Bret Easton Ellis - The Shards

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    Titel: The Shards
    Autor: Bret Easton Ellis


    Allgemein:

    736 S.; Kiepenheuer&Witsch; 2023


    Zitat von engl. Klappentext, Übersetzung

    Inhalt:

    Los Angeles, 1981 -

    Der 17-jährige Bret ist ein Senior an der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler mit einer mysteriösen Vergangenheit ankommt. Robert Mallory ist aufgeweckt, gutaussehend, charismatisch und hütet ein Geheimnis vor Bret und seinen Freunden, selbst als er Teil ihres engen Kreises wird. Brets Besessenheit von Mallory wird nur von seiner zunehmend beunruhigenden Beschäftigung mit The Trawler übertroffen, einem Serienmörder auf freiem Fuß, der Bret und seinen Freunden immer näher zu kommen scheint und sie mit grotesken Drohungen und schrecklichen, Gewaltakten verspottet.

    Kann er seinen Freunden – oder seinem eigenen Verstand – vertrauen, die Gefahr zu verstehen, in der sie sich zu befinden scheinen? Von der Welt und seinen eigenen angeborenen Wünschen ausgebremst, von ungesunden Fixierungen gebeutelt, gerät Bret in Paranoia und Isolation, während sich die Situation langsam auf eine Katastrophe zuspitzt...



    Meine Meinung;

    Selten war ich so fasziniert von einem Plot, von Figuren und ihren Beziehungen untereinander. Eigentlich spitzt sich alles sehr langsam zu, vieles wird lange nur angedeutet. Einiges ist auch der Tatsache geschuldet das der Bret des Romans (der augenscheinlich der Autor Bret ist... scheinbare Autofiktionallität mit der der Autor kokettiert und spielt wie er Lust hat - was mir persönlich aber gut gefallen hat.) eine Obsession rund um den neuen Mitschüler Robert entwickelt. Es scheint als ob er selbst manchmal selbst nicht genau weiß, ob er nun das Ganze als Autor betrachtet und sich vieles dazu dichtet... oder das den Leser:innen glauben machen möchte. Scheint er Ereignisse nur zu erkennen, weil sie in einen Plot passen würden?


    Persönlich finde ich, das sich Bret (ich meine damit immer die Romanfigur) in Robert wiedererkennt, und vor sich und auch den Leser:innen verbergen möchte, das er in vielen Dingen das tut, was er dem Mitschüler vorwirft. Seine Obsession verbirgt sich im Text und steigert sich nach und nach. Und ich glaube das ist ein Teil meiner Faszination für den Roman. Narzisstisch, teilweise schon nahezu Psychopathische Figuren, die mit den Menschen um sich herum spielen und sie manipulieren, wie es ihnen in ihre momentanen Pläne passt. Ja, genau das möchte ich manchmal einfach gerne lesen!

    Die Beobachtungen die Bret macht, sind interessant, aber gleichzeitig sollte man auch vorsichtig sein, mit dem, wie er die Dinge sieht. Denn er konstruiert sich auch vieles deshalb so hin, damit er legitimieren kann, weshalb er sich so sehr mit Robert beschäftigt.

    Ich finde sogar, er versucht sich oftmals auch selbst zu belügen, damit er nicht zu geben muss, welche Züge sein Interesse angenommen hat. Aber auch generell benutzt er die anderen Beziehung in seiner Clique für sich. Die Freunde erscheinen manchmal als Statisten, die dafür da sind seine Langeweile zu vertreiben, oder dafür zu sorgen das er in der Schule einen bestimmten Status nicht verliert. So wie seine Freundin Debbie nur als Alibi für seine Sexualität herhalten muss. - Auch wenn er immer wieder beteuert, das er sie schon sehr mag. Am Ende benutzt er sie, wie es ihm passt. Immer so, das seine perfektes Schauspiel nicht offiziell aufzufliegen droht. Denn das ein Teil der Freunde ihn zumindest ein bisschen durchschaut hat, wird auch klar.


    Robert scheint mir manchmal als Mittel um von seiner eigenen schwierigen Persönlichkeit ab zu lenken. Wie gesagt höchst faszinierend und auch verstörend. Gleichzeitig fand ich auch Robert als Figur nicht so leicht durchschaubar und sein Verhalten wirkt alles andere als gesund. Trotzdem muss man vorsichtig mit einer Bewertung sein, Bret ist kein objektiver Erzähler...


