Jürgen Tietz - Berliner Monster

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    Berlin 1947. Nach dem zweiten Weltkrieg liegt die Stadt immer noch in den Trümmern. Aber das Verbrechen schläft nicht. Innerhalb von kurzer Zeit werden drei ermordete Kinder aufgefunden: sie wurden misshandelt und dann erwürgt. Kommissar Hans Adler wird mit der Aufklärung der Verbrechen beauftragt. Aber wie soll er den Täter finden, wenn niemand die Kinder zu vermissen scheint? Wo soll er anfangen?


    Jürgen Tietz schafft es, die Stimmung im zerstörten Berlin gut einzufangen. Nicht nur im Bild der Stadt, auch in den Herzen der Menschen sind große Lücken. Kommissar Adler hat im Krieg nicht nur den linken Arm, sondern auch seine Frau verloren. Er lebt für den Übergang im Gartenhäuschen eines Freundes, aber der Übergang dauert schon zu lange.


    Die Stadt ist zwischen den Siegermächten geteilt, überall herrscht großes Misstrauen: zwischen denen, die die Macht haben, aber zwischen Kollegen und Menschen, die früher Freunde waren. Hans Adler weiß nicht, wem er trauen kann, denn es ist nicht immer klar zu sehen, wer Freund oder Feind ist und Adler will nicht zur Marionette werden.


    Die Charaktere in der Geschichte haben mir gut gefallen. Sie haben zahlreiche Facetten und auch wenn man es manchen von ihnen nicht ansieht, sind sie alle auf die eine oder andere Art vom Krieg gezeichnet und versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Trotzdem schafft es der Autor, bei der Darstellung nicht in Klischees abzurutschen, sondern jeder einzelne von ihnen wirkt authentisch und hat noch Raum, um sich in den nächsten Teilen der Reihe weiterzuentwickeln, ohne dass ich vorausahnen kann, in welche Richtung es gehen wird.


    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Handlung ein paar Seiten mehr vertragen könnte. Stellenweise ging es mir zu hastig und einzelne Schritte haben mir gefehlt. Trotzdem ist es ein vielversprechender Auftakt in eine neue Krimireihe vor einer interessanten Kulisse.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Jürgen Tietz - Berliner Monster: 1947: Kommissar Adlers erster Fall“ zu „Jürgen Tietz - Berliner Monster“ geändert.
  • Nach der Lektüre des Krimis "Berliner Monster" von Jürgen Tietz bin ich einerseits zufrieden mit dem Buch, denn es hat mir grundsätzlich gefallen, ärgere mich andererseits aber über die Kriminalhandlung, die mir eindeutig zu kurz kam.


    Die Beschreibung des Romans hat mich direkt angesprochen, weil ich historische Krimis, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs spielen, gerne mag, etwa die Reihe um Cay Rademachers Hamburger Kommissar Frank Stave oder auch die Dresdner Max-Heller-Krimis von Frank Goldammer. Und von der Grundanlage her - sympathischer Protagonist, der mit den Schwierigkeiten im zerstörten Deutschland kämpft und versucht, sich mit den Besatzungsmächten zu arrangieren - passt das auch durchaus. Hans Adler hat mir als Hauptfigur gut gefallen, durch diese Figur werden die historischen Bedingungen gut sichtbar gemacht. Gerade das Gerangel um Einfluss zwischen den Besatzungsmächten in Berlin und die Notwendigkeit, sich darin zu positionieren, ohne sich in Gefahr zu bringen, wird nachvollziehbar dargestellt.


    Weniger gefallen hat mir leider der Kriminalfall, der vielversprechend beginnt - ein ermordeter Junge wird aus aus dem Landwehrkanal geborgen - aber dann nicht hält, was er verspricht. Zwar wird der Verantwortliche letztendlich identifiziert, aber dazu und zur Befreiung anderer verschwundener Kinder haben aus meiner Sicht zu viele Zufälle und zu wenig Ermittlungsarbeit geführt, dadurch ist auch nicht durchgängig Spannung geboten: mal schleicht die Handlung sehr gemächlich dahin, dann wieder überschlagen sich die Ereignisse in sehr kurzer Zeit.


    So ist dieser historische Kriminalroman für mich in erster Linie ein historischer Roman, der mir gut gefallen hat, ich hoffe, dass beim nächsten Band in der Reihe der Kriminalfall dann etwas mehr Raum erhält.


    4ratten