Hiltgunt Zassenhaus - Ein Baum blüht im November

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    Rückentext:

    Bombennächte, deren mörderische Glut mitten im November Bäume zum Blühen bracht - ein Symbol der Hoffnung in einer dunklen Zeit.

    Hiltgunt Zassenhaus schildert in diesem erschütternden Buch die Jahre des Zweiten Weltkriegs - und erzählt von den Gefahren, die sie auf sich nahm, weil das Gewissen ihr gebot, den Mitmenschen ihre Hilfe nicht zu versagen. Als Dolmetscherin durfte sie inhaftierte Widerstandskämpfer aufsuchen, und bei diesen Gelegenheiten schmuggelte sie Lebensmittel, Medikamente und Briefe in die zellen, spendete Trost und Hoffnung.

    Ständig selbst in Lebensgefahr, gelingt ihr gegen Ende des Krieges das schier Unmögliche: die meisten "ihrer" Gefangenen, die auf Befehl Hitlers ermordet werden sollten, zu retten.


    Inhalt:

    Das Buch begingt im Prolog mit dem Besuch der Autorin bei einem Verleger in Ost-Berlin. Das Jahr wird nicht geschrieben, aber da das Buch 1974 geschrieben wurde, denke ich irgendwann davor.

    Frau Zassenhaus ist zu einem Gespräch eingeladen, in dem sie auf die Hintergründe ihrer Tätigkeiten in erzählen soll. Das, was sie sagt findet nicht Anklang bei dem Verleger, wiederspricht der Denkweise der offiziellen DDR und soll geändert werden.


    Dann beginnt der Rückblick, Hiltgunt Zassenhaus fängt 1933 mit ihren Erzählung an. Sie berichtet über ihr Umfeld in Hamburg, was sich für sie persönlich geändert hat und auch wie die Personen im Umfeld mit der politischen Situation umgehen. Manches Verhalten, z. B. ihrer Lehrerin scheint im ersten Moment typisch für die damalige Zeit, jedoch im späteren Buchverlauf gibt es Erklärungen für bestimmtes Verhalten.

    Es geht weiter mit den Jahren, die Autorin macht Urlaub in Dänemark und beginnt mit dem Studium skandinavischer Sprachen. Sie berichtet von den Problemen, die die Familie hat, der Vater kann nicht arbeiten, die Brüder studieren bereits. Stipendien gibt es nur für Parteimitglieder, also muss das Studium für 4 Kinder irgendwie finanziert werden. Dabei ist auch Gott bzw. der Glaube Thema.

    Hiltgund Zassenhaus macht ihr Diplom in skandinavischen Sprachen und bekommt, da dieser Abschluß selten ist, ein "Siegel" als Dolmetscherin der Hansestadt Hamburg auf Lebenszeit. Und mit diesem Siegel hat sie später viele Freiheiten zu Gunsten von Gefangenen. Sie arbeitet zunächst als Übersetzerin und gibt Privatstunden.

    Sie berichtet dann von den Gängelungen der Juden, erzählt von Personen, die noch ausreisen können und von Personen, die nicht mehr ausreisen wollen. Sie macht einen Urlaub in England und hätte die Möglichkeit dort zu bleiben, kehrt aber wieder nach Hamburg zurück.

    Dann ist es 1939, Deutschland hat Polen überfallen und die Auswirkungen werden geschildert. Die Brüder werden eingezogen, Waren werden knapp und es ändert sich einiges.

    Frau Zassenhaus arbeitet dann bei der Briefprüfstelle, liest skandinavische Briefe zur Zensur und bekommt von der Gestapo eine Sonderaufgabe. In dieser soll sie Briefe aus den Ghettos lesen und ggf. vernichten. Hier fängt es an, das die Autorin nicht mehr handelt wie sie soll, sonder Briefe außer Landes schmuggelt, mit Hilfe eines Kapitäns.

    Nachdem aus den Getthos keine Briefe mehr kommen (wir im jetzt wissen warum), muss sie wieder zurück zur alten Arbeit. Mehrere Erlebnisse mit jüdischen Mitbürgern fördern ihr kritisches Denken, sie fängt ein Medizinstudium an.


    Zeitgleich bekommt sie von der Staatsanwaltschaft eine Sonderaufgabe, sie soll Briefe von skandinavischen, politischen Gefangenen zensieren. Nach einiger Zeit soll sie einen norwegischen Pastor als Dolmetscherin und Überwacherin zu den Gefangenenbesuchen begleiten.

    Damit beginnt dann auch der Haupteil des Buches und der Wiederstandsarbeit von Hiltgund Zassenhaus.

    Sie berichtet, wie sie mit dem Pastor die Gefangenen besucht, sie Briefe übersetzt, anfängt Briefe zu schmuggeln, anfängt Lebensmittel zu schmuggeln und Medikamente.

    Sie erzählt von den Schwierigkeiten, Gefangene werden verlegt, sie muss sich mit Gefängnisdirektoren auseinandersetzten, wird denunziert und kann sich rausreden. Sucht ihre Gefangenen, die verlegt wurden, berichtet von den Bombenangriffen auf Hamburg.

    Bei alldem hat sie daran gedacht, eine Liste der skandinavischen politischen Gefangenen zu machen. März 1945 gab es eine "Rettungsaktion der weißen Busse" in der sämtliche o.g. Gefangenen freigelassen wurden. Das ging u.a. nur durch die Listen von Frau Zassenhaus.


    Zum Schluß wird noch sehr kurz von dem Kriegsende berichtet.


    Meine Meinung:

    Es ist eine gut geschriebene Biographie. Nicht zu übertrieben von den eigenen tollen Taten eingenommen, sondern reflektiert auch das eigene Verhalten.

    Frau Zassenhaus berichtet auch gut von den Umständen im normalen Leben, den Mangel an Lebensmitteln, die Probleme mit Einquartierten im eigenen Haus. Die moralischen Ansprüche von Mitmenschen. Und auch von der Angst, aufzufliegen.

    Ich hatte vorher noch gar nicht viel zu den skandinavischen Gefangenen gehört, die Befreiung dieser steht in einem kritischen Kontext zu den Millionen Ermordeter. Trotzdem ist natürlich auch das Überleben der politischen Gefangenen schön.

    Es ist auf alle Fälle ein lesenswertes Buch.