Literaturnobelpreis 2022

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  • Hallo,


    auch wenn ich die Nobelpreisträger:in noch nie richtig vorhergesehen habe, wage ich mal vier Tipps, die ich für würdige Preisträger:innen hielte:


    Peter Nadas (der größte lebende europäische Schriftsteller)

    Cormac McCarthy (wenn man einen Amerikaner wählt, dann ihn)

    Annie Ernaux (die Französin, die einen autobiografischen Stil geprägt hat)

    Ljudmila Ulitzkaja (wenn man den Preis nach politischen Kriterien vergeben will)


    Gruß, Thomas

  • Auch in den Naturwissenschaften ist es auf Grund der Gremien, die Kandidat:innen vorschlagen oder gar ernennen dürfen, so, dass alte weiße Männer andere alte weiße Männer nominieren und wählen. Und auch da wird der Ruf nach mehr Frauen immer lauter.


    Was den Nobelpreis für Literatur betrifft: Der wird nicht nach literarischer Qualität vergeben. Ich zitiere Wikipedia:

    Nach Nobels Testament, das den Statuten der Nobel-Stiftung zugrunde liegt, soll mit dem Preis für Literatur ausgezeichnet werden, wer „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Na, da habe ich ja einen Volltreffer gelandet. Habe mehrere signierte Bücher von ihr. Habe ihr Potential beim ersten Auftritt in Frankfurt gleich erkannt.

  • Hm, ich hatte heute morgen noch überlegt, ob ich nicht in die Bib fahren und mir ein Buch von Ernaux leihen sollte. Nun ist es zu spät. Eines ihrer neueren Bücher hatte vor 10 Minuten, als ich in den Katalog guckte, 116 Vorbestellungen. Jetzt sind es 133, pardon, 148.


    Ich höre mir gerade die Sendung im Schwedischen Radio an; dort sind alle begeistert. Ich selbst bin ein wenig enttäuscht. Nichts gegen Ernaux - ich habe nichts von ihr gelesen -, aber schon wieder jemand aus Frankreich *seufz*. Aber immerhin eine Französin.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Nichts gegen Ernaux - ich habe nichts von ihr gelesen -, aber schon wieder jemand aus Frankreich *seufz*.

    Das war auch mein erster Gedanke. Aber ich habe mich auch sehr gefreut, dass eine Frau den Preis bekommen hat.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Warum schon wieder? Davor wurde der Preis 2014 an Frankreich gegeben. Da lagen die Buchmacher dieses Mal goldrichtig. Ein Ausgleich zur häufigen Wahl des englischen Sprachraums der letzten Jahre.

  • Naja, 2014 ist nicht mal 10 Jahre her. Wieviele Länder gibt es auf der Welt?

    Und in diesem Jahrtausend ist das schon der dritte Preis, der nach Frankreich geht.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Das Problem mit den vielen Ländern ist, wieviele Autor:innen aus diesen Sprachen werden übersetzt. Die Vorauswahl treffen quasi schon die Verlage.


    Die Jury ist natürlich im westlich-sozialisierten Literaturbereich aufgewachsen. Die Standards sind sicherlich auch dadurch beeinflusst.


    Ich kenne die genauen Statistiken nicht auswendig, aber soweit ich mich erinnere, wurde ein sehr großer Anteil an übersetzten Werken in englisch im Original herausgegeben. Daher ist da der Pool der Auswahlmöglichkeiten schon mal relativ groß.


    Ich freue mich auf jeden Fall wenn es Preisträger:innen gibt, die gute Literatur schreiben. Theoretisch verdient haben es so viele Schriftsteller;innen, da müsste jeden Tag ein Preis verliehen werden und noch immer gäbe es Anwärter:innen, die nicht berücksichtigt werden (können).


    Verlagsinteressen und Politikum ist aber sicherlich auch im Spiel. Frankreich ist eben ein großer Buchmarkt.

  • Frankreich ist DER Buchmarkt überhaupt. Der französische Buchhandel macht mehr Jahresumsatz als jedes andere Land, selbst als die USA (*). Das liegt zwar auch mit daran, dass Bücher in F teurer sind, aber eben AUCH daran, dass die Franzosen bereit sind, mehr für Bücher auszugeben, und Bücher lesen einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat.


    (*) Ich hatte mal eine Quelle mit Zahlen, finde sie aber gerade nicht. Werde mal suchen.

