Lillian Roth - I'll cry tomorrow

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    Lillian Roth (13. Dezember 1910 - 12. Mai 1980) war eine US-amerikanische Schauspielerin und Sängerin. Ihre Karriere begann schon im Kindesalter. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Ann war sie diejenige, die das Geld für ihre Familie verdiente. Ihr Vater hatte immer nur große Pläne, die er aber nie verwirklichen konnte. Dagegen versuchte die Mutter schon früh, die Kinder im Showgeschäft unterzubringen. Sie bereitete sie auf die jeweiligen Vorsprechen minutiös vor, bis sich die harte Arbeit auszahlte. Mit sieben Jahren hatte Lillian ihr Debüt am Broadway, ein Jahr später folgte der erste Film. Das war der Beginn einer fast sechzig Jahre andauernden Karriere mit vielen Höhen, aber auch vielen Tiefen.


    Meine Meinung

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Lillian Roth einer der Kinderstars in den USA. Sie hat den Weg zur Bühne nicht aus eigenem Willen eingeschlagen, sondern wurde von ihrer Mutter auf jedem Schritt geführt, manchmal regelrecht gedrängt. Das hat sie nicht mit körperlicher Gewalt getan, sondern sie hat ihre Kinder psychisch unter Druck gesetzt: mit Schuldgefühlen ihr gegenüber und dem Gefühl, dass sie nicht gut genug ist.


    Mir ist schon früh aufgefallen, wie reif Lillian gewirkt hat. Mit unter zehn Jahren redet sie bei Castings mit Produzenten wie eine Erwachsene. Auf der anderen Seite kann sie sich nicht wehren, wenn sie auf diesen Castings belästigt wird. Sie erzählt auch ihrer Mutter nichts davon. Ob aus Scham oder weil sie glaubt, von ihr keine Unterstützung zu bekommen, wird mir dabei nicht klar.


    Als sie mit den Shows unterwegs ist, gibt es einen gnadenlosen Konkurrenzkampf. Lillian ist die Jüngste, sie ist noch ein Kind währen die anderen schon fast erwachsen sind. Wieder ist sie zwiegespalten. Auf der einen Seite will sie dazu gehören, auf der anderen Seite sieht sie auch dass die älteren Mädchen viele Dinge tun, die nicht richtig sind.


    Zu dieser Zeit kommt sie das erste Mal mit Alkohol in Berührung. Der ist das Allheilmittel: Beruhigungsmittel, Helfer um ein paar Kilos zu verlieren und natürlich geht man nach einer erfolgreichen Show feiern. Wer nicht trinkt, gehört nicht dazu und Lillian will dazu gehören.


    Wenn etwas so allgegenwärtig ist, wird es nicht als schlimm angesehen. Besonders, wenn man noch funktioniert, wie Lillian das getan hat. Sie kommt oft betrunken zu ihrer Arbeit, aber so lange sie abliefert wird ihr Zustand ignoriert. Eine Therapie würde schließlich bedeuten, dass sie für das Studio kein Geld verdienen kann.


    Was mich erschreckt hat war, wie selbstverständlich Lillian Roth alles hingenommen hat. Manchmal kam es mir so vor, als ob sie sich nur als einen Teil einer Maschinerie und nicht als eine Person, die ein eigenes Leben verdient hat, gesehen hat. Krankheiten, Ehemänner und Freunde: wenn etwas nicht in das vorgeschriebene Bild gepasst hat, dann durfte es nicht sein. Jahrelang war sie nur von Menschen umgeben, die etwas von ihr wollten. Da wundert es nicht, dass sich Lillian jedem zuwandte, der ihr nur ein wenig Aufmerksamkeit schenkte und die meisten ihrer Ehen genauso schnell endeten, wie sie geschlossen wurden.


    Schlimm fand ich den Umgang mit ihrer Krankheit. Lillian kam aus ihrer ersten Therapie zur Arbeit zurück, aber ihre Umgebung nahm keine Rücksicht darauf dass sie gerade erst trocken war. Im Gegenteil, die vergangenen Wochen wurden totgeschwiegen, Lillian bekam keine Unterstützung und griff schnell wieder zum Alkohol. Das hat sich unzählige Male wiederholt, bis sich die Folgen auf ihrem Gesicht gezeigt haben. Dann griff das Studio ein: Lillian wurde nicht mehr besetzt und weil sie nicht mehr von Nutzen war, bekam sie auch keine Hilfe. Bei männlichen Kollegen war das anders: da gehörte es fast schon zum Image, wenn man getrunken hat.


    Das Bild, das Lillian Roth Hollywood zeichnet, ist hässlich. Es ist eine Welt des schönen Scheins, in der nur wichtig ist was vor den Kulissen passiert. Was mit den Menschen dahinter passiert, interessiert niemanden. Aber auch wenn Lillians Geschichte tragisch ist, konnte sie mich nicht wirklich berühren. Vielleicht, weil sie aus einer lang vergangenen Zeit erzählt (was nicht heißen soll, dass diese Dinge nicht immer noch passieren, denn das tun sie durchaus). Vielleicht aber auch, weil sie ihre Geschichte selbst so erzählt, als ob sie sie nicht berührt. Sie benutzt die richtigen Worte, aber sie wirkt auf mich oft so, als ob sie nur die Rolle der Frau spielen würde, deren Geschichte sie erzählt.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.