Andrea Wulf - Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich.

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    Das ist das erste Mal, dass ich schon etwas zu einem Buch schreiben muss, das ich gerade erst begonnen habe, weil ich nicht warten kann, bis ich es beendet habe! Ich habe das Buch aufgrund verschiedener positiver Empfehlungen gekauft, aber es hat mich geradezu umgehauen, wie gut es wirklich ist. Die ersten 60 Seiten haben sich weggelesen wie nichts- dieses Sachbuch ist spannender erzählt und besser formuliert als mancher Roman.


    Andrea Wulf beginnt ihre Ausführungen zu den frühen Romantikern damit, dass sie zum einen ihrer Begeisterung für Literatur und das Schreiben Ausdruck verleiht, und zum anderen direkt gedankliche Anknüpfungspunkte zu den frühen Romantikern sucht - und mit Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling auch direkt eine der interessantesten Protagonistinnen dieser Epoche und ihr wechselhaftes Schicksal thematisiert. Danach öffnet sie den Blick auf den gesamten "Jenaer Kreis", der im Zentrum des Buches steht.


    Dazu gehören auch Goethe und Schiller, deren Freundschaft 1794 in Jena entsteht, und mit denen sich das erste Kapitel beschäftigt. Obwohl man hier nichts Neues liest, wenn man sich mit den beiden Dichtern bereits beschäftigt hat, hat die Autorin eine so leichte und unterhaltsame Art, zu schreiben, dass es einfach Spaß macht, weiter zu lesen.


    Und genau das werde ich jetzt auch tun - und dann weiterschreiben, ob das Buch die Erwartungen des Anfangs erfüllt. Ich hoffe es, und die Rezensionen auf Amazon.de verheißen dazu auch Gutes! ;)

  • Ich kann deine Begeisterung verstehen. Ähnlich ging es mir beim Buch über Humboldt von der Autorin. Als ich das neue Buch gesehen hatte, dachte ich mir, dass ich das wohl auch mal lesen sollte.

  • Ich hab das Buch ja auch vor ein paar Wochen mal als "bestens geeignet für Leute wie mich, die wenig Vorbildung über die Hintergründe von Literaturgeschichte haben" erwähnt. Wulf schafft es, diese papiernen Gestalten zu lebendigen Menschen zu machen - mit ihren Stärken wie auch Schwächen - vor allem die gegenseitigen Beziehungen und Freundschaften, die oft auch literarisch sehr produktiv sind, werden beschrieben.

    Die Kombination von hervorragend genauer Recherche und fesselnder Darstellung habe ich in allen von Andrea Wulfs Büchern gefunden - das über Humboldt habe ich mir sogar für einen (seltenen!) Reread gewünscht und allen Pflanzenliebhabern seien die über die Pflanzenimporte aus Amerika (The Brother/Founding Gardeners) empfohlen.

    Mir fehlt noch das über die.. Navigation (?) (Die Vermessung des Himmels) - da bräuchte ich noch einen Anstoß, kennt das wer??

    2 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Ich konnte die Begeisterung für Wulf schon bei ihrer Humboldt-Biografie nicht teilen, und werde mir die Romantiker wohl nicht antun. (Zugegeben: In beiden Fällen wusste bzw. wüsste ich wohl zu viel, um nicht zu sehen, was sie alles auslässt, das doch m.M.n. wichtig wäre.)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Mich stört es nicht, wenn Dinge nicht erwähnt sind, die ich über bestimmte Autoren oder Epochen schon weiß, mich begeistert einfach der Schreibstil der Autorin. Wahrscheinlich lese ich es deshalb eben nicht wie ein typisches Sachbuch, mit Schwerpunkt auf den Informationen, aber das würde man bei einem Roman ja auch nicht tun.


    Die Kombination von hervorragend genauer Recherche und fesselnder Darstellung habe ich in allen von Andrea Wulfs Büchern gefunden - das über Humboldt habe ich mir sogar für einen (seltenen!) Reread gewünscht und allen Pflanzenliebhabern seien die über die Pflanzenimporte aus Amerika (The Brother/Founding Gardeners) empfohlen.

    Mir fehlt noch das über die.. Navigation (?) (Die Vermessung des Himmels) - da bräuchte ich noch einen Anstoß, kennt das wer??

    Ich habe die Bücher über Humboldt und Navigation jetzt auch bestellt, weiß aber noch nicht, wann ich dazu komme, reinzulesen. Dann kann ich gerne meinen Eindruck im Forum einstellen.

  • Ich sehe das ähnlich. Jeder Autor wählt seinen eigenen Fokus und es ist unmöglich, alles zu thematisieren. Man muss eine Auswahl treffen. Wenn einem diese Auswahl persönlich missfällt, ist es natürlich schwierig. Solange ich einen Mehrwert aus dem Buch ziehe, muss mich die Auswahl allerdings sehr stören, um das Buch abzulehnen. Und neben den Sachinformationen empfinde ich Andrea Wulfs Schreibstil ebenfalls als sehr angenehm und schön, weshalb allein das ein Mehrwert wäre.

  • Ich habe das Buch gestern beendet und muss sagen, dass meine Begeisterung bis zum Schluss nicht nachgelassen hat. Durch die Fokussierung auf die doch sehr unterschiedlichen TeilnehmerInnen des Jenaer Kreises und ihre Ideen in den jeweiligen Kapiteln wird deutlich, aus welchen verschiedenen Richtungen die Ideen der frühen Romantiker beeinflusst waren, und wie die Fixpunkte ihrer philosophischen Konstrukte sich allmählich verfestigt haben. Dass dabei die menschliche Komponente (persönliche Zu- und Abneigungen ebenso wie zwischenmenschliche Konflikte) nicht zu kurz kommt macht das Ganze noch unterhaltsamer.

    Es hat mir auch gut gefallen, dass die Autorin die Geschehnisse in und um Jena immer wieder in den Kontext der zeitgenössischen Rahmenbedingungen einbettet - auch vor der Einnahme der Stadt durch die napoleonischen Truppen infolge der Schlacht bei Jena und Auerstedt, mit der das Buch endet, war beispielsweise der Vormarsch Napoleons immer wieder Thema für seine Zeitgenossen - dadurch schweben die teils sehr idealistischen Romantiker weniger im luftleeren Raum und werden als Personen greifbarer.


    Ich würde das Buch jederzeit weiterempfehlen und finde, dass Andrea Wulf als Autorin eine tolle Entdeckung ist - die nächsten beiden Werke ("Alexander von Humboldt" und "Die Vermessung des Himmels") liegen schon zu Anschlusslektüre bereit. Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr, der sich gut in meine Erfahrungen mit Veröffentlichtungen von HistorikerInnen aus dem anglosächsischen Sprachraum einreiht, dass nämlich Geschichte gar nicht immer staubtrocken und bierernst daherkommen muss, sondern auch Spaß machen darf.


    5ratten :tipp:

  • Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr, der sich gut in meine Erfahrungen mit Veröffentlichtungen von HistorikerInnen aus dem anglosächsischen Sprachraum einreiht, dass nämlich Geschichte gar nicht immer staubtrocken und bierernst daherkommen muss, sondern auch Spaß machen darf.

    Das haben sie dort einfach besser drauf als hierzulande (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen