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Juva
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    • 26. Oktober 2025 um 22:15
    • #671

    Es geht nicht um den mythologischen Achilles, hier wird ein sehr viel modernerer Mensch mit ihm verglichen und das Gedicht nimmt Bezug auf seine Jugendzeit, deshalb gehe ich davon aus, dass hier die Mutterliebe gemeint ist - die ein Kind beim Erwachsenwerden natürlich nicht komplett beschützen kann.

    Zitat von Sagota

    witzig finde ich die Zusammenführung der Wörter "wunder Punkt" in "Wunderpunkt" - es gleicht also einem Wunder, das "ihm" - Achilles - widerfährt. Er kommt ungeschoren davon.... (zumindest in diesem Gedicht, wie ich es interpretiere :/;))

    Dieser Wunderpunkt, den ich als Wortneuschöpfung sehr schön finde, ist der Grund, warum ich gerade dieses Gedicht ausgewählt habe. Und das "Wunder" bedeutet nicht nur, dass er ungeschoren davon kommt, sondern bildet ein außerordentliches Talent ab.

  • b.a.t.
    ...
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    • 30. Oktober 2025 um 20:45
    • #672

    Die Heldenverehrung in diesem Gedicht mit antikem Anschein lässt sich einfach ins 20. Jahrhundert übertragen.

    Von Achilles zu Elvis. Die Achillessehen von Elvis war quasi sein Kehlkopf.

    Die Welt strömte in ihn hinein, und mit seiner einzigartigen Stimme, die nicht versiegelt war ließ er das, was in ihn eindrang, seine Muse verletzlich und emotional wieder raus.

    Allerdings gingen durch die Kehle auch sämtliche Substanzen hinein, ohne die er dann nicht mehr konnte. Weil eben nicht versiegelt, drangen immer mehr Medikamente in ihn ein.

    Letztendlich wurde der Held, wie das antike Vorbild, durch diese eine verletzliche Stelle getötet, wenn auch selbst ausgeführt.


    Ich war mal in Memphis in der Vorweihnachtszeit 1997 und es ist wirklich unglaublich wie viele Verschwörungstheoretiker und weltentrückte Menschen es dort gibt. Rund um sein Anwesen ist eine Zaunmauer mit tausenden Inschriften und viele davon, die noch immer glauben, dass ihr "King" noch lebt.

    Tragischerweise wurde ja ein anderer King, nicht allzu weit von Graceland im Lorraine Motel wirklich ermordet.

  • b.a.t.
    ...
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    • 30. Oktober 2025 um 21:37
    • #673

    Ausnahmsweise und aus gegebenen Anlass das Gedicht für nächste Woche schon etwas früher.

    Halloween, Allerheiligen und Día d los muertes kommen näher und viel düsterer als Georg Heym geht es kaum.

    Georg Heym - Die Irren

    Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand.
    Die Irren hängen an den Gitterstäben,
    Wie große Spinnen, die an Mauern kleben.
    Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.

    In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben.
    Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit
    Der Wahnsinn auf. Das Brüllen pflanzt sich weit,
    Daß alle Mauern von dem Lärme beben.

    Mit dem er eben über Hume gesprochen,
    Den Arzt ergreift ein Irrer mit Gewalt.
    Er liegt im Blut. Sein Schädel ist zebrochen.

    Der Haufe Irrer schaut vergnügt. Doch bald
    Enthuschen sie, da fern die Peitsche knallt,
    Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen.

  • sandhofer
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    • 3. November 2025 um 07:48
    • #674
    Zitat von Juva

    Achilles

    sie hat dich eingetaucht in Liebe
    dieses warme Bad
    das an dir noch Jahre später
    nach Ambra riecht
    außen eingehüllt
    innen versiegelt
    nur an einer kleinen Stelle
    hinter deiner Zunge
    duftet nichts
    man vermutet
    dort strömt die Welt in dich ein
    in ihrer ganzen Rohheit
    und verlässt dich wieder
    ungefiltert, komprimiert
    dort ist dein Wunderpunkt

    Aus: Doris Vogel - Dieses Buch gehört dem König 2.0. Stuttgart 2024, S. 17.

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    Um noch einmal darauf zurück zu kommen (sorry, b.a.t. , Du bist mir da ein bisschen zu früh reingegrätscht): Nehmen wir an, es geht um den, um den es gemäss Spoiler gehen soll. (Ich kenne weder Autorin noch Buch weiter.) Ich stutze dann aber ob der letzten fünf Zeilen. OK - die Rohheit der Welt, der er nur durch immer grössere Einnahme von Drogen zu begegnen wusste (von daher die eine Seite des wunden Punkts). Aber: Die "Rohheit [...] verlässt dich wieder ungefiltert, unkomprimiert"? Hm ... ich weiss nicht ... für mein Empfinden gibt es kaum eine künstlichere Figur im Business - mit Ausnahme vielleicht später dann von M.J. Irgendetwas will uns die Autorin (hoffe ich) mit diesen Adjektiven sagen, aber was?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Juva
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    • 3. November 2025 um 18:08
    • #675
    Zitat von sandhofer

    Aber: Die "Rohheit [...] verlässt dich wieder ungefiltert, unkomprimiert"? Hm ... ich weiss nicht ... für mein Empfinden gibt es kaum eine künstlichere Figur im Business - mit Ausnahme vielleicht später dann von M.J. Irgendetwas will uns die Autorin (hoffe ich) mit diesen Adjektiven sagen, aber was?

