Vladimir Jabotinsky - Die Fünf

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    Vladimir Jabotinsky nimmt uns auf eine Reise mit in eine Stadt, die es so nicht mehr gibt. Das Odessa um 1900 ist eine multikulturelle blühende Handelsstadt. Vielfältige Kulturen, Religionen, Sprachen treffen hier aufeinander.


    Anhand der Jüdischen Familie Milgorm erzählt der Ich-Erzähler und junge Journalist die Blüte und den Verfall der Stadt. Es bleibt nur noch die Erinnerung, ein Wiedersehen ist ihm aus politischen Gründen unmöglich und wie er vermutet ist auch von seinem Sehnsuchtsort nichts mehr übrig.



    1905 beschreibt er schon den ersten zögerlichen Revolutionsversuch als das Panzerschiff Potemkin im Hafen von Odessa liegt, die Belegschaft meutert was später in einem sowjetischen Propagandafilm „Panzerkreuzer Potemkin“ verherrlicht und verfälscht wird.


    Die Familie Milgorm ist jüdisch-liberal. Sie pflegen ein offenes Haus mit einem Salon in dem sich die unterschiedlichsten Charaktere treffen.


    Die Fünf, das sind die Kinder der Familie


    Marussja – eine junge Lebefrau mit vielen Verherern, die sowohl das Leben als auch die Verehrer genießt.



    Serjosha – ein Filou, der sich immer wieder in der Halbwelt verirrt, aber ein enger Freund vom Ich-Erzähler ist. Er ist sehr begabt, hat aber kein Durchhaltevermögen



    Marko – ein hllfsbereiter Student, geht für sein Studium nach St. Petersburg. Er ist ein Träumer. Seine Hilfsbereitschaft wird ihm eines Tages zum Verhängnis.



    Lika – die Kommunistin. Sie ist eiskalt, verfolgt ihre Ziele ohne Rücksichtnahme auf ihre Familie. Sie wird nach Sibirien geschickt, weil sie politisch im Untergrund aktiv ist, flüchtet aber zunächst in die Schweiz und dann nach Frankreich.



    Torik – der jüngste Sproß ist eigentlich der vielversprechendste Sohn. Zuverlässig, sorgsam allerdings wendet er sich auch ab, weil er den politischen Umschwung vorahnt und konvertiert zum Christentum.



    Auf irgendeine Art und Weise scheitern alle fünf Kinder, parallel dazu scheitert auch das System, die Stadt, der Kontinent. Der Erste Weltkrieg steht bevor, die Revolution, der Niedergang der multikulturellen Metropole. Viele Juden sind aus den umliegenden Schtetln nach Odessa geflohen, um den Pogromen zu entgehen. Die neu erlebte Freiheit dauerte allerdings nur bis zum Verfall der politischen und gesellschaftlichen Ordnung an.


    Beim Lesen war ich atmosphärisch in dieser Fin-de-Siècle Welt gefangen. Die Sprache ist künstlerisch, die Beschreibungen lassen einen in die Welt versinken. Es ist wirklich erstaunlich, dass das Buch 1936 erschienen ist und erst 70 Jahre später ins Deutsche übersetzt wurde.



    Von mir eine riesengroße Leseempfehlung.