Sabine Thiesler - Verschwunden

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  • Klare Leseempfehlung!


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    Familie Wengler macht Urlaub in der Toskana und besucht im Städtchen Ambra die Sagra della lumaca. Gitta und Elmar verlieren dabei ihren 7-jährigen Sohn Jonas aus den Augen und der Kleine verschwindet. Verzweifelt wenden sich die Wenglers an die örtliche Polizei. Commissario Donato Neri sieht sich schnell an der Grenze seiner Möglichkeiten und Jonas bleibt verschwunden.


    Kurz darauf verschwindet die lebenslustige Maklerin Elena Ludwig, die sich über eine Agentur mit Männern trifft und an einem der Treffen an den Falschen gerät. Commissario Neri und seine Frau Gabriella hatten einige Tage zuvor mit der Maklerin noch ein Haus besichtigt, da sie planen umzuziehen. Neri ist gefordert, denn plötzlich verschwinden in dem Urlaubsparadies Menschen.




    Mit «Verschwunden» hat Sabine Thiesler wieder einen Thriller erschaffen, der in der wunderschönen Gegend in der Toskana, rund um das Städtchen Ambra, handelt.


    Auch wieder mit dabei ist Commissario Donato Neri, bei dem ich vor dem inneren Auge stets Kommissar Columbo, alias Peter Falk aus der gleichnamigen Krimiserie der 80er Jahre, sehe. Neri hat eine grosse Stärke und das ist seine Ehefrau Gabriella. Er bespricht nicht nur seine Fälle mit ihr, er wird von Gabriella gepusht. Neri wirkt leicht unmotiviert und unbedarft und benötigt Gabriella um in die Gänge zu kommen.


    Seine Ermittlungen sind weder clever noch durchdacht und stehen in der Handlung auch nicht im Mittelpunkt. Die Ermittlungen sind in der Geschichte Mitläufer und Neri trägt eigentlich nicht viel dazu bei. Trotzdem ist das Resultat harmonisch und schlüssig. Wohl auch, weil etliches sich aus der Handlung ergibt. Ich fand das Buch sehr unterhaltsam, da ich als Leserin oft mehr wusste als Commissario Neri und ihm dabei zusehen konnte, wie er Ergebnisse mühsam entschlüsselt oder mit der Nase darauf stösst.


    In diesem neusten Band befasst sich das Ehepaar Neri auch mit der baldigen Pensionierung. Dieses Ereignis, in der nahen Zukunft, stellt sie vor die Frage, ob sie diese mit Sicht auf das Meer oder aber weiterhin in Ambra verbringen wollen. Mir gefällt gut, dass die Bücher mit dem Commissario unabhängig und bunt durcheinander gelesen werden können. Der Hauptgrund dafür ist das sparsam eingesetzte Privatleben des Ermittlers.


    Sabine Thiesler schreibt klar, schnörkellos und man verliert sich nie in den verschiedenen Erzählsträngen, denen sie gleichviel Platz einräumt. Mitreissend und packend wird der Leser nach und nach an ein verstörendes und schlimmes Verbrechen herangeführt.


    Der Täter ist praktisch von Beginn weg bekannt und das Motiv abscheulich. Sehr anschaulich wird der «Werdegang» des Täters beschrieben, dabei wird einerseits die Einteilung «schlimme Kindheit» vorgenommen, andererseits aber auch seine perfide Masche genaustens durchleuchtet. Mir hat es zeitweise die Sprache verschlagen, vor so viel Bosheit, Profitgier und Kaltblütigkeit. Da hat die Autorin ganz schön an meinen Gefühlen gerüttelt.


    Auch dieses Buch enthält viel italienisches Flair! Sei es, wenn man mit Neri einen Caffé und Panino in der Dorfbar einnimmt oder aber in den beschriebenen Palazzo, Rustico und Villen die Maklerin Elena Ludwig mit ihren Kunden besucht. Ab und zu lockern italienische Ausdrücke die Geschichte auf und verleihen Authentizität.


    Von mir eine klare Leseempfehlung für dieses tolle Buch!


    5ratten


    :tipp:

  • Abgründe der Seele


    Wie in einem Alptraum gefangen sind Gitta und Elmar Wengler, als ihr 7-jähriger Sohn Jonas auf dem Dorffest in Ambra in der Toskana verschwindet. Maresciallo Donato Neri, der in der Carabinieri-Station von Ambra schon langsam von seiner Pensionierung träumt, ist verzweifelt, da es nicht das erste Verschwinden eines Menschen in der letzten Zeit ist. Als dann die erfolgreiche, in ihrem Tun etwas extravagante Maklerin von Luxusimmobilien Elena Ludwig, die für Donato und seine Frau Gabriella eine kleine Wohnung am Meer gefunden hat, nicht bei dem von ihr anberaumten Notartermin erscheint und auch ihre Tochter Kaya nicht mehr zu erreichen ist, läuten bei Neri alle Alarmglocken.

    In seinem kleinen Urlaubsparadies in der Toskana verschwinden Menschen.



