Volker Kutscher - Transatlantik

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  • ‎ Volker Kutscher - Transatlantik (Gereon Rath, #9)


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    Man mag es sicher kaum für möglich halten, aber dies ist der erste Band dieser Reihe den ich gehört habe. Auch die auf den Büchern basierende Fernsehserie habe ich nie gesehen, noch wusste ich den Autor zuzuordnen. Ich habe dieses Buch ausgesucht weil mich der Klappentext ansprach, und natürlich der Erzähler, David Nathan!

    Aber WOW -- was für ein großartiges, spannendes Buch! Obwohl es schon acht vorhergehende Bände gibt, wurde alles so erzählt, dass ich der Geschichte auch ohne jegliche Vorkenntnisse folgen konnte!

    Jetzt bin ich so begeistert, dass ich die versäumten Bände sobald als möglich nachholen werde -- und bis ich das geschafft habe, gibt es hoffentlich schon die eine oder andere Fortsetzung, denn ich will unbedingt wissen wie es weitergeht.

    Die beklemmende Atmosphäre im Deutschland unter den Nazis wird sehr eindrücklich beschrieben, nicht nur am Beispiel Charlottes und ihrer Freunde, sondern auch am Beispiel der Schicksale von Fritz und Hannah.

    Ich hoffe sehr, auch die Beiden in einer Fortsetzung wieder anzutreffen!

    Wie gewohnt liest David Nathan erstklassig, es ist sehr angenehm ihm zuzuhören.

    In Verbindung mit dieser wirklich spannenden und faszinierenden Geschichte habe ich die letzten beiden Nächte recht schlaflos verbracht, denn ich musste unbedingt wissen wie es weitergeht!

    auch für Neueinsteiger absolut geeignet.


    5ratten

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Die Verhältnisse in Berlin werden zunehmen unangenehmer. Daher wollten die Raths nach Prag. Doch es kommt anders für sie. Nach den Vorfällen im Jahr 1936 gilt Gereon offiziell als tot. Doch er ist untergetaucht und muss dann auch noch Hals über Kopf aus Deutschland weg. Für die Flucht nutzt er ausgerechnet das Luftschiff LZ 129, besser bekannt als die Hindenburg. Derweil versucht Charly alles, um Fritze aus der Nervenheilanstalt Wittenau zu retten. Dann ist plötzlich auch noch ihre Freundin Greta verschwunden und gerät auch noch unter Mordverdacht. Charly versucht alles, um sowohl Fritze zu helfen, als auch Greta zu finden und den Mord aufzuklären.


    Ich hatte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung der Rath-Reihe gewartet und Volker Kutscher konnte mich auch mit diesem Roman wieder packen. Während die Vorgängerbände sich hauptsächlich um Gereon Rath drehten, ist es dieses Mal Charly, die den Hauptpart hat. Charly wollte längst in Prag sein, doch sie ist eine treue Seele und sie kann ihre Freundin und ihren Ziehsohn nicht im Stich lassen. Sie ist inzwischen sehr misstrauisch, muss aber dennoch feststellen, aber auch sie braucht Freunde, die ihr Rückhalt geben. Charly hat es früher nie gefallen, wenn Gereon sich nicht so recht an Regeln gehalten hat, nun ist sie es, die hin und wieder Regeln außer Acht lässt. Sie braucht die Unterstützung von Gereons Nachfolger Andreas Lange. Am Ende muss sie etwas tun, das ihr mächtig gegen den Strich geht.


    Fritze hat mir auch sehr leidgetan. Schon in der illustrierten Ausgabe „Mitte“ wollte ich ihn oft schütteln, wenn er sich naiv verhalten hat. Auch jetzt versucht er alles, um seiner jüdische Freundin Hannah zu helfen und nimmt auf seine eigenen Befindlichkeiten wenig Rücksicht. Er landet wieder in der Familie Rademann.


    Raths Widersacher Sebastian Tornow glaubt nicht, dass Gereon tot ist und setzt ausgerechnet Reinhold Gräf auf Charly an. Das strahlende Bild, das sich Gräf vom neuen Deutschland gemacht hatte, ist längst eingetrübt.


    Das Leben im damaligen Deutschland wird immer einengender und bedrohlicher. Während die Meisten begeistert von den Veränderungen sind, gibt es aber auch solche Menschen, wie zum Beispiel Charly, die sich in ihrem Berlin und in ihrem Deutschland nicht mehr zu Hause fühlen. Dass alles auf einen Krieg hinausläuft ist schon spürbar, denn die Luftschutzübung wird nicht ohne Grund durchgeführt.


