Rebecca Gable - Drachenbanner

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    Die bekannte Autorin Rebecca Gable hat mit dem historischen Roman „Drachenbanner“ einen neuen Waringham- Roman auf den Buchmarkt gebracht. Dies ist nun schon der siebte Band aus der Reihe. Da aber jeweils andere Generationen im Zentrum der Handlung stehen und die Bücher nicht immer chronologisch erschienen sind, kann man dieses Buch auch ohne Vorkenntnis lesen.



    Klappentext:


    England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...



    Voller Vorfreude war ich, als ich gelesen habe, dass ein neuer Waringham- Teil erscheinen soll. Bisher haben mir die historischen Romane aus der Feder von Rebecca Gable immer auf ihre eigene Weise begeistern und das Abtauchen nach Waringham hat immer etwas von Nach-Hause-Kommen. Auch hat sich Rebecca Gable im Bereich der historischen Romane bereits einen Namen gemacht. Und daher habe ich mit großen Erwartungen an dieses Buch herangewagt und ich wurde nicht enttäuscht.


    Der Schreibstil von Gable ist, wie ich es bereits aus ihren anderen Büchern gewohnt bin, sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen. Der Stil ist sehr bildhaft und dicht, gekonnt schafft es die Autorin, dass ein Bild vor dem geistigen Auge entsteht und man quasi in eine längst vergangene Zeit katapultiert wird. Dabei hat man als Leser das Gefühl, dass man mitten im Geschehen ist und lernt die Charaktere dabei immer besser kennen. Gekonnt wird eine dichte Atmosphäre geschaffen, sodass man sich alles sehr gut vorstellen kann und sich dabei vollkommen in diesem historischen Roman fallen lassen kann. Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits sind die häufigen Zufälle, welche die Handlung stellenweise bestimmen. Manchmal ist hier plötzlich der richtige Charakter zur richtigen Zeit am richtigen Ort, obwohl dies vorher nicht ersichtlich war. Dies häuft sich teilweise, sodass es manchmal etwas unrealistisch erschienen ist. Dieses Mal entführt ins Gable ins 13. Jahrhundert. Der Roman spielt nach dem Vorgänger „Teufelskrone“, sodass man nochmal ein Wiedersehen mit ein paar Charakteren aus diesem Buch erleben darf, was mich persönlich sehr gefreut hat. Auch im „Drachenbanner“ werden gekonnt historische Gegebenheiten oder auch Anekdoten aus der damaligen Zeit in die Handlung mit eingebaut. Einige historische Personen sind Teil der Handlung und werden vielseitig dargestellt, sodass man manche noch mal anderes wahrnimmt oder einfach mehr über diese historischen Persönlichkeiten erfährt. Man merkt auf jeder Seite des Buches die umfangreiche und tiefgründige Recherchearbeit der Autorin, welche im Vorfeld von ihr geleistet wurde. Die englische Geschichte aus dem 13. Jahrhundert wird in diesem historischen Roman lebendig erzählt und ganz nebenbei lernt man noch einiges über die damaligen Gegebenheiten und bekommt einen Vielseitigen Einblick über das Leben zu dieser Zeit. In diesem Buch werden auch oftmals die Gedanken und Probleme des einfachen Volkes beleuchtet, was diese belasten und auch beschäftigen. Allgemein werden einige interessante Aspekte in die Handlung mit eingebunden, sodass man dabei zum Beispiel einiges über die Leibeigenschaft erfährt.


