Douglas Stuart - Young Mungo

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    Titel: Young Mungo
    Autor: Douglas Stuart


    Allgemein:

    416 S.; Hanser Berlin, 2023


    Inhalt:

    Für die hypermaskuline Welt der Arbeiterviertel im Glasgow der 90er Jahre ist Mungo zu hübsch und zu sanft. Sein Bruder Hamish, gefürchteter Bandenführer, will ihn zum Mann machen und schleift ihn zu den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken – nur wer hart genug ist, kann hier überleben. Dann trifft Mungo auf James und mit ihm kann er sein, wie er ist. Mit ihm lernt er ein Begehren kennen, das geächtet ist, das ihn mit Scham erfüllt, aber auch mit Glück, das er selbst vor seiner Schwester Jodie verleugnen muss, mit der er sonst alles teilt. Denn die Liebe, die zwischen den Jungen wächst, ist lebensgefährlich – und zugleich ihre Rettung.


    Meine Meinung:

    Was für ein Buch... ich bin immer noch total darin gefangen, und habe das Gefühl, die Geschichte noch gar nicht richtig verlassen zu haben. "Young Mungo" hat mich dabei gar nicht auf den ersten Seiten in den Bann gezogen, sondern erst nach und nach und plötzlich ist es ein neues Lieblingsbuch.


    Dabei lag es sicher nicht an der düsteren und zum Teil sehr trostlosen Stimmung. Ehrlich gesagt wird das auch nicht besser. Im Gegenteil, es passieren einige wirklich schlimme Dinge, sowohl Mungo selbst, als auch in seinem näheren Umfeld. Hoffnung sucht man hier ehrlicherweise vergeblich. Oftmals werden kleinste Hoffnungsschimmer quasi mit dem Springerstiefel niedergetreten...

    Gewalt, sowohl verbal als auch körperlich sind in Mungos Lebensrealität normal. Seine Mutter ist eine egoistische Frau, die im Grunde nicht damit klar kommt, das sich nicht pausenlos alles nur um sie dreht. (Weshalb sie ihre Kinder regelmäßig zu Hause alleine lässt, es geht soweit, das tagelang nichts zu essen im Haus ist und oft Wochenlang niemand weiß, wo sie überhaupt steckt.). Seine großen Geschwister sind keine echte Hilfe, der große Bruder nicht, weil er als Chef der hiesigen Protestantischen Schläger und Diebstahljugend andre Ziele hat und seine Schwester, weil sie eigentlich mit ihrer Rolle als Ersatzmutter überfordert ist und nur noch weg möchte.

    Mungo hat sich ganz langsam in mein Herz gestohlen. Nicht weil er als so hübsch beschrieben wird, das es auffällt. Nicht weil er so ein trauriger Junge ist den man trösten will (also will man schon.) Sondern weil er es schafft, sich immer wieder einen Teil zu bewahren, der nur ihm allein gehört und das freute mich so sehr für ihn. Wie erwähnt, es passieren einige wirklich schreckliche Dinge, Dinge, die man in Mungos Alter nicht erleben sollte und auch Dinge, die man in seinem alter nicht gezwungen sein sollte zu tun. Auch wenn ich zugebe, das ich mir an einer Stelle genau das gewünscht habe. Das er es schafft, sich zu wehren und das er tatsächlich etwas tut, das ihn eigentlich noch mehr traumatisiert. Aber es bringt ihn aus einer Situation, aus der er sonst vielleicht nicht hätte fliehen können.


    Und ich denke, das ist es was ich an dem Roman so großartig und Stark fand. Stuart hat es nicht so mit Happy End und moralisierenden Sprüchen... Er beschreibt diese Trostlosigkeit wie sie eben ist. Es ist eben manchmal einfach alles Scheiße und man findet eben nicht immer und überall einen Lichtblick. Das ist die Realität und ich finde es gut, das er genau das erzählt und nicht auf den Happy Happy Trip verfällt. Es gibt Menschen, deren Realität nicht damit verbunden ist, für andere gutes zu wollen. Es gibt Umgebungen in denen sich eher Menschen aufhalten, die anderen schaden zufügen wollen (in welcher Form auch immer). Es gibt einfach diese Trostlosigkeit, wenn man keine Zukunft für sich sieht und das beste was passiert, die Möglichkeit ist in einer kriminellen Bande beizutreten, weil alle Arbeitsplätze weggefallen sind. Man keine Perspektiven hat und das Umfeld diesen Umstand sogar noch fördert.

