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Eva Lohmann war ein leises Kind. Manchmal fühlte sie sich "wie ein Reh auf einem Rockkonzert". Das kann manchmal sehr anstrengend sein. Deshalb brauchen introvertierte Kinder Orte, an die sie sich zurückziehen können. Nicht nur zuhause, sondern auch in Kindergarten und Schule. Aber die Autorin erzählt auch davon, was passiert wenn stille Menschen Eltern werden. Denn das bedeutet nicht, dass sie diese stillen Orte aufgeben müssen. Vielmehr zeigt sie, dass es auch mit Familie und Kind möglich ist, sich zurück ziehen zu können ohne sich schuldig zu fühlen.
Introvertierte Kinder haben es nicht leicht. Die Atmosphäre im Kindergarten mit dem Lärm und den vielen Eindrücken kann sie oft überfordern und sich in eine Ecke zurück zu ziehen und für sich zu sein, ist oft keine Option. Später in der Schule ist es nicht anders. Da ist es für das Kind wichtig, dass Eltern und Kinder Verständnis haben und ihnen die Möglichkeit geben, sich zurück ziehen zu können.
Eva Lohmann erzählt, wie sie versucht, ihrem Kind diese Möglichkeiten zu geben. Situationen, die überfordernd sind, können entschärft werden. Kindergeburtstage sind ein immer wiederkehrendes Thema. Auf der einen Seite ist es toll, eingeladen zu werden. Auf der anderen Seite sind die Eindrücke, die während dieser Feier auf das Kind hereinstürzen, oft zu viel. Aber auch hierfür gibt es mehr als eine Lösung. Dinge, die "man halt so macht" müssen für ein introvertiertes Kind nicht sein. Bei Familienfeiern müssen nicht alle Verwandten geküsst werden. Eine Begrüßung sollte sein, aber dann darf sich das Kind zurück ziehen. Das ist keine Unhöflichkeit, sondern eine Notwendigkeit. Für Kinder ist es wichtig, zu wissen, dass sie so akzeptiert werden, wie sie sind.
Lange hatte Eva Lohmann das Gefühl, als ob es an ihr liegen würde. Sie hat ihr Anders sein als ihren Fehler empfunden. Es hat lange gedauert, bis sie jemand getroffen hat, der so ist wie sie. Dieser Augenblick des gegenseitigen Erkennens war für sie eine unglaubliche Erleichterung. Trotzdem hat es einige Zeit gedauert, bis sie sich die gleichen Ruheräume zugestanden hat wie ihrer Tochter.
Vor gar nicht allzu langer Zeit galt immer noch extrovertiert als gut. Manche können sich vielleicht noch an die Bilder von Seminaren erinnern, bei denen die Teilnehmer über glühende Kohlen gelaufen sind oder mit markigen Sprüchen die Fäuste in die Luft gereckt haben. Mittlerweile hat man erkannt, dass lauter nicht immer besser ist. Trotzdem wird von introvertierten Menschen oft noch erwartet, dass sie sich anpassen. Da fehlt immer noch das Verständnis dafür, dass das Zurückziehen nicht nur eine Marotte ist, sondern wichtig, um den Tag zu überstehen. Für mich hat Eva Lohmann mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag zu diesem Verständnis geleistet.
Liebe Grüße
Kirsten
