Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Diese Buch lag schon etwas länger auf dem SUB, da ich eine Ergänzung zu Brigitte Hamanns Elisabeth-Biographie erwartete, die ich vor Jahren (mehrfach) gelesen habe und sehr beeindruckend fand. Und es ist tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung, weil hier auf der Grundlage sorgfältiger Auswertung vieler Originalquellen die psychologischen Hintergründe von Elisabeths Anpassungsschwierigkeiten am Wiener Hof in den ersten Jahren beleuchtet werden.
Damit wird vor allem das Klischee der bösen Schwiegermutter, die Sisi die Eingewöhnung am Wiener Hof erschwerte, hinterfragt und teilweise auch widerlegt, besonders unter Nachweis der Tatsache, dass in vielen Fällen Missverständnisse (von beiden Seiten) Ursache von Zerwürfnissen waren. Es wird sehr anschaulich gemacht, dass Sisi bei ihrer Eheschließung ein Teenager war, der auch in den folgenden Jahren noch mit pupertären Erscheinungen zu kämpfen hatte, woran sich weitere hormonelle Schwierigkeiten durch drei Schwangerschaften in fünf Jahren anschlossen. Dass eine Frau, die aufgrund der familiären Disposition psychisch als instabil bezeichnet werden kann (die Autorin weist darauf hin, dass nicht nur die väterliche Familie, sondern insbesondere auch ihre Mutter durchaus labil war), in dieser Situation überfordert war und durch den frühen Verlust der erstgeborenen Tochter mit gerade einmal zwei Jahren zusätzlich aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und damit nicht in der Lage war, ihren staatstragenden Pflichten nachzukommen, erscheint nachvollziehbar. Während in Hamanns Biographie der Fokus eher auf der recht eigenwilligen Kaiserin der späteren Jahre liegt betont Winkelhofer die Notwendigkeit des Erwachsenwerdens, auch unter Festlegung der eigenen Grenzen, in den früheren Jahren am Wiener Hof. Sisi erscheint hier deutlich unsicherer und bereits auf der Suche nach ihrer Rolle (die sie ja letztendlich das ganze Leben begleitete), das Buch endet mit der ersten Phase der Konsolidierung ihrer Persönlichkeit Anfang der 1860er Jahre.
Diese Biographie liefert grundlegende Erkenntnisse zur Persönlichkeitsentwicklung der berühmten Kaiserin und belegt diese detailliert unter Bezug auf zeitgenössische Quellen und frühere Biographen, hier sind insbesondere die Notizen interessant, die der Elisabeth-Biograph Conte Corti nicht in seinem Text verwendete. Insofern ist sie tatsächlich eine wichtige Ergänzung früherer Biographien, hinzu kommt, dass sie sich ausgesprochen gut liest.