Martin Suter - Melody

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  • Martin Suter - Melody


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    Gebundene Ausgabe: 336 Seiten

    Diogenes (22. März 2023)

    ISBN-13: 978-3257072341

    Preis: 26,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Ein ruhiger und fesselnder Roman


    Inhalt:

    Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz ist über 80 und todkrank, als er den jungen Anwalt Tom Elmer einstellt, um seine Papiere für die Nachwelt zu ordnen. Dieser dringt dabei immer weiter in das Leben des alten Herrn vor. Besonders fasziniert ist er von einer jungen Frau, Melodiy, deren Bilder im ganzen Haus hängen. Und Dr. Stotz erzählt Tom bereitwillig von Melody, seiner Verlobten, die drei Tage vor der geplanten Hochzeit plötzlich verschwand und die er nun seit über vierzig Jahren sucht …


    Meine Meinung:

    „Melody“ lässt sich sehr gut lesen und ist von Anfang an einigermaßen unterhaltsam. Allerdings kommt die Story zunächst doch für meinen Geschmack ein wenig zu behäbig daher. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, im ersten Viertel passiert irgendwie gar nichts. Doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf. Stotz erzählt Tom, wie er Melody kennenlernte, wie er sich verliebte, wie die Hochzeit geplant wurde und über die Steine, die dem Paar dabei in den Weg gelegt wurden. Und wie Melody eines Tages einfach verschwunden war.


    Als Leser rätselt man genau wie Tom, was wohl geschehen ist. Möglichkeiten gibt es viele. Und kaum hat man sich für eine entschieden, wirft der weitere Verlauf diese Vermutung wieder über den Haufen. Plötzlich geht die Sache in eine ganz andere Richtung. Und dann wieder in eine andere. Martin Suter versteht es wirklich, die Lesenden durch diese Wendungen zu überraschen.


    Das Buch entwickelte so von Seite zu Seite einen immer größeren Sog auf mich, sodass ich es schließlich kaum noch aus der Hand legen wollte.


    Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Sie wirken authentisch und dreidimensional. Die Protagonist*innen sind sympathisch, sodass man gerne an ihrer Seite versucht, die Geheimnisse zu lüften.


    Wer sich gerne auf einen ruhigen, aber trotzdem fesselnden Roman einlassen will, darf hier gerne zugreifen.


    ★★★★☆

  • Tom sucht nach seinem Studienabschluss in Recht einen Job und findet diesen als Nachlassverwalter bei einem Alt-Nationalratsabgeordneten. Bald stellt sich heraus, dass er nicht nur seine berufliche Karriere ordnen sondern vor allem das Rätsel rund um Melody lösen soll. An Melody, die große Liebe des bereits sehr kranken alten Manns, erinnern unzählige Portaits im ganzen Haus - doch was ist ihre Geschichte?


    Die Geschichte von Melody wird in Etappen erzählt, immer durchbrochen durch die Schilderungen der aktuellen Tätigkeit von Tom - hauptsächlich genießt er gutes italienisches Essen und Alkohol. Das Buch hat für mich eine gewisse Ruhe ausgestrahlt, denn es passiert nicht wirklich was. Stück für Stück erfährt man immer mehr was hinter den Gemälden im Haus steckt.


    Interessanterweise hatte ich gar nicht so den Drang danach, herauszufinden, welches Geheimnis Melody umgibt. Es war für mich vollkommen ausreichend der Erzählung weiter zu folgen. Gelüftet wurde das Rätsel aber natürlich trotzdem. Teils war es überraschend, teils aber auch nicht.


    Im Endeffekt geht es um die Gefühle eines alten Manns, der beruflich sehr erfolgreich war, aber dennoch an seinen letzten Momenten im Leben nur an seine große unerfüllte Liebe denkt.


    Von mir gibt es zu Melody eine klare Leseempfehlung!


    5ratten

  • Melody

    Martin Suter



    „Hat sich die Fiktion geändert, weil sich die Wahrheit geändert hat?“ (S. 327)


    Dieser Satz auf einer der letzten Seiten, ist eine treffende Beschreibung des Romans. Es geht um den Millionär Dr. Peter Stotz, der seinen Nachlass regelt und auch das Bild das die Nachwelt von ihm haben soll, mitbeeinflussen will.


    Neben seiner erfolgreichen Karriere, gibt es eigentlich nur ein wichtiges Thema: Melody, seine große Liebe. Zu Beginn ist es die Erzählung einer sehnsüchtigen Liebesgeschichte.


    Aber … war es tatsächlich so, wie er es erzählt? Der Autor schickt seine Protagonisten und die Leser auf die Suche nach der Wahrheit, er führt alle immer wieder auf falsche Fährten, überrascht durch unerwartete Wendungen und eigentlich ist es logisch, dass am Ende alles ganz anders ist, als zu Beginn gedacht.


    Martin Suter beschämt seine Protagonisten nicht, er erzählt raffiniert konstruierte Geschichten.


    Klug, verwirrend und psychologisch äußerst interessant, aber im Stil unaufgeregt und klar – ein echter Suter eben! Wirklich großartig! 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Vernunft, Vernunft...

  • Ich finde auch, es ist ein echter Suter! Hier meine Rezi:


    Die Sache mit der Wahrheit


    Nationalrat Dr. Stotz ist ein alter, kranker Mann, der immer noch zu leben versteht: mit Hausangestellten, die seit fast einem halben Jahrhundert bei ihm sind, köstlicher italienischer Küche - und mit Alkohol. Sehr viel Alkohol.


    Für ihn selbst ist sein Leben allerdings vorbei, seit seine Verlobte Melody vor einem halben Jahrhundert verschwand - ganz kurz vor der Hochzeit.


    Er stellt Tom Elmer, einen jungen Juristen, der nichts aus sich gemacht hat, ein, um seinen Nachlass zu ordnen. Und um diesen der Nachwelt zu präsentieren, was - so meint er - schon bald erforderlich sein wird. Und zwar so, wie er selbst sich dargestellt haben möchte.


    Dr. Stotz erzählt Tom viele Geschichten, vor allem welche über Melody. Doch was davon ist wahr?


    Auf eine gewisse Weise hat Martin Suter eine sehr konservative Art zu erzählen. Man könnte sie auch klassisch nennen: mit allmählichem Spannungsaufbau, bei dem die Kurve erst allmählich ansteigt und dann ziemlich lange ganz oben bleibt. Fast bis zum Schluss, muss man sagen, wobei das nicht jeder Leser so sehen mag.


    Ich weiß diese konservative Art, die von einer Kritikerin als "geschmeidiger Erzählstil" bezeichnet wird, durchaus zu schätzen. "Süffig" wäre ein weiterer passender Begriff: man liest einfach so weiter, mit viel Genuss, will gar nicht aufhören. Allerdings sollte man aufpassen, dass man dem Autor nicht auf den Leim geht. Denn nicht alles ist so, wie es zu sein scheint. Martin Suter beherrscht das Spiel mit der Wahrheit einfach meisterhaft.

    4ratten