Violaine Huisman - Die Entflohene

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    Violaines Kindheit war mehr als ungewöhnlich, weil ihre Mutter so außergewöhnlich war. Als Kind waren die Stimmungsschwankungen ihrer Mutter für sie und ihre Schwester ganz normal. Erst als die Mädchen älter wurden, erkannten sie, dass diese scheinbare Normalität Ausdruck einer Krankheit war. Sie konnten sich nie sicher sein, wie sich ihre Mutter verhalten würde: eine liebvolle Umarmung endete in einer Schimpftirade, eine Autofahrt konnte zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit werden, weil für die Mutter keine Regeln galten. Violaine Huisman erzählt, wie es ist, mit einer manisch-depressiven Mutter aufzuwachsen.


    Zitat

    Meine Mutter war eine Naturgewalt.

    So habe ich Violaine Mutter beim Lesen auch empfunden. Meistens fegte sie wie ein Orkan durch das Leben ihrer Töchter und riss alles mit sich, was ihr im Weg stand. Anfangs beschreibt Violaine nur den Alltag mit ihrer Mutter und ihren zahlreichen Ausbrüchen. Wie belastet es sein musste, damit aufzuwachsen, kann ich mir nicht einmal annähernd vorstellen.


    Als kleines Kind nimmt die Autorin das Verhalten ihrer Mutter nur hin. Wenn sie aus den späteren Jahren erzählt, als sie schon älter ist, verändert sich ihre Erzählweise. Sie begibt sich in die Vergangenheit ihrer Mutter und versucht mit dem, was über deren Jugend und Kindheit erfährt, ihr Verhalten zu erklären. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Verhalten der Mutter nicht unbemerkt blieb, aber oft entweder belächelt oder abgetan wurde. Hilfe oder Verständnis scheint sie nur selten erhalten zu haben.


    In den späteren Jahren war das anders. Manchmal hat sie selbst Hilfe gesucht, manchmal wurde ihr die Hilfe angeboten oder sogar aufgezwungen. Langfristig hat aber nichts geholfen.


    Es ist mir schwergefallen, Verständnis für Violaines Mutter aufzubringen, obwohl ich von ihrer Krankheit natürlich wusste. Ich konnte mir nicht erklären, warum sie überhaupt keine Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen schien. Auf der anderen Seite wirkte auch vieles, was sie tat, wie ein Versuch, ihre Leben und das ihrer Kinder zu einem Besseren zu wenden, auch wenn sie oft den in meinen Augen falschen Weg eingeschlagen hat. Ich musste mich auf ihre Geschichte einlassen und lesen, ohne zu bewerten, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie es in ihr ausgesehen haben muss.


    Aber ich glaube auch nicht, dass Violaine Huisman mit ihrer Biografie Verständnis für ihrer Mutter erreichen will. Sie erzählt vom Leben mit ihr, nicht mehr und nicht weniger. Mit all den schlechten Erlebnissen, aber auch mit den schönen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.