  • Peter Nadas (der größte lebende europäische Schriftsteller)

    Wo Du das so mutig in den Raum stellst - hättest Du denn einen initialen Buchtipp von diesem Autor für eine eher einfach gestrickte Amateurleserin, die außerdem noch leicht genervt von reinen schriftlichen Selbstbespiegelungen ist? :/ (Oder würdest Du dann eher abraten??)

  • Schwierig. Aber: M.E. reichen bei ihm die ersten drei Seiten einer Leseprobe, dann begeistert sein oder weglegen. Sein Buch „Der eigene Tod“ ist einfach zu lesen, behandelt halt ein Thema, für das man sich interessieren muss. Ist sicher literarisch nicht so typisch für ihn. Nadas ist auch Fotograf, habe jetzt die Originale in einer Frankfurter Ausstellung gesehen. So kann man sich ihm auch nähern. Aber auch die Bilder finde ich nicht einfach. Habe den Autor persönlich erlebt und er entwickelt eine gewisse Aura. Dann fängt man an, dem auf den Grund zu gehen. Vielleicht geht es nur so.

    G. Grass war ein ähnlich komplexer Schriftsteller, würde ihn auch nicht mal so eben empfehlen.

    Als Buchhändler würde ich dir lieber J Marias, Stanisic oder McCarthy verkaufen. Ebenfalls alles sehr gut. Funktionieren aber für unterschiedliche Lesertypen.

  • Als Buchhändler würde ich dir lieber J Marias, Stanisic oder McCarthy verkaufen. Ebenfalls alles sehr gut. Funktionieren aber für unterschiedliche Lesertypen.

    Ersteren kenne ich gar nicht - von Stanišić hab ich 2 Bücher ziemlich gerne gelesen, aber fand, dass das hochgelobte Herkunft gegen Ende dann leider doch stark abfällt.. - Tom oder Mary McCarthy.. :breitgrins: ??

    (Ich bin leider wohl ein sehr.. subjektiver "Lesertyp".. ;) )

  • Ich freu' mich sehr für Annie Ernaux, auch wenn ich noch keine Bücher von ihr gelesen habe: Sie ist ja inzwischen über 80 Jahre alt und besonders ihre Übersetzerin ist mir (durch SR2 Kulturkanal) ein Begriff.... (Sonja Finck)


    Für Bücher, die stark autobiografisch geprägt sind - und wie ich im Biblio-Katalog gesehen habe, recht "dünn" sind - zwischen 80 und 110 bis 250 Seiten lang sind - finde ich es schon sehr stark, wenn man mit 83 Jahren für analytische Schärfe in den Texten (die Gesellschaft betreffend) den Nobelpreis für Literatur bekommt!


    Kann ich besser mit leben als mit dem letzten Träger des Nobelpreises-Literatur (Dylan)....

    Leider sind fast alle ausgeliehen von Ernaux - aber viele sind (sicher seit heute) im Warenkorb der Biblio ^^

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Hm, ich hatte heute morgen noch überlegt, ob ich nicht in die Bib fahren und mir ein Buch von Ernaux leihen sollte. Nun ist es zu spät. Eines ihrer neueren Bücher hatte vor 10 Minuten, als ich in den Katalog guckte, 116 Vorbestellungen. Jetzt sind es 133, pardon, 148.


    Das Buch (En flickas memoarer/Mémoire de fille) hat mittlerweile 263 Vorbestellungen. Es gibt davon allerdings auch 39 Exemplare in der Bib und ihren Filialen.


    Eben habe ich mir aus Neugier noch alle 40 Treffer im Bibliothekskatalog angeguckt. Es gibt tatsächlich noch ein paar unausgeliehene, nicht vorbestellte Exemplare:

    - einige Blindenhörbücher (die Nichtbehinderte nicht ausleihen dürfen)

    - ein Buch auf Georgisch

    - ein Buch in zwei Exemplaren auf Armenisch und

    - ein Hörbuch auf Französisch. Ich bin versucht, es zu leihen, obwohl ich weiss, dass mein Französisch dazu nicht ausreicht. Ein normales Buch lesen könnte ich wahrscheinlich - in dem Radioprogramm zur Verkündung wurde auch gesagt, dass sie relativ leicht verständlich schreibt, aber bei einem Hörbuch bin ich verloren. (Glaube ich.)

    Wir sind irre, also lesen wir!