    Positiv möchte ich auch die Charakterdarstellung erwähnen. Gable schafft es, packende Charaktere zu zeichnen und hierbei wissen nicht nur die Protagonisten zu überzeugen. Auch der ein oder andere Nebencharakter konnte mich in seinen Bann ziehen. Gefallen hat mir auch, dass diese nicht nur Schwarz oder Weiß gezeichnet werden, sondern oftmals in den unterschiedlichsten Grautönen schimmern. Auch die Antagonisten haben ihre liebenswerten Seiten und sind nicht nur Böse. Daher überrascht es auch nicht, dass die fiktiven Protagonisten Bedric Archer und Adela of Waringham ebenfalls ihre Schattenseiten haben. Auch sie haben schlechte Charakterzüge oder haben nicht immer gütig gehandelt und sich etwas zu Schulden kommen lassen. Diese Vielseitigkeit hat mir gefallen, haben sie die Charaktere dadurch lebendig wirken lassen. Außerdem hat es dazu geführt, dass man mit ihnen mitgefiebert hat und es gab die ein oder andere Stelle, da hat man um ihr Wohl gebangt. Sie sind mir ans Herz gewachsen und ich habe es genossen, an ihrer Seite die Handlung zu erleben. Aber auch die historischen Charaktere sind Gable gelungen. Besonders Simon de Montfort wird hier ausführlich beleuchtet. Dennoch hätte ich mir mehr historische Gegebenheiten gewünscht. Besonders am Anfang hat mir dies ein bisschen gefehlt, steht die fiktive Handlung sehr im Vordergrund. Henry III spielt in diesem Buch ebenfalls eine wichtige Rolle – hier hätte ich mir einfach mehr Szenen mit ihm gewünscht. Dennoch ist es Gable gelungen, Fakten und Fiktion gut miteinander zu verweben. Hier möchte ich nochmal jedem Leser das Nachwort nahelegen. In diesem geht die Autorin nochmal auf ein paar Gegebenheiten ein, unter anderem auch Aspekte, welche sie auslassen musste oder nicht näher beleuchten konnte.


    Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits sind die letzten Seiten von „Drachenbanner“. Mir persönlich war das Ende ein bisschen zu offen. Einige noch offene Punkte wurden nicht weiter geklärt und damit der Fantasie des Lesers überlassen. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Klarheit gewünscht.



    Alles in allem konnte mich die Autorin Rebecca Gable aufs Neue mit ihrem historischen Roman „Drachenbanner“ wieder von ihrem Erzähltalent überzeugen. Ihr ist es geschickt gelungen, mich in eine längst vergangene Zeit zu entführen und mich dabei an die Seiten ihres Werkes zu fesseln. Ich habe mit den vielseitigen Charakteren mitgelitten und dabei einiges über die Geschichte von England im 13. Jahrhundert gelernt. Dieser historische Roman hat erneut bewiesen, dass die Autorin eine Meisterin ihres Faches ist. Und somit bleibt mir nichts Anderes übrig, als gebannt auf das nächste Werk aus ihrer Feder zu warten. Für „Drachenbanner“ möchte ich wohlverdiente 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Liebhaber von historischen Romanen vergeben.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus: :tipp:

  • Ich stimme dir vorbehaltlos zu! :) Rebecca Gablé versteht es hervorragend, einen in ihren Bann zu ziehen. Und man lernt dabei unversehens einiges über die englische Geschichte. Ich habe alle ihre historischen Romane gelesen, auch diejenigen, diedie deutsche Geschichte thematisieren.

    Ich bin dadurch leider für fast alle anderen historischen Romane "verdorben", weil sie nicht annähernd an diese Bücher herangekommen. ;)

    Natürlich gibt es einige löbliche Ausnahmen, allen voran "Isenhart" von Holger Carsten Schmidt.

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!

    (gesehen auf einem Plakat)

  • Den guten Bewertungen kann ich mich anschließen, auch wenn ich mir das ein oder andere Mal ein etwas tieferes Eintauchen in die Materie - z.B. beim Erlernen des Handwerks - gewünscht hätte. Gefühlt blieb mir stellenweise sowohl die Handlung als auch die Personenentwicklung etwas zu oberflächlich. Das mag aber ev. auch daran liegen, dass ich alle historischen Romane der Autorin gelesen habe und eine Steigerung naturgemäß im Grunde irgendwann kaum noch möglich ist. Genossen habe ich das Buch trotzdem sehr, denn Frau Gablé ist einfach trotz kleinerer Kritikpunkte eine meisterliche Erzählerin und schafft es immer wieder Geschichte lebendig werden zu lassen.

    Von mir bekommt das Buch 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    @Bücherkatze: Isenhart schaue ich mir einmal näher an, auch wenn ich die Kombination Krimi/historischer Roman meist nicht so wirklich gelungen finde. Steht die Krimihandlung sehr im Vordergrund oder überwiegt die historische Geschichte?

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~


  • :marypipeshalbeprivatmaus:

    @Bücherkatze: Isenhart schaue ich mir einmal näher an, auch wenn ich die Kombination Krimi/historischer Roman meist nicht so wirklich gelungen finde. Steht die Krimihandlung sehr im Vordergrund oder überwiegt die historische Geschichte?

    Nein, sie steht nicht im Vordergrund. Meiner Meinung nach ist es sehr ausgewogen. Ich habe den Roman mit mehreren Jahren Abstand nochmal gelesen und dabei ein "neues" Buch entdeckt. :)

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!