    Bis zu dem Moment, wo Jonas vom Dorffest verschwindet, habe ich mich in Ambra richtig wohl gefühlt. Die immer wieder eingefügten italienischen Worte geben der Geschichte ihr toskanisches Flair. Auch die Beschreibungen der venezianischen Villen und der traumhaften Anwesen, die Elena Ludwig verkauft, tragen dazu bei.


    Dann aber kommt so langsam das Grauen bei mir hoch. Denn ich komme einem Menschen immer näher, der sich in seiner Gier nach Macht und vor allem Geld und in seiner eiskalten Art immer mehr verliert und keine mehr Grenzen zu kennen scheint. Bei seinem perfiden Tun hatte ich Gänsehaut und war richtig schockiert. Einerseits wegen der Brutalität mit der er teilweise vorgeht, andererseits wegen seiner Feinfühligkeit, die für mich im krassen Gegensatz dazu steht. Mein Kopfkino habe ich an zwei Stellen abstellen müssen. Das war mir einfach zu heftig. Wie er hier agiert, ist nichts für schwache Nerven.


    Ich habe mich gefreut, dass auch Donato Neri wieder mit an Bord ist, auch wenn seine Ermittlungen hier etwas am Rande stehen. Dafür sind die anderen Einblicke, die ich hier bekomme, um so entscheidender und ergreifender.


    Sabine Thiesler hat erneut ein Buch geschrieben, bei dem mir die Seiten nur so durch die Finger geflogen sind. Die Spannung ist zuerst recht unterschwellig zu spüren, setzt aber dann mit voller Wucht ein und hält sich bis zum Schluss extrem hoch. Da macht es auch gar nichts, dass ich den Täter kenne. Zwischendurch wird es hier und da mal ein bisserl entspannter, wenn Donato und seine Gabriella überlegen, wie sie ihre Zeit im Ruhestand verbringen wollen. Diese kleinen Pausen habe ich aber auch gebraucht.

    Die verschiedenen Erzählstränge nähern sich nach der Hälfte der Geschichte langsam an und ergeben schließlich ein rundes Ganzes.


    Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, die mich aufgewühlt und von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Absolut lesenswert!


    5ratten :tipp:

  • Gebundene Ausgabe: 480 Seiten

    Verlag: Heyne (18. Januar 2023)

    ISBN-13: 978-3453273665

    Preis: 22,00 €

    auch als E-Book erhältlich


    Eiskalte Verbrechen in der heißen Toskana


    Inhalt:

    Auf dem Dorffest im toskanischen Ambra verschwindet der siebenjährige Jonas spurlos. Maresciallo Donato Neri steht hilflos vor der schier unlösbaren Aufgabe, das Kind wiederzufinden und ein widerwärtiges Verbrechen aufzuklären.


    Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Elena Ludwig liebt den Nervenkitzel im Liebesleben. Sie begibt sich gerne in unvorhersehbare und eventuell riskante Situationen - bis sie eines Tages an den Falschen gerät …


    Meine Meinung:

    Dies ist bereits der 13. Band der Reihe um Maresciallo Donato Neri. Man benötigt aber keinerlei Vorkenntnisse. Der Fall ist in sich abgeschlossen, und Neri spielt keine allzu große Rolle, weder seine Ermittlungsarbeit noch sein sonstiges Berufs- und Privatleben.


    Da Neri sich kaum aufraffen kann, irgendetwas zu tun, um das Verbrechen aufzuklären, verwundert es nicht, dass die Autorin den Lesenden den Täter schon relativ früh enthüllt, damit die Story vorangeht. So weiß man stets mehr als die Polizei, nur nicht, auf welche ausgefallenen Ideen der Täter womöglich noch kommen wird. Spannend bleibt es trotzdem, vor allem als immer mehr Menschen verschwinden.


    Die ziemlich kurzen Kapitel verteilen sich auf verschiedene Erzählperspektiven, die anfangs scheinbar unabhängig voneinander sind, aber natürlich immer mehr zusammenlaufen. Dabei gefiel mir Elenas Handlungsstrang am wenigsten. Ich empfand diese Frau als unerträglich egoistisch und arrogant, sodass mir ihr Schicksal auch nicht allzu sehr zu Herzen ging. Neri dagegen ging mir wegen seiner Passivität auf die Nerven. Sein Verhalten als Polizist war relativ unprofessionell.


    Neben der Spannung sind die atmosphärischen Beschreibungen der Toskana und ihrer Bewohner ein großes Plus dieses Romans. Für empfindsame Menschen ist das Buch eher nicht geeignet, da es einige ekelerregende und sehr gewaltsame Szenen gibt.


    Die Reihe:

    1. Der Kindersammler

    2. Hexenkind

    3, Die Totengräberin

    4. Der Menschenräuber

    5. Nachtprinzessin

    6. Bewusstlos

    7. Versunken

    8. Und draußen stirbt ein Vogel

    9. Nachts in meinem Haus

    10. Zeckenbiss

    11. Der Keller

    12. Im Versteck

    13. Verschwunden


    ★★★★☆


    Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):

    GNUGITLAWEGREV TLAWEG EHCILSUEAH TULB