    Es ist wieder ein großartiger und gut recherchierter Kriminalroman, der mich von Anfang an gefesselt hat.


    5ratten

  • Zum Inhalt:

    Berlin 1937:

    Nach den Ereignissen aus "Olympia" ist Charlotte Rath auf sich allein gestellt. Gereon ist auf der Flucht und fliegt mit der Hindenburg nach Amerika... Fritze, den Charly zwar aus der Anstalt befreien konnte, muss zurück zur Familie Rademann und hat kaum eine Chance seiner Freundin Hannah doch noch helfen zu können. Reinhold Gräf fällt es derweil zunehmend schwer seine Geheimnisse zu bewahren. Es scheint, das ihm sein Chef schon auf der Spur ist...

    Als Gretas Geliebter ermordet wird, und diese spurlos verschwunden ist, beginnt Charly auf eigene Faust zu ermitteln. Denn Greta gilt als dringen Tatverdächtig. Doch Charly vermutet ganz andere Gründe hinter dem Mord. Denn der SS Mann Redewski wusste über die Hintergründe des Mordes bescheid, den Fritze während der olympischen Spiele mit angesehen hatte.

    Während Charly alles daran setzt die Wahrheit auf zu decken, braut sich jedoch auch in Amerika so einiges zusammen und das wiederum hat große Auswirkungen auf alles was noch in Berlin passieren wird...


    Meine Meinung:

    Für mich hat es hm ordentlich geknirscht in der Handlung. Das lag vor allem daran, das ich fand, das manches in "Transatlantik" nicht gut funktioniert hat. Vor allem die Trennung von Gereon und Charly. Dabei fand ich nicht mal schwierig, das Charly im Grunde die Hauptfigur des Romans ist. Gereon hat eine Nebenrolle. Sondern der ganze Erzählstrang von Gereons Flucht, Amerika usw. hat sich für mich einfach nicht in die Handlung eingefügt. Das war Volker Kutscher untypisch überkonstruiert. Tatsächlich hätte es vielleicht sogar für mich besser gepasst, wenn Gereon überhaupt keinen einen Erzählstrang gehabt hätte. Im Grunde war er hier nur am Rande wichtig. Charly hat sich eigentlich eh mit ihrer neuen Rolle abgefunden und das merkt man auch an ihrem Verhalten im Privatleben. Es zeigt aber auch ihre Unabhängigkeit, die sie nun wieder so leben kann, wie sie will. Ohne die ständigen Kämpfe mit ihrem Ehemann oder der Suche nach einer Frauenrolle, die sie nicht ausfüllen darf wie sie es möchte. Mal abgesehen davon, das sie sich sowieso nicht so richtig als Mutter gesehen hat. Egal wie wichtig ihr Fritze immer war.

    Natürlich kann sie das Ermitteln nicht lassen. Sie wäre eine tolle Polizistin geworden keine Frage. Amüsant fand ich dabei, das sie sich dabei ein wenig wie Gereon verhält und dabei zum ersten mal wirklich zu ihm zu passen scheint.


    Andere Handlungsstränge haben mich so wütend und fassungslos gemacht. Fritze hat einfach kein Glück und sein Leben bei den Rademanns wird immer unerträglicher für ihn. Ich hätte ihm so so gerne geholfen. Ich hätte mehr als einmal schreien mögen, weil so vieles dabei unfassbar ungerecht war.

    Volker Kutscher hat es uns Leser:Inne noch nie einfach gemacht. Es gab immer ambivalente Figuren und auch zwischenmenschliches, das eben nicht in schwarz-weiß getaucht war. Die historische Hintergründe sind in diesem Band eher der Rahmen, die Schlinge zieht sich nicht nur um die Rahts und ihre Freunde immer enger zu.

    Die Macht der SS wird vor allem über Reinhold Gräfs Geschichte deutlich. Sein Chef hat alle Trümpfe in der Hand und kann ihn weiterhin unter Druck setzen wie er möchte.

    Für mich wirkte dieser neunte und damit vorletzte Band der Reihe wie die Ruhe vor dem Sturm. Einiges das bisher wichtig war, wird aufgelöst anderes verändert sich unvorhergesehener Weise. Es ist als ob alle Beteiligten nun auf einen Abgrund zu steuern und man sich fragen muss: Was hat Volker Kutscher mit seinen Figuren am Ende vor?...


    4ratten