Mansfield Park

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  • Endlich geschafft!


    Die Inzucht ist perfekt, Cousin und Cousine sind vereint, die Grants wurden versetzt und Edward und Fanny herrschen im Pfarrhaus.


    Ich habe mir jetzt als Draufgabe noch den 6-teiligen BBC Marathon angetan. Diese Verfilmung kannte ich bisher nicht, sie ist aber ziemlich akkurat und sehr buchgetreu.

    Die Mini-Serie ist von 1983, das merkt man auch :)


    Generell mochte ich wie vorher schon beschrieben die Crawford Geschwister lieber als die so ehrenwerte Gesellschaft. Das Übermoralische ist wirklich schwer auszuhalten. Auch Fannys Sicht ist es oft mühsam, ihre Unterwürfigkeit und ihren stillen Widerstand mitzulesen zieht die Lektüre in unnötige Längen.

  • den oberen Beitrag hab ich gestern geschrieben, das veröffentlichen wurde aber nicht übernommen.

    Heute habe ich mir noch zwei andere Verfilmungen angesehen und kann nun endgültig für sehr lange Zeit mit Mansfield Park abschließen.


    Eine Person, die wir noch gar nicht so genau besprochen haben ist Lady Bertram mit ihrer "fatigue". Sie ist permanent zugedröhnt und scheint sich in eine Welt geflüchtet zu haben, in der nur ganz wenige Dinge wichtig sind. Sie, ihr pug und manchmal auch Fanny.


    Sie ist ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wen man nur heiratet, um abgesichert zu sein. Maria hätte auch so ein Leben blühen können. Sie hat sich aber für ein Abenteuer entschieden mit einem Mann, der es genauso ernst mit ihr, wie sie mit ihrem Ehemann nimmt.


    Aunt Norris hat sich und Maria bestraft, indem sie sich um sie kümmert. Das hat etwas von Sartre - vorweggenommen. Jeder schafft sich seine Hölle selbst.

  • Aunt Norris hat sich und Maria bestraft, indem sie sich um sie kümmert. Das hat etwas von Sartre - vorweggenommen. Jeder schafft sich seine Hölle selbst.

    Wobei ich die Strafe für Maria fast schon übertrieben hart gefunden habe. Ins Exil mit Aunt Norris geschickt zu werden - dieses Schicksal hat echt niemand wegen eines Ehebruchs verdient. Auch nicht am Anfang des 19ten Jahrhunderts. ^^

  • Ich bin jetzt hoffentlich endlich auch der Zielgeraden, noch zehn Kapitel. Ich habe mich noch nie mit einem Roman von Jane Austen so gequält, es ist aber auch echt schon lange her, dass ich Mansfield Park das letzte Mal gelesen habe.


    Mich irritiert Fanny in ihrem Ringen mit der Sympathie zu Edmund und Henry Crawfords Annäherungen zunehmend, weil sie doch auch weiß, dass Edmund Mary mag - warum kann sie das nicht akzeptieren? Und sie ist doch auch sonst in der Lage, jede Kröte sehr pragmatisch zu schlucken, weil sie nunmal die arme Verwandte ist - warum kann sie das in Bezug auf Henrys Antrag nicht?


    Bitte versteht mich nicht falsch, es ist schön, dass sie hier mal eine Meinung hat, aber die Unnachgiebigkeit an dieser Stelle steht für mich so im Widerspruch dazu, wie sich die Figur sonst verhält, und ich frage mich, was Jane Austen damit bezwecken will: Geht es hier um das Hohelied der einen, wahren Liebe, die sich am Ende durchsetzt? Und muss man dafür den eher sozialkritischen Blick auf die Zeitgenossen haben? Das überzeugt mich irgendwie nicht, in ihren anderen Roman passte das besser.

  • und ich frage mich, was Jane Austen damit bezwecken will: Geht es hier um das Hohelied der einen, wahren Liebe, die sich am Ende durchsetzt? Und muss man dafür den eher sozialkritischen Blick auf die Zeitgenossen haben?

    Ich denke, Austen will vor allem damit zeigen, dass eine Ehe nicht aus ökumenischen Gründen eingegangen werden soll. Wenn keine Zuneigung oder sogar Abneigung vorhanden ist, soll ein Heiratsantrag nicht angenommen werden, egal wie gesichert die Zukunft durch die Ehe dann wäre. Um ihren Standpunkt zu untermauern, präsentiert Austen die Cousine Maria, die für Rushworth nur Verachtung empfindet und ihn trotzdem geheiratet hat.

  • Aber warum muss Fanny dann immer noch Edmund hinterherschmachten, der ja auch als so ideal und edelmütig dargestellt wird? Und welchen Sinn ergibt dann der Aufenthalt bei ihrer Familie in Portsmouth, der ja eigentlich genau das Gegenteil propagiert, nämlich aus ökonomischen Gründen lieber die Vernunftehe einzugehen? Ich bin mit den Figuren echt unzufrieden, sie überzeugen mich leider gar nicht.

  • Fanny hat mitbekommen, was Henry und Maria abgezogen haben während des Theaterstücks. Das geht gegen sämtliche ihrer engen Moralvorstellungen. Sie hatte ja schon Mitleid mit Rushworth. Somit hat sie seinen Liebesschwüren nicht geglaubt, zurecht. Für ihn war es ja nur Rache an Maria, dass er sich der nicht so geliebten Anverwandten widmet. Maria hat sich für ein Leben in Reichtum entschieden (vorübergehend zumindest).


    Wären Edmund und Fanny nicht verwandt wären sie ja eh das ideale Paar. Beide bieder, zurückhaltend und "moralisch erhaben". Was auch immer das sein mag in deren Welt.

  • Und welchen Sinn ergibt dann der Aufenthalt bei ihrer Familie in Portsmouth, der ja eigentlich genau das Gegenteil propagiert, nämlich aus ökonomischen Gründen lieber die Vernunftehe einzugehen?

    Das Beispiel soll zeigen, dass eine Ehe eine ernste Angelegenheit ist und nicht im Rausch der ersten Gefühle geschlossen werden soll. Das Ideal ist eine auf gegenseitige Achtung, Liebe und Respekt eingegangene Gemeinschaft, die wohlüberlegt ist und auch Rücksicht darauf nimmt, dass das wirtschaftliche (Über)Leben gesichert ist. Fanny und Edmund erfüllen dieses Ideal perfekt.

  • Und sind dabei todlangweilig. Ich bin mit dem Roman jetzt durch und enttäuscht, ich hatte ihn definitiv besser in Erinnerung. Fanny ist mir zu perfekt, zu brav, zu bieder und der edle Edmund leider auch nicht wirklich spannend. Wahrscheinlich ergibt diese Figurengestaltung und die Handlung nach damaligen Leitlinien Sinn, heute ist sie aber schwer nachvollziehbar.

    Ehrlich gesagt hätte ich mir bei Fanny als Prinzipienreiterin dann wenigstens gewünscht, dass sie nicht den Mann heiratet, der ihr wieder und wieder von einer anderen als der einzigen Frau vorgeschwärmt hat, das hätte wenigstens Rückgrat bewiesen.