    Es könnte vielleicht darauf bezogen sein, dass Elvis seine Songs nicht selbst geschrieben hat und dafür auch zu Lebzeiten schon kritisiert wurde. Und es war ja nun auch nicht alles gut, was er gesungen hat, die Bandbreite ist bei diesem Künstler schon sehr groß. Ähnlich wie bei seinen teils wirklich sehr merkwürdig anmutenden Filmprojekten war seine Auswahl an Songs nicht immer gut - etwas mehr Filter wäre da vielleicht positiv gewesen.

  • sandhofer
    Je nun...
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    • 3. November 2025 um 20:00
    • #676

    Danke für die Erklärung, Juva . Dennoch finde ich die Wortwahl der Dichterin ... seltsam.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer
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    • 5. November 2025 um 08:34
    • #677
    Zitat von b.a.t.

    Georg Heym - Die Irren

    Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand.
    Die Irren hängen an den Gitterstäben,
    Wie große Spinnen, die an Mauern kleben.
    Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.

    In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben.
    Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit
    Der Wahnsinn auf. Das Brüllen pflanzt sich weit,
    Daß alle Mauern von dem Lärme beben.

    Mit dem er eben über Hume gesprochen,
    Den Arzt ergreift ein Irrer mit Gewalt.
    Er liegt im Blut. Sein Schädel ist zebrochen.

    Der Haufe Irrer schaut vergnügt. Doch bald
    Enthuschen sie, da fern die Peitsche knallt,
    Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen.

    Alles anzeigen

    Nun also das hier. Expressionismus, wie er im Bilderbuch steht. Meist kurze und - eben - expressive Sätze. Farbkombinationen, die ungewöhnlich sind: gelbe Wolken. Oder seltsame Vergleiche: Die Irren, die zu Spinnen werden, dann zu Tänzern, dann zu Amoklaufenden, dann zu Mäusen. Nichts ist, wie es scheint; alles kann anders werden (oder sein?). Und dabei klassische Sonett-Form. Muss man können.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Kritty
    Eskapismusenthusiastin
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    • 6. November 2025 um 02:30
    • #678
    Zitat von b.a.t.

    Ausnahmsweise und aus gegebenen Anlass das Gedicht für nächste Woche schon etwas früher.

    Halloween, Allerheiligen und Día d los muertes kommen näher und viel düsterer als Georg Heym geht es kaum.

    Georg Heym - Die Irren

    Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand.
    Die Irren hängen an den Gitterstäben,
    Wie große Spinnen, die an Mauern kleben.
    Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.

    In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben.
    Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit
    Der Wahnsinn auf. Das Brüllen pflanzt sich weit,
    Daß alle Mauern von dem Lärme beben.

    Mit dem er eben über Hume gesprochen,
    Den Arzt ergreift ein Irrer mit Gewalt.
    Er liegt im Blut. Sein Schädel ist zebrochen.

    Der Haufe Irrer schaut vergnügt. Doch bald
    Enthuschen sie, da fern die Peitsche knallt,
    Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen.

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    Sehr stimmungsgeladen und szenisch, ich mag das Gedicht sehr! Habe das beim Lesen alles klar vor mir gesehen und finde die Vergleiche garnicht so seltsam. Und ziemlich genial: die Wolken erscheinen gelb weil hinten ihnen sich der Mond entlang schiebt, die "Irren" sind hinter Mauern und erscheinen mit ausgestreckten Armen (da sie sich an/zwische die Fensterstäbe klammern) wie riesige Spinnen. Und dann wuseln alle :D


    Ich musste tatsächlich an ein paar Szenen aus dem neuen "Nosferatu" (2024?) denken. Wer den gesehen hat weiß vielleicht, was ich meine. Die Vibes sind für mich sehr ähnlich.

    Not all those who wander are lost - Tolkien

    SuB: 174 📜 Krittys Kabinett 🗃️ Meine Listen 📋

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  • b.a.t.
    ...
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    • 8. November 2025 um 23:36
    • #679

    wer möchte denn für nächste Woche ein Gedicht posten?

  • sandhofer
    Je nun...
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    • 10. November 2025 um 06:21
    • #680

    Der Luftschiffer

    Gefahren bin ich in schwankendem Kahne
    Auf dem blaulichen Ozeane,
    Der die leuchtenden Sterne umfließt,
    Habe die himmlischen Mächte begrüßt.

    War, in ihrer Betrachtung versunken,
    Habe den ewigen Äther getrunken,
    Habe dem Irdischen ganz mich entwandt,
    Droben die Schriften der Sterne erkannt
    Und in ihrem Kreisen und Drehen
    Bildlich den heiligen Rhythmus gesehen,
    Der gewaltig auch jeglichen Klang
    Reißt zu des Wohllauts wogendem Drang.

    Aber ach! es ziehet mich hernieder,
    Nebel überschleiert meinen Blick,
    Und der Erde Grenzen seh' ich wieder,
    Wolken treiben mich zurück.

    Wehe! Das Gesetz der Schwere
    Es behauptet nur sein Recht,
    Keiner darf sich ihm entziehen
    Von dem irdischen Geschlecht.

    Karoline von Günderrode (1780-1806)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


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