Mansfield Park

Es gibt 50 Antworten in diesem Thema, welches 2.057 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • Hier können wir uns über "Mansfield Park" austauschen.


    Bitte gebt bei Euren Postings immer an, über welche Kapitel Ihr erzählen möchtet.


    (Ich bin gerade erst bei Kapitel 3, bin aber Jane Austens Stil schon wieder restlos verfallen. :flirt: )


    Ich wünsche uns viel Spaß!

    LG von Esther

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    ***Mein SUB***


    "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." (Franz Kafka)

  • Das 1. Kapitel


    habe ich gestern gelesen, bevor mir die Augen zufielen.


    Ja, die Bewertung bzw. Einschubladierung von Personen nach Pfund/Jahr kenne ich ja schon von der Autorin, hier kommt das ja schon direkt auf den Tisch.


    Ms. Norris ist mir leider etwas zu überzeichnet, aber erst mal abwarten, wo die Reise hinführt.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

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    Das Buch ist so wunderschön wie unhandlich, daher werde ich eher langsam voran kommen. Ab gesehen davon ist Mansfield Park der Roman, der mir von Jane Austen am wenigsten gefällt. Fanny ist eine zu graue Maus für meinen Geschmack und Edward zu selbstgerecht. Aber und das ist ein großes Aber ich bin erst am Anfang des vierten Kapitels und es ist schon viele Jahre her, dass ich das Buch in Deutsch gelesen habe.


    Daher bin ich gespannt, ob sich beim Reread mein Eindruck ändern wird.

  • Meine Ausgabe von Manesse im dtv ist klein und handlich. Dafür ist mein Schlafbedürfnis groß und überwältigend. Ich stecke gerade im 3. Kapitel und bedaure Fanny, die noch so gar keinen Einfluss auf ihre Lebensumstände hat.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich beginne heute Abend, ich lese die Penguin Ausgabe und auf Englisch. Ich hatte die letzten Tage leider keine Zeit, da ich eine Master-Arbeit Korrektur gelesen habe. Danach hat mir die Energie gefehlt, aber ich freue mich jetzt auf echte Literatur :)


    Die Grundbausteine sind, soweit ich mich erinnern kann die selben wie bei allen Jane Austen Büchern. Armes Mädchen findet ihr Glück und ist zum Schluss versorgt.


    Ich finde besonders spannend bei Jane Austen, wie die Charaktere beschrieben werden, die Sitten der damaligen Zeit, die restriktiven Möglichkeiten von Töchtern. Das alles geschrieben aus einem beschränkten Blickwinkel. Jane Austen beschreibt die Gesellschaft im lieblichen Süden. Von den Dingen, die im Norden passieren, der Umgang mit den Arbeitern in den beginnenden Fabriken ist ihr fremd. Sie beschreibt ihre kleine Welt, anders als Elizabeth Gaskell.

  • Mittlerweile bin ich bei Kapitel 10 angelangt. Was in "Verstand und Gefühl" und "Stolz und Vorurteil" angedeutet wird, beschreibt Jane Austen in diesem Roman völlig unverschleiert: wenn eine Frau keine vernünftige Ehe eingeht, ist sie verloren. Fanny Price ist das Produkt einer unvernünftigen Ehe. Ihre Mutter bekommt jedes Jahr ein Kind und das Einkommen reicht nicht aus, um ihrem Nachwuchs eine ordentliche Erziehung zukommen zu lassen. Also ist sie von der Großzügigkeit ihrer Schwestern abhängig.


    Mrs Norris und Lady Bertram lassen ihre Nichte spüren, dass sie mittellos ist. Lady Bertram nimmt sie als selbstverständlich hin und degradiert sie durch ihre Gedankenlosigkeit zur unbezahlten Gesellschafterin. Immerhin ist sie nicht bösartig, anders als Mrs Norris, die Fanny keine noch so kleine Annehmlichkeit gönnen möchte. Völlig egal, ob es sich dabei um ein Reitpferd handelt, eine Ruhepause nach einem Sonnenstich oder einen kleinen Ausflug zum Verlobten ihrer Cousine. Mrs Norris ist die Missgunst in Person, eine unangenehme "Gschaftlhuberin"* wie man in meiner Region sagen würde.