    Es ist nicht alles schwarz und weiß. Und ja, Mungo sucht Menschen die auch gutes wollen oder tun. Er verliebt sich und James ist tatsächlich diese Möglichkeit auch einmal Glück zu finden. Dennoch hebt sich dieser dann ein bisschen Lichtblick^^ nicht zuu stark vom Rest ab. Es ist nicht die all umfassende Rettung seines Lebens. Auch wenn man merkt, das sie ihm gut tut, trotz der Geheimnisse, die die beiden Jungen um ihre Beziehung machen müssen.


    Da ist übrigens ein Punkt den ich nicht so gelungen fand. Der Klappentext spricht von den 90ern... Ich gebe zu, das ich an vielen Stellen fand, das es hm älter wirkte. Also eher Ende der 70er Jahre oder in den 80er Jahren. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, vielleicht war Glasgow in den 90ern auch tatsächlich Mentalitätstechnisch noch so weit hinter der Zeit. Aber gut, so an sich war es insgesamt eher egal, in welcher Zeit es dann konkret spielt. Man merkte nur, ok das ist länger her, weil es kein Flatratetelefonieren gibt und in Telefonzellen mit Münzen bezahlt werden^^


    Zurück zu meiner Schwärmerei :lachen: Am Ende liebe ich dieses Buch einfach. Dafür das es mich so aufgewühlt und tief berührt hat. Dafür das ich Mungo so sehr mag und dafür, das sich Stuart getraut hat, das Buch so traurig und düster zu schreiben, seine Geschichte nicht in Watte zu packen und gleichzeitig irgendwie eine ganz eigene Poesie darin zu verpacken.


    Mein erstes Highlight 2023!


    5ratten

  • Wow, danke für die ausführliche Rezension. Ich habe Shuggie Bain von diesem Autor gelesen und geliebt. Die Geschichte selber war auch sehr düster und trostlos, aber eben auch sehr ergreifend. Werde mir Young Mungo gleich mal auf die Leseliste schieben.

    Liebe Grüsse Hanni 8)

  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten

    Hanser Berlin (20. Februar 2023)

    ISBN-13: 978-3446275829

    Originaltitel: Young Mungo

    Übersetzung: Sophie Zeitz

    Preis: 26,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Eine erschütternde Milieustudie


    Inhalt:

    Glasgow, 1990er Jahre. Der fünfzehnjährige Mungo lebt mit seiner Mutter, seinem Bruder Hamish und seiner Schwester Jodie in einem Arbeiterviertel, das von Armut und Gewalt geprägt ist. Der sanfte Junge, der keiner Fliege etwas zuleide tun will, wird zwischen der Gewalt seines Bruders und der Vernachlässigung durch die alkoholkranke Mutter, die er trotzdem über alles liebt, zerrieben. Mit dem Nachbarjungen James erlebt er ganz neue Gefühle. Gefühle, die er nicht ausleben darf in dieser von Homophobie erfüllten Welt.


    Meine Meinung:

    Anfangs fiel es mir sehr schwer, in die Handlung hineinzufinden. Das Geschriebene erschien mir zu distanziert und konnte mich nicht erreichen. Zudem haben mich die Zeitenwechsel gestört, die ich nicht gut einordnen konnte, da sie völlig übergangslos erfolgen.


    Doch irgendwann war der Knoten dann geplatzt und ich vollkommen in der Geschichte angekommen. Was ich dann zu lesen bekam, ging mir wirklich an die Nieren. Das ist harter Tobak, den Douglas Stuart uns da zumutet - nichts für zart besaitete Leser’innen. Der Roman strotzt nur so vor Gewaltszenen, die schonungslos beschrieben werden und leider sehr realistisch wirken.


    Lichtblicke dazwischen sind die liebevolle Beziehung zwischen Mungo und seiner Schwester Jodie und später dann auch die Liebe zu James, die einerseits Hoffnung gibt, aber auch schmerzhaft ist.


    Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):

    GNUGITLAWEGREV HCUARBSSIMSEDNIK


    ★★★★☆