Hannah Ross - Revolutions: Wie Frauen auf dem Fahrrad die Welt veränderten / Revolutions: How Women Changed the World on Two Wheels

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    Hannah Ross erzählt die Geschichte des Radfahrens aus weiblicher Sicht. Es gibt doppelt so viele männliche Radfahrer wie weibliche, aber gerade zu Anfang war das anders. Die ersten Fahrräder waren so teuer, dass sich nur Wenige ein Rad leisten konnten. Damals war es für die Frauen der Oberschicht schick, mit den Freundinnen in den Parks oder im eigenen Garten ein paar Runden zu drehen und das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Radlern war ausgeglichen.


    Das änderte sich, als Fahrräder günstiger und so für jeden erschwinglich wurden. Plötzlich war es für Frauen nicht mehr schick, auf dem Rad zu fahren. Im Gegenteil: es wurde ihnen mehr und mehr unmöglich gemacht. Nicht nur, dass die langen Röcke das Radfahren für sie gefährlich machten: immer wieder wurden Frauen an den Röcken vom Rad gezogen, weil es sich in den Augen mancher Männer nicht schickte. Jeder Versuch, praktischere Kleidung anzuziehen, wurde bestenfalls belacht. Den Frauen wurde vorgeworfen, sie würden sich beim Radfahren durch die ständige Reibung der Oberschenkel am Sattel bewusst sexuell erregen. Und wenn man sie schon nicht vom Radfahren abhalten könnte, sollten sie doch bitte darauf achten, dass ihnen der Wind nicht die Haare zerzauste und sie sich nicht schmutzig machten. Die Botschaft war klar: Männer dürfen und sollten auf Expeditionen gehen und man darf es ihnen auch ansehen. Frauen sollen bitte zuhause bleiben und wenn sie das nicht tun, sollen sie bitte immer hübsch dabei aussehen.


    Auf das Thema "Aussehen" geht Hannah Ross ausführlich ein und spricht mir in vielem aus der Seele. Wir machen uns Gedanken, wie wir in der Radbekleidung aussehen. Nicht, ob wir hübsch sind. Sondern ob die Shorts nicht vielleicht doch zu kurz oder zu eng sind und wir so vielleicht ungewollte Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Denn wenn uns etwas hinterhergerufen wird, sind wir natürlich selbst schuld. Hätten wir mal nicht so viel Haut gezeigt!


    Wir können auch durchaus alleine auf dem Rad unterwegs sein und warten nicht auf jemand, der sich unser erbarmt und mitfahren will (am besten noch ungefragt). Und es gibt immer noch Radfahrer, die mitten aus einem gemütlichen Radeln plötzlich einen Sprint hinlegen, weil sie sich nicht von einer Frau überholen lassen wollen (aber trotzdem gerne in einem weiblichen Windschatten mitfahren).


    Aber das meistens nur lästige Kleinigkeiten: hauptsächlich bringt das Radfahren eine unglaubliche Freiheit: ob man wie Dervla Murphy mit dem Rad nach Indien fährt oder die Welt umrundet, wie Jenny Graham das getan hat oder vielleicht nur eine kleine Runde am Morgen dreht: Radfahren ist für uns der Raum, in dem wir unsere Gedanken ausbreiten können.


    Besonders berührt haben mich die Berichte von einer Gruppe in London, in der Immigrantinnen das Radfahren beigebracht wurde. Viele durften in ihrem Heimatland nicht fahren und erleben nun ein ganz neues Gefühl von Freiheit, auch wenn der Einstieg für manche von ihnen beängstigend war.


    Hannah Ross hat mir mit vielen, was sie erzählt hat, aus tiefster Seele gesprochen. Einiges können wahrscheinlich nur Frauen nachempfinden, trotzdem ist das Buch nicht nur für Radfahrerinnen und Leserinnen, sondern auch für Radfahrer und Leser mehr als geeignet.

    5ratten :tipp:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe vor einiger Zeit verfolgt, wie Mark Beaumont um die Erde geradelt ist: mit viel PR, Team, Sponsoring und vielen Ersatzteilen. Jenny Graham war mehr als Einzelkämpferin unterwegs und ich habe von ihr tatsächlich erst aus dem Buch erfahren.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kommt gleich auf meine Leseliste.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Kennst Du die Jahrhundert-Trilogie von Petra Durst-Benning, Kirsten ?


    Ein Band davon fand ich am besten; da geht es auch ums Radfahren (bzw. hauptsächlich) vor 100 Jahren aus weiblicher Sicht, dieses hier:


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    Hat mir wirklich sehr gut gefallen (wenn auch belletristisch) - mit am Besten von allen, die ich von den früheren Durst-Bennings gelesen habe (und ich mag die älteren Romane von ihr mehr als die neueren...)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)