    *sprich sie mischt sich in alles und jeden ein, unabhängig davon, ob das erwünscht ist oder nicht.

  • Ich habe bis einschließlich Kapitel 7 gelesen und war direkt wieder in der Handlung des Romans drin. Erstaunlich finde ich, dass die Verwandten es eigentlich gut mit Fanny meinen wollen, dann aber genau das Gegenteil erreichen.


    Edmund passt gar nicht in seine eigene Familie, er ist immerhin derjenige, der genau weiß, dass Fanny nicht allein in der Obhut seiner Mutter und seiner Tante bleiben sollte, weil diese beiden völlig unvernünftig sind. Hier fragt man sich dann, wieso er das wahrnimmt, der Rest der Familie aber überhaupt nicht.


    Fanny hat es natürlich nicht leicht, sie ist mir aber auch zu passiv, sie setzt sich überhaupt nicht für ihre Belange ein und meldet sich gar nicht zu Wort. Sie dürfte ruhig etwas mehr Profil haben, immerhin hat sie ja, wie im Roman ausdrücklich betont wird, unter Edmunds Regie Bildung genossen und er hat ihr auch beigebracht, sich zur Lektüre zu äußern. Von diesen eigenen Gedanken hört man im Roman nichts.


    Jane Austen kritisiert in diesem Roman von Anfang an deutlich bissiger, als in ihren anderen Romanen. Da ist die Kritik oft weniger offensichtlich, während es hier sehr offen zur Sache geht, egal ob es um die Auseinandersetzung mit Mrs Norris´ Lebensentwurf geht oder die Diskussion, ob Fanny schon eingeführt wurde, die Gesellschaftskritik ist deutlich spürbar.

  • Fanny hat es natürlich nicht leicht, sie ist mir aber auch zu passiv, sie setzt sich überhaupt nicht für ihre Belange ein und meldet sich gar nicht zu Wort.

    Fanny hat keine andere Wahl. Sie ist die arme Verwandte. Sie muss alles hinnehmen. Verärgert sie Lady Bertram, kann diese sie aus dem Haus werfen und sie steht vor dem Nichts. Der Rest von Fannys Familie ist ebenfalls von der Großzügigkeit der Bertrams abhängig und damit Fanny auch für deren Wohlergehen verantwortlich. Selbst wenn sie nicht von sich aus so duldsam wäre, müsste sie ihre Behandlung unwidersprochen hinnehmen.


    Edmund passt gar nicht in seine eigene Familie, er ist immerhin derjenige, der genau weiß, dass Fanny nicht allein in der Obhut seiner Mutter und seiner Tante bleiben sollte, weil diese beiden völlig unvernünftig sind. Hier fragt man sich dann, wieso er das wahrnimmt, der Rest der Familie aber überhaupt nicht.

    Der treibende Faktor bei Fannys schlechter Behandlung ist eindeutig Mrs Norris. Sie setzt alles in ihrer Macht daran, dass Fanny weiterhin klein gehalten wird und nicht zu sehr ans Herz der anderen wachsen könnte.


    Sir Thomas ist wohlmeinend, aber Zuneigung zu zeigen liegt nicht in seiner Natur. Abgesehen davon, war er lange Zeit der irrigen Annahme, dass Fanny irgendwann zu Mrs Norris übersiedeln würde, wenn sie aus der Kinderstube entwachsen ist. Daher reagiert er auch verwundert, dass Mrs Norris nichts davon hören wollte, als sie verwitwet war.


