Thorsten Pilz - Weite Sicht

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  • Tiefgründig!


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    Nach 50 gemeinsamen Jahren muss Charlotte von ihrem Mann Friedrich Abschied nehmen. Friedrich stirbt und hinterlässt neben dem Testament einen Brief, der ihr ganzes gemeinsames Leben infrage stellt. Nach seinem Tod zieht Charlottes beste Freundin Sabine, die aus ihrer Wohnung ausziehen muss, bei ihr ein. Charlottes Schwester Gesine, die Probleme mit ihrem Mann hat, wird ebenfalls eine Mitbewohnerin auf Zeit. Zudem hat Charlotte zum ersten Mal seit sehr vielen Jahren wieder Kontakt zu Bente, ihrer Jugendfreundin. Trotz der Steine, die sich Charlotte in den Weg stellen, spürt sie Zuversicht, den Schock, den Friedrichs Brief hinterlassen hat, zu überwinden und vorwärts zu schauen.



    Die Geschichte, in deren Mittelpunkt Charlotte steht, beginnt mit einer Sterbeszene und leitet die Grundbotschaft ein. Abschiednehmen, gewohnte Pfade verlassen, sich von Altlasten trennen und Platz machen für die Zukunft und Neues. Aber auch die Botschaft, den Augenblick zu geniessen, denn sehr schnell kann alles vorbei sein, zieht sich durch das Buch. Sehr oft empfand ich die Geschichte als melancholisch, Fröhlichkeit oder Humor treten sehr oft in den Hintergrund. "Weite Sicht" ist ein sehr gehaltvolles Buch mit vielen nachdenklich machenden Passagen und einer tristen Grundstimmung, die mitschwingt.

    Ich staune, wie ein männlicher Autor die vorwiegend weiblichen Figuren nicht nur gut getroffen hat, sondern ihre Gefühlswelt auch authentisch transportieren konnte. Charlotte ist in dem Alter meiner Mutter und ich habe mich vor allem ihren Kindern Franziska und Matthias nahe gefühlt. Sie machen sich Sorgen um ihre plötzlich alleinstehende Mutter und versuchen ihr zu helfen, wo sie können. Manchmal wird das Charlotte zu viel und sie fühlt sich gegängelt. Mir tat es gut, die "andere Seite" zu sehen.

    Doch auch Sabine hat mich berührt, denn sie lebt gedanklich noch in der Vergangenheit mit ihrem verstorbenen Mann Jan und vergisst dabei, im Hier und Jetzt zu leben. Ihr begegnen Chancen, die sie oft einfach nicht ergreift. Die tragende Figur ist Charlotte, die versucht jeden Tag zu nehmen wie er kommt und doch vieles bereut in der Vergangenheit nicht getan zu haben. Allen voran die Kontaktaufnahme mit ihrer Jugendfreundin Bente.

    Ich empfand diese Geschichte als sehr authentisch, tiefgründig und sie wird nachklingen. "Weite Sicht" ist eines dieser Bücher, die man nicht oberflächlich liest, sondern immer wieder inne hält, um über das Geschriebene nachzudenken.


    5ratten

  • „Lass Dir Zeit“


    - Diese drei Worte ziehen sich wie eine Empfehlung durch die ganze Geschichte um Charlotte Holtgreve, ihre Schwester Gesine Bulthaupt, Sabine Lührs und Bente Frederiksen, alle Anfang 70 und seit ihrer Jugend eng verbunden, auch wenn sie die Zeit auseinander getrieben hat. Nachdem Charlotte ihren Mann Friedrich Sebastian nach 48 gemeinsamen Jahren verloren hat, erkennen die Vier, dass sie sich gar nicht so nah sind, wie sie eigentlich gedacht haben. Jede kämpft mit ihren eigenen Sorgen und Problemen, und längst vergangenen Erinnerungen.


    Schon das Cover ist mit seinen ganz wenigen aber ausdrucksstarken Farben ein echter Hingucker, das ich mir gerne anschaue.

    Autor Thorsten Pilz ist es mit seinem eingängigen, irgendwie melancholischen Erzählstil gelungen, mich ganz schnell mit den so unterschiedlichen Charakteren bekannt zu machen und vor allem mich für sie zu interessieren. Dazu kommen neben den vier Frauen ja noch Charlottes Kinder Franziska und Matthias, ihr Bruder Johannes und Gesines Mann Bernhard, die auch alle eine mehr oder wenige wichtige Rolle spielen. Die Lebenswege, die hier beschrieben werden, haben mich bei jedem einzelnen berührt. Nach und nach kommen immer mehr Episoden und kleine Geschichten aus der Vergangenheit ans Licht, die bisher unbekannt waren bzw. über die bisher nie gesprochen wurde. Damit wird eine unterschwellige Spannung erzeugt, die sich durch die gesamte Geschichte zieht und mich beim Lesen gehalten hat.


    Eine, wie ich finde, sehr berührende Geschichte mit Menschen, denen ich mich nahe gefühlt habe mit ganz viel Emotionen und Gefühl. Die zeigt, wie nahe Glück und Trauer beieinander liegen. Die aber auch Hoffnung gibt.

    Ich habe einen Autor kennengelernt, von dem ich gerne mehr lesen würde.


    5ratten

  • Eure Rezis machen mich nun doch sehr neugierig - werde es mir mal auf die Merkliste setzen :)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)