    (gesehen auf einem Plakat)

  • Danke Dir, das hört sich gut an - ich merke mir das Buch mal vor :).

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

  • So, da das Taschenbuch nun endlich heraus ist, habe ich das Buch nun auch endlich gelesen. Hat gleich nochmal so viel Spaß gemacht, da ich es in einem Leseduett mit einer lieben Freundin gelesen habe. :five:


    Im ersten Drittel habe ich mir ein bisschen schwer getan und hatte öfters das Gefühl von "Gablé nach Zahlen", der Böse Waringham, die Rebellische Waringham, ... Alles schon gelesen von ihr, und das besser!


    Aber, danach, GSD hat es ordentlich angezogen, vor allem Bedrics Flucht aus Waringham (verrät schon der Klappentext, ich bin unschuldig!) hat ihm als Figur und dazu der Geschichte sehr gut getan.

    Allein dafür gebührt dem Buch schon ein Riesenkompliment, weil es mit der HeldInnen-Doppelung aus Weiblicher Waringham, Adela, und Nicht-Waringham, dem Leibeigenen Bedric, mal was anderes war und besonders bei Bedric war das echt interessant und ich habe sie beide sehr ins Herz geschlossen, sowie andere aus ihrem weiten Umfeld.

    Außerdem folgt das Buch durchaus einer anderen Richtung, als mich der Klappentext vermuten ließ. Gut für Gablé!


    Politisch haben wir hier den Second Barons' War zwischen Simon de Montfort und König Henry III & Prinz Edward. Mir war Montfort, den Gablé sichtlich bewundert, ein bisschen zu idealisiert, aber a) bin ich eine alte Zynikerin und b) eine Heuchlerin, denn bei meinen geliebten Lancasters & Beauforts (und wer ist daran schuld, hah?!) stört mich das bei ihr auch selten. :D


    Prinz Edward, fand ich, hat sie hervorragend getroffen. Noch lange nicht der Hammer der Schotten (und Alptraum der Waliser und von jedem, der ihm in die Quere gekommen ist!), aber man sieht schon die Anlagen im jungen Thronfolger.


    Das Ende hat mich ein wenig verwirrt zurückgelassen, weil es sehr plötzlich kam und viele Fragen offen gelassen hat. Da wir uns aktuell so, hm, ein, zwei Generationen vor Robins (Fortuna) Vater befinden, wäre schon noch Platz für ein Waringham-Buch. Ich wäre dabei! Logisch, oder?


    Vielleicht kein Highlight unter den Gablés, aber trotzdem ein schönes Buch, das wirklich Spaß gemacht hat und sich, wie sich das gehört, von selbst gelesen hat.


    Ich liebe Gablé als Autorin und das Buch hat das durchaus bekräftigt.


    4ratten

  • Ich hatte ja schon im Oktober 2022 mit dem Buch begonnen, ganz idyllisch hinter unserem Häuschen am Meer in der Bretagne. Fertig wurde ich in dem Urlaub aber leider nicht und dann lag es eine ganze Weile...sehr unüblich für mich bei einem Gablé-Buch. Ich glaube allerdings, dass der Hauptgrund ein ganz banaler war...das Buch ist ziemlich schwer und unhandlich, lässt sich nicht mit ins Büro nehmen. Im Bett fehlt mir das Licht für papierhafte Bücher, mit der Halslampe lese ich nur, wenn ich mir länger Zeit dafür nehme.


    Vor zwei Wochen habe ich es mir dann auf meinen Kindle geladen...Mittwoch habe ich den Wiedereinstieg (bei Seite 500 rum) gewagt und gestern beendet.


    Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen und ich bedauere, es so zerrissen gelesen zu haben, weil es der Stimmung Abbruch tut. Es war ein Wohlfühlbuch, wie es eigentlich all ihre Bücher sind...die Hauptcharaktere sind vielschichtig, die Handlung komplex und man lernt auf sehr unterhaltsame Weise viel über das mittelalterliche England.


    Die übrigen Bücher von ihr habe ich alle schon mehrfach gelesen - so wird es wohl mit "Drachenbanner" auch werden, denke ich <3 .

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Ich finde es auch immer schade, mir ein eigentlich gutes Buch zu "zerlesen", zu viele oder zu lange Lesepausen verringern bei mir den Genuss auch deutlich.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.