Arno Geiger - Das glückliche Geheimnis

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    Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 2. Edition (10. Januar 2023)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 240 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3446276173

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446276178


    Inhaltsangabe:


    Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.

    Autoreninfo:


    Arno Geiger, 1968 geboren, lebt in Wien und Wolfurt. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt "Alles über Sally" (Roman, 2010), "Der alte König in seinem Exil" (2011), "Grenzgehen" (Drei Reden, 2011), "Selbstporträt mit Flusspferd" (Roman, 2015), "Unter der Drachenwand" (Roman, 2018), "Der Hahnenschrei" (Drei Reden, 2019) und "Das glückliche Geheimnis" (2023). Er erhielt u. a. den Deutschen Buchpreis (2005), den Hölderlin-Preis (2011), den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung (2011), den Alemannischen Literaturpreis (2017), den Joseph-Breitbach-Preis (2018), den Bremer Literaturpreis (2019) und den in den Niederlanden vergebenen Europese Literatuurprijs (2019).

    Meine Meinung:


    Titel: Die etwas andere Autobiografie...

    Das sehr auffällig gestaltete und fröhlich erscheinende Cover hat mich dazu gebracht meinen ersten Arno Geiger zu lesen.

    Im Buch erzählt der Autor über sich und seinen Werdegang als Schriftsteller und wie er durch seine Heimat streift und dabei im Müll anderer seine Entdeckungen macht.

    Richtig gut gefallen haben mir die Streifzüge durch die Stadt. Ich konnte mir richtig gut vorstellen wie befreiend es sein muss und wie entschleunigend mal einfach in den Tag hineinzuleben und zu schauen, was man so findet. Und auch wenn wahrscheinlich nicht oft ein Schatz dabei ist, so ist die Freude am größten, wenn man dann doch mal genau so einen findet.

    Gut und persönlich dargestellt ist das Leben eines Autors und was für Gefühle ausgelöst werden, wenn das Geschriebene Leser findet oder eben nicht.

    Auch wenn Affären und Co nichts Außergewöhnliches sind und wohl zum Menschen dazugehören, so habe ich die diversen Erwähnungen doch als eher unpassend empfunden. Meine Erwartungshaltung an das Buch war gänzlich eine andere. So wirkt Geiger etwas neurotisch und exzentrisch und genau solche Menschen sind mir dann eher unsympathisch, wenn sie so etwas erwähnen müssen. Es gibt doch Wichtigeres, was einen auszeichnet, als ausgerechnet das.

    Ansonsten hat sich das Geschriebene angenehm leicht und kurzweilig lesen lassen und nun weiß ich, dass ein Autorenleben alles andere als leicht und vielleicht auch nicht wirklich erstrebenswert ist.

    Fazit: Mal etwas anderes. So richtig abgeholt hat es mich allerdings nicht, daher nur bedingt eine Leseempfehlung.

    Bewertung: 3ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Mir geht es mit Arno Geigers "Das glückliche Geheimnis" ganz anders als meiner Vorrezensentin - ich finde das Buch bemerkenswert und außergewöhnlich und es hat mich wirklich für einige Stunden glücklich gemacht.


    Das titelgebende "glückliche Geheimnis", das Suchen nach Schätzen und Wahrheiten im Altpapier, prägt das Leben des Autors über viele Jahre. Diesen Zeitraum legt er dem Leser/ der Leserin offen und schildert auch andere Ereignisse dieser Zeit, der rote Faden bleiben aber seine Steifzüge durch Wien. Für mich war dabei in erster Linie spannend, welche Entwicklung der Erzähler durchläuft, von großer Ungewissheit bezogen auf sein Leben und seine beruflichen Perspektiven zu Beginn (in dieser Zeit tragen die im Müll gefundenen Bücher auch dazu bei, den Lebensunterhalt zu bestreiten), über wachsende Selbstsicherheit, die durchaus auch in Zusammenhang mit zunehmendem beruflichem Erfolg steht, der aber nicht nur positive Seiten hat. Am Ende steht eine in hohem Maße autonome Persönlichkeit, die sich keine Gedanken mehr darüber macht, was passiert, wenn dieses Geheimnis aufgedeckt wird - und die es deshalb auch selbst enthüllt.