    Aber ehrlich gesagt war der Roman gleichzeitig genau das, was ich lesen möchte. Ich mag diese Art von Dark Akademia gepaart mit Figuren, die eben alles andere als Sympathisch sind. Ich mag, wie der Autor mit den psychologischen Abgründen spielt. Ich mag sogar, wie er versucht Realität und Fiktion mit einander so stark zu verwischen, das man sich unwillkürlich fragt, wie viel von dem Autor steckt in der Figur Bret. Das Koketterien mit seinem Image kennt man von Ellis ja schon. Und ich würde sagen, hier hat er es zu einer gewissen Perfektion gebracht ;)

    Gleichzeitig ist es eine sehr langsame Steigerung. Ich würde sagen, gegen Ende hätte es für mich etwas schneller Fahrt auf nehmen können, natürlich kann man sich immer wieder überlegen, woraus es nun hinauslaufen wird. Was hier wirklich am Ende passiert ist und was vielleicht nicht. Das was dann geschieht, hat sich für mich perfekt in die Handlung gefügt. Und das obwohl einige Fragen offen bleiben, auch weil Bret durchaus ein Interesse daran haben könnte, das sie nicht geklärt werden.


    Für mich ein absolut faszinierender und großartig erzählter Roman, der einige meiner liebsten Strickmuster (oder Buzzwörter ;) ) abgedeckt hat und damit für mich tatsächlich einfach alles was ich zur Zeit lesen möchte in sich vereint hat. Und aus dessen Welt ich mich am Ende nur sehr schwer lösen konnte.


    5ratten

  • Ich habe erst ca. die Hälfte des Romans gelesen... und war neugierig auf weitere Meinungen.

    Der Roman gehört eindeutig nicht in mein übliches Beuteschema (Krimi, Thriller, Fantasy), aber er hat es geschafft mich so weit zu fesseln, dass ich ihn definitiv zu Ende lesen möchte.

    Die Geschichte ist für meinen Geschmack etwas zu langatmig erzählt und mir fehlt eine Art Zielvorgabe, wohin sich das Ganze wohl entwickeln wird. Mir fehlen Identifikationspunkte mit der Hauptfigur. Bret, der Autor oder Bret, die Romanfigur, ist mir nicht immer sympathisch, vorallem im Zusammenhang mit Debbie, seiner Freundin zur Vertuschung seiner wahren Neigungen.

  • Ich habe den Roman ein wenig sacken lassen und kann mich aber immer noch nicht entscheiden, ob ich ihn mochte oder nicht. Einerseits hat er mich definitiv so weit gefesselt, dass ich ihn komplett gelesen habe, andererseits war ich nicht immer begeistert davon. Mein größtest Problem mit dem Roman ist wahrscheinlich die Hauptfigur Bret, die ich nicht besonders leiden kann bzw. oft sein Verhalten und seine Gefühle nicht nachempfinden konnte. Das liegt unter Umständen auch daran, dass ich in einer ganz anderen Zeit und Lebensumständen aufgewachsen bin.

    Brets Bessessenheit gegenüber Robert wurde aber hingegen sehr gut dargestellt und empfand ich als sehr spannend zu verfolgen. Sobald der Roman eher ein Thriller war, weil sich möglicherweise der Trawler zu sehr nähert und das Leben in Gefahr gerät, war ich gefesselt. Dazwischen gab es aber immer wieder andere Erzählungen, die mich eher gelangweilt haben.

    Brets Alibibeziehung zu seiner Freundin Debbie kann ich aus Debbies Sicht überhaupt nicht nachvollziehen. Man erfährt natürlich nicht, warum Debbie bei Bret bleibt. Schließlich ist die Geschichte aus Brets Sicht geschrieben. Trotzdem kann ich Debbies Verhalten gegenüber Bret nicht nachvollziehen. Ich verstehe auch gar nicht, was die beiden verbindet. Gespräche scheinen die beiden jedenfalls nicht allzu intensiv zu führen. Auch scheint der nun erwachsene Bret in der Rückschau auf seine Geschichte mit Debbie keine Einsicht zu haben, dass sein Verhalten ihr gegenüber nicht korrekt war.

    Ein Stück weit fasziniert und geschockt war ich von der Lebensweise der (reichen) Jugendlichen in L.A. Anfang der 80er. Die Eltern von Bret waren z.B. monatelang unterwegs und Bret auf sich allein gestellt. Drogen, Alkohol und/oder Tabletten waren überhaupt kein Problem zu bekommen und wurden auch reichlich genutzt.

    Und scheinbar gab es jeden Tag an der Schule Sportunterricht. Jedenfalls erzählt Bret von sehr vielen Sportstunden...

  • foenig

    Ein Kollege von mir, hat das Buch kurz vor mir gelesen und fand es schon sehr verstörend. Ich glaube er fand es etwas befremdlich, das ich eher fasziniert war :lachen: Ich denke ich habe Bret eher hm wie eine Forscherin begleitet. Ich mag ihn als Person definitiv auch nicht, aber als Figur hat mich gerade das ziemlich angesprochen, vielleicht auch, weil ich es manchmal auch langweilig finde, wenn die Hauptfigur so "likeable" beschrieben wird.

    Der Roman hat mich jedenfalls schon das ganze Jahr nicht wirklich losgelassen. Ein Jahreshighlight von mir!