Lafcadio Hearn & Benjamin Lacombe – Japanische Geister und Naturwesen

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.196 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von MacOss.

  • Lafcadio Hearn

    Japanische Geister und Naturwesen

    Illustriert von Benjamin Lacombe.

    Ins Deutsche übertragen von Berta Franzos, Gustav Meyrink und Edmund Jacoby.

    Mit einem Vorwort von Matthias Hayek.


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    Lafcadio Hearn lebte von 1850 bis 1904, war irisch-griechischer Abstammung und siedelte im Alter von 19 Jahren zunächst in die USA über, erlebte die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den USA erzwungene Öffnung und Modernisierung Japans nach etwa 250jähriger Abschottung des Landes von der Außenwelt, zog mit vierzig nach Japan, heiratete dort die Tochter eines verarmten ehemaligen Samurai, nahm den Namen Koizumi Yakumo an und verbrachte dort schließlich den Rest seines Lebens.


    In Japan arbeitete Hearn zunächst als Englischlehrer und lehrte von 1896 bis 1903 englische Literatur an der Universität Tokio. Er übernahm viele japanische Bräuche und beschäftigte sich intensiv mit den alten Mythen und überlieferten Geschichten Japans, brachte viele bis dahin lediglich mündlich überlieferte Geschichten und Sagen zu Papier, und seine Bücher werden bis heute als Fundgrube für japanische Legenden und Volksmärchen geschätzt, die sonst möglicherweise im Laufe der Zeit verschwunden wären.


    Dieses Buch versammelt einige der vielen von Hearn gesammelten und aufgeschriebenen Geschichten rund um einige der bekanntesten japanischen Natur- und Geisterwesen, auch Yōkai genannt.


    Man findet hier die unterschiedlichsten Fabelwesen, so zum Beispiel den aus dem Palast der Drachenkönige am Grund des Meeres verbannten Haifischmenschen, der seinem menschlichen Retter bis an dessen Lebensende Dankbarkeit zeigt; den Kappa, einen kleinen Flussgeist, der am liebsten Schabernack treibt, aber auch nicht ganz ungefährlich ist. Daneben gibt es ganz anrührende Geschichten wie die um einen alten, einsamen Samurai, dessen Seele nach seinem Tod in einen alten, verwelkten Kirschbaum fährt, welcher seitdem jedes Jahr mitten im Winter in voller Blüte steht. Oder den frommen Priester, dem die Inkarnation eines Buddhas erscheint, reitend auf dem Rücken eines weißen Elefanten mit sechs Stoßzähnen.


    Abgerundet werden die Geschichten von zahlreichen großformatigen, zum Teil doppelseitigen Illustrationen von Benjamin Lacombe, den ich für seinen ganz eigenen Stil schätze, der oft fast comichaft und niedlich wirkt, dabei aber immer auch das Unheimliche der abgebildeten Figuren und Wesen erahnen lässt...


    Einen zentralen Bestandteil im Buch nehmen Hearns Ausführungen über das in Japan wohl bekannteste und am meisten mythenumrankte Wesen ein: den Fuchs, auf Japanisch auch Kitsune genannt. Der Fuchs ist in Japan allgegenwärtig, man begegnet ihm in Form von Statuen auf der Straße, in Tempeln und Schreinen und natürlich in zahllosen Geschichten. Hearn erzählt hier weniger eine Geschichte oder ein Märchen, sondern schlägt einen großen Bogen rund um die Rolle, die der Fuchs in der japanischen Gesellschaft, ihrer Geschichte und im religiösen Leben der Japaner spielt, vom mythischen Ursprung der Fuchsgottheit Inari, die vielerorts als Reisgott verehrt wird, der den Reisbauern zu reicher Ernte verhelfen soll, daneben auch zur Heilung von Krankheiten angerufen wird, und sogar große Herrscher haben sich hilfesuchend an Inari gewandt und um Unterstützung gebeten. Unter den Fuchswesen gibt es die vielfältigsten Ausprägungen, neben den guten und harmlosen Erscheinungen auch böse Fuchsdämonen und sogar Mischwesen aus Fuchs und Mensch. Diese Ausführungen rund um den Fuchs in Japan fand ich am interessantesten im Buch, und hier gibt es auch die schönsten Illustrationen vom Lacombe: elegante Füchse im Kimono, Kitsune im Schnee oder die in Japan überall anzutreffenden Fuchsstatuen.


    Den Abschluss des Buches bilden einige überlieferte „Yokai-Spiele“ aus der Zeit Lafcadios Hearns und früher, mit denen ich mich aber noch nicht weiter befasst habe. Die äußere Aufmachung des Buches ist ebenfalls sehr ansprechend, das Buch selbst ist großformatig (ca. 20 x 30 cm), der Einband z.T. mit Leinen, und ein Lesebändchen wurde ebenfalls spendiert.


    Alles in allem ein schönes Buch, das meine volle Zustimmung findet.

    5ratten

  • Beim Stöbern im Netz habe ich übrigens gerade auf der Seite des Gutenberg-Projekts entdeckt, dass dort die gemeinfreie Fassung von Lafcadio Hearns "Kokoro" zur freien Verfügung steht, eine Sammlung von Essays und Geschichten rund um Land und Leute in Japan. Kannte ich bislang auch nicht, sieht aber nach kurzem Überfliegen sehr interessant aus!


    Hearn, Lafcadio

    Kokoro

  • Vielen Dank für diese Buchvorstellung, MacOss !


    Das Buch ist bereits am Rande meiner Wahrnehmung aufgetaucht, weil ich schon andere aus dem Verlagshaus Jacoby & Stuart besitze, die allesamt Buchschätze sind. Unter anderem auch mit fantastischen Illustrationen von Lacombe. Nun steht also fest: Das Buch wird früher oder später hier einziehen. :)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Breña – Ja, Benjamin Lacombe mag ich auch sehr. Irgendwo in den Tiefen meiner Bücherregale schlummert noch das von ihm illustrierte Buch "Unheimliche Geschichten" mit Erzählungen von Edgar Allan Poe. Auf den ersten Blick wirken seine Zeichnungen irgendwie harmlos und fast kindlich, aber bei näherer Betrachtung offenbart sich das Unheimliche der Figuren und Gestalten, manchmal auch nur in kleinen Details am Rande. Das macht er ganz großartig!


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