    Lady Bertram wiederum ist sogar zum Selbstdenken zu träge. Sie hat eine hohe Meinung von ihrer älteren Schwester und folgt ihr gedankenlos in allem nach. Wenn Mrs Norris Fanny als bessere Dienstbotin behandelt, dann wird das schon ihre Richtigkeit haben. Immerhin will sie Fanny nichts Böses. Verlangte Mrs Norris zum Beispiel, dass Fanny neu ausgestattet werden müsste und ihr Debüt in der Gesellschaft haben sollte, würde Lady Bertram sofort zustimmen.


    Die Töchter Maria und Julia waren noch jung, als Fanny ins Haus kam. Verwöhnt und selbstbezogen haben sie das Verhalten der Erwachsenen gegenüber Fanny einfach kopiert und sich keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Wäre Fanny voll im Familienkreis aufgenommen worden, dann hätten sie sie als eine der ihren akzeptiert.

  • Fanny hat keine andere Wahl. Sie ist die arme Verwandte. Sie muss alles hinnehmen. Verärgert sie Lady Bertram, kann diese sie aus dem Haus werfen und sie steht vor dem Nichts. Der Rest von Fannys Familie ist ebenfalls von der Großzügigkeit der Bertrams abhängig und damit Fanny auch für deren Wohlergehen verantwortlich. Selbst wenn sie nicht von sich aus so duldsam wäre, müsste sie ihre Behandlung unwidersprochen hinnehmen.

    Gegenüber ihrer Tante und Mrs Norris sicher nicht, aber selbst Edmund gegenüber, der ja offenbar eine Vertrauensperson für sie ist, sagt sie nicht, was sie denkt. Das wird beispielsweise in Zusammenhang mit den Plänen um das Pferd deutlich, hier betont er, dass er Fannys Reiten aufgrund ihrer Gesundheit eine höhere Priorität einräumt als Miss Crawfords Unterhaltung, aber Fanny macht dann doch einen Rückzieher, obwohl sie da sicher auch ehrlich hätte sein können, ohne negative Konsequenzen zu befürchten.

  • Ich bin mittlerweile auch bei Kapitel 7 angelangt. Die Erinnerung an die erste Lektüre kommt wieder langsam an die Oberfläche bei mir.


    Jane Austen arbeitet hier ja bewusst mit stillem Widerstand. Genauso ist auch der Charakter der Fanny Price angelegt. Es ist auch wichtig, dass wir ihre Rolle auch nicht aus heutiger Sicht betrachten, sondern aus der einer Frau zur Jahrhundertwende vom 18. ins 19. Jahrhundert.

    Das was damals als Bildung für Mädchen angedacht war, ist nicht vergleichbar mit dem der jungen Burschen dieser Zeit. Lesen, Schreiben ein bisschen Rechnen, etwas Geographie, Geschichte insofern, dass das Weltbild das damals herrschte gerechtfertigt wird.


    Die weiteren Fertigkeiten waren Nähen, Sticken, Malen und Musik.


    Mrs. Norris ist die typische materiell fixierte ärmere Verwandte, die sich nur an der reichen Verwandtschaft orientiert und deren Passivität und zum Teil auch Dummheit ausnutzt. Sie manipuliert ja auch die Nichten und intrigiert gegen Fanny. Sie soll immer wissen, dass sie von niedrigerem Stand ist.


    Lady Bertram hat alles was von ihr im Leben erwartet wurde erreicht. Sie hat reich geheiratet, somit auch Teile ihrer Familie (Mrs. Norris und Fanny) mitversorgt. Sie hat Erben geboren und gibt sich nun ganz ihrer Lethargie hin und kümmert sich nur noch um ihren Mops.

    Mittlerweile sind auch schon die Crawfords aufgetaucht. Auch sie sind berechnend und sind nur auf eine gute Partie aus. Liebeshochzeiten gab es zu dieser Zeit ja eher selten, und wenn, führten sie wie im Falle von Fannys Eltern in die Katastrophe, weil finanziellen Ruin.


    Verbindungen werden zu der Zeit hauptsächlich rational geschlossen. Das Thema Vernunftehe war damals noch gar kein Begriff, weil ja das Gegenstück die Liebeshochzeit eher die Ausnahme war. Auch die Bertram Schwestern wollen sich gut situieren. Maria verlobt sich mit dem dümmlichen Mr. Rushford, weil er 12 000 Pfund im Jahr hat, mehr als ihr Vater. Geld macht anscheinend schöner :)


    Jane Austen hat schon einen beißenden Humor und einen genauen analytischen Blick auf die Gepflogenheiten und auch auf die Personen ihrer Zeit. Ich bin schnell wieder reingekommen und genieße das Sittenbild, das sie entwirft sehr.

  • Also, diese Geschichte mit den "eingeführten" Mädchen und den nicht eingeführten bzw. dem dekorativen, pastellfarbenen, stummen Hintergrund regt mich auf.

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  • solche Dinge gibt es ja heute auch noch, die ganzen Debütantinnenbälle usw.


    Wenn sowas im 21. JH passiert ist es auch sehr suspekt, und das Frauenbild, das da vermittelt wird entspricht nicht dem heutigen Anspruch.


    Aber die Veranstaltungen zu Beginn des 19.JH (ich glaube das Buch ist 1814 erschienen) hatten eben die Funktion, heiratsfähige junge Frauen zu präsentieren. Damals gab es noch sehr wenige Möglichkeiten eines selbst bestimmten Lebens für Frauen.


    Natürlich bin ich froh, dass sich die Situation grundlegend geändert hat, zumindest in unseren Breitengraden, aber mit der Lektüre alter Romane können wir auch eine Entwicklung ablesen.


    Mich regt es nicht auf, dass to be out or not damals relevant war, mich regt es viel mehr auf, dass es solche Veranstaltungen heute noch immer gibt.

  • Habe das 9. Kapitel beendet und wundere mich über Fannys Konstitution. Zum Spazierengehen war sie als Kind zu schwach, deshalb sollte sie reiten? Sehr merkwürdig.

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  • Gerade stecke ich in Kapitel 12 u d habe beschlossen, mich demnächst auch mal vor einer Unannehmlichkeit zu drücken mit der Begründung, ich müsse dringend eine Franse knüpfen.

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  • Dass Frau Bertram nicht mal einen Tag allein verbringen kann, ist ja reichlich merkwürdig. Wobei allein ja wohl mit soundsoviel Dienstboten bedeutet.

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  • Ich bin mitten im Chapter 9.

    Miss Crawford hat soeben ihre kirchenkritische Rede gehalten. In Jane Austens Welt ist das ein absolutes NO-GO. Glaube und Kirche und konservative Weltanschauungen sind bei ihr tief verwurzelt. Heutzutage liest es sich gar nicht so unvernünftig an, was Miss Crawford meint, dass sie der Ansicht ist, jeder sollte seinen Glauben leben, wie er/sie es für richtig erachtet und nicht wie es einem von der Kirche oder anderen Obrigkeiten aufoktroyiert wird.


    Miss Crawford ist das Gegenstück zur braven pflichtbewussten Fanny, ihr Bruder der Willoughby oder Wickham von Mansfield Park. Die Rollen sind vergeben, jeder Charakter hat eine Aufgabe. Gut gegen Böse,

  • Ich finde Miss Crawford unfassbar arrogant und unhöflich (für ihre Zeitgenossen), so offensichtlich hatte ich das nicht mehr in Erinnerung. Bei dieser extremen Charakterzeichnung stellt sich natürlich schon die Frage, warum Edmund Zuneigung zu Mary entwickelt, das passt ja eigentlich nicht. Oder soll dadurch gezeigt werden, wie ungewöhnlich tolerant und aufgeschlossen er ist? Dafür ist die bereits an Miss Crawford geäußerte Kritik dann doch zu offensichtlich...

  • Nun ja, Edmund ist jung und voller Hormone, die vielleicht in irgendeine Richtung müssen, und Mary ist hübsch, jung und ebenfalls nicht abgeneigt...

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