    Dass Arno Geiger gut schreiben kann ist hinlänglich bekannt, ich mag seinen Roman "Unter der Drachenwand" sehr gerne, obwohl ich immer das Gefühl hatte, dass sich der Autor hier hinter der ausgeklügelten Konstruktion des Romans in gewisser Weise versteckt. Das ist beim "glücklichen Geheimnis" ganz anders: Hier schreibt ein Mensch, der sich seines Talents sicher ist und es sich auch leisten kann, sich in gewisser Weise zu demaskieren. Dass dabei viele Themen und Aspekte unseres Lebens kritisch hinterfragt und reflektiert werden hat das Buch für mich besonders wertvoll gemacht und mich genau an der richtigen Stelle abgeholt.


    Schon während des Lesens der ersten Seiten habe ich mir einen Bleistift dazugeholt, weil ich das Bedürfnis hatte, Textstellen zu markieren, Querverweise anzubringen usw., das hat sich durch das ganze Buch hindurch gehalten. Ich bin mir sicher, dass ich immer mal wieder zu zentralen Stellen blättern werde und dass mir "Das glückliche Geheimnis" noch länger Stoff zum Nachdenken liefern wird.


    5ratten :tipp:

  • Man erfährt viel über Arno Geiger in diesem neuesten Buch von ihm - Dinge, die für seinen durchschnittlichen Leser mehr oder weniger interessant sind.

    Auf jeden Fall interessant ist immer wieder alles, was er über das Schreiben von Büchern zu sagen hat - in erster Linie natürlich, was es mit seinem glücklichen Geheimnis zu tun hat; aber vor allem gegen Ende finden sich einige mMn sehr bedenkenswerte allgemeinere Passagen.

    Ebenfalls berührt hat mich persönlich alles, was er über sein Verhältnis zu seinen Eltern ausführt - hier findet sich sicherlich viel Allgemeingültiges.

    Weniger interessant, aber eben wohl für den Gesamtbogen seines Lebens gleichermaßen wichtig, fand ich selbst die Details über seine auch gern mal parallel ablaufenden Beziehungen zu Frauen - bemerkenswert aber allemal, dass seine inzwischen wohl endgültige Beziehung das ausgehalten hat.

    Das Buch erscheint autobiographisch sehr.. ehrlich.

  • Arno Geiger hat eine ungewöhnliche Biografie geschrieben. Auf den ersten Blick scheint es so, als ob das Stöbern in den Altpapiertonnen seiner Heimatstadt das zentrale Thema ist und er nur nebenbei aus seinem Leben erzählt.


    Aber ich habe auch gemerkt, dass diese beiden Dinge in dem Buch untrennbar sind. Je nachdem, an welchen Punkt sich Arno Geiger in seinem Leben befunden hat, ging er auf weiteren oder kürzeren Wegen auf die Suche nach seinem ganz persönlichen kleinen Glück. Manchmal hat das Gefundene seinen Lebensunterhalt bestritten, manchmal hat es ihm persönlich Freude gemacht. Mir hat gut gefallen, wie er davon geschrieben hat, die Menschen in den jeweiligen Vierten, in deren Tonnen er gerade unterwegs war, besser kennengelernt zu haben. Aber er lässt auch zu, dass ich ihn besser kennenlernen durfte. Arno Geiger erzählt sehr ehrlich aus seinem Leben und spart dabei auch die weniger schönen Seiten nicht aus.


    Über eine Bemerkung musste ich schmunzeln: er schreibt darüber, dass die eigene Schäbigkeit einem immer als letztes auffällt. Deshalb hätte ich gerne den jungen Arno Geiger gesehen, wie er auf seinem schwer beladenen Rad unterwegs war.


    Als er das Haus seines Vaters leerräumen muss, wird er plötzlich vom Sammler abgelegter Schätze zu demjenigen, der sich trennen muss. Und er erkennt, dass diese beiden Seiten sehr unterschiedlich sind. Ob er seine Funde mit dieser Erkenntnis anders bewertet? Auf jeden Fall hat er immer respektvoll, wenn auch manchmal ein bisschen überrascht von seinen Funden berichtet.


    Ein ruhiges, aber sehr schönes Buch, das mir Lust auf noch mehr Bücher des Autors gemacht hat.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.