David Suzuki/Wayne Grady - Der Baum: Eine Biografie

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 941 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yanni.

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    Bäume gehören zu den größten und faszinierendsten Lebewesen. Manche Bäume blicken auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück; könnten sie sprechen, sie hätten einiges zu berichten.

    David Suzuki und Wayne Grady erzählen eine solche Geschichte. Ihre »Biografie eines Baumes«

    beschreibt sieben Jahrhunderte im Leben einer Douglasie im Westen Kanadas. Erzählt wird nicht allein die Geschichte in ihrem ökologischen Kontext, etwa wie es dem Samen gelingt, Wurzeln zu schlagen, oder wie der heranwachsende Baum Wind und Wetter trotzt. Eingebunden sind zahlreiche Ausflüge in die Kulturgeschichte der Menschheit und die Evolutionsgeschichte unseres Planeten.

    Ein wahrhaft gelungener Blick darauf, wie alles mit allem zusammenhängt, und eine großartige Hommage an das Wunder namens Leben. (Klappentext)


    In der Einführung erzählt David Suzuki, wie er, ein Zoologe, dazu kam ein Buch über einen Baum zu schreiben. Die Biografie eines Baumes. Eine Douglasie, die unweit seines Inselhäuschens wächst, gab letztendlich den Ausschlag für dieses Projekt.


    5 Kapitel umfasst das Buch und somit auch den Lebenszyklus des von Suzuki beschriebenen Baumes.

    Wobei das erste Kapitel Geburt weit in die Vergangenheit, oder besser in die Anfänge des Lebens überhaupt, zurückgeht. Es beginnt mit der Geburt des Universums, die Entstehung der Planeten, das Auftauchen ersten Lebens bis zur pflanzlichen Besiedelung der Kontinente.

    Zudem erklärt der Autor die Bedeutung von Waldbränden, deren vernichtendes Feuer von großem Nutzen für einige Bäume ist.

    Nebenbei erfährt man auch noch einiges andere über Douglasien, die eine eigene Gattung sind und nicht, wie oft angenommen wurde, zu Kiefern, Tannen oder Fichten gehören.


    Inzwischen hat ein Same der Douglasie einen sicheren Ort gefunden, wo er, einer der wenigen, die Möglichkeit hat Wurzeln zu schlagen. Somit hat er eine Etappe, auf dem Weg ein großer Baum zu werden, erfolgreich hinter sich gebracht.

  • Das zweite Kapitel ist mit Wurzeln schlagen betitelt.

    Suzuki lässt den Baum weit in der Vergangenheit keimen, da die Lebensdauer einer Douglasie sehr lang sein kann. Somit bekommt man dann auch mal Kommentare wie, als die Wurzel sich in die Erde bohrte, entdeckte dieser oder macht jener diese oder jenes. Dabei geht es immer um die Weiterentwicklung der naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.


    Man erfährt sehr viel über Botanik und chemische Prozesse. Die Fachausdrücke werden anfangs auch immer erklärt. Wer kein gutes Gedächtnis hat, sollte sie sich besser aufschreiben, denn für Menschen, die mit der Materie nicht vertraut sind, könnte es sonst schwierig werden.


    Während der Samen Wurzeln schlägt und seinen Sämling wachsen lässt, erfährt man sehr viel darüber, wie dies überhaupt möglich ist. Und da unsere sehr junge Douglasie auch bald mit anderen Lebenwesen in Austausch treten wird, wird auch darüber berichtet. So erfährt man beispielsweise auch, warum Schweine Trüffel ausbuddeln oder welche Eigenschaften man Salamanderhaut nachsagte.


    Im Buch sind mehrere schwarz-weiß Zeichnungen von Robert Bateman enthalten, die direkt Bezug nehmen zum Inhalt.

  • Im Kapitel Wachstum erfährt man mehr über das fortschreitende Wachstum des Baumes. Welche Veränderungen in dessen Verlauf mit dem Baum geschehen. Wie sich der Baum zu dem entwickelt hat, was er heute ist. Besonderes Augenmerk legt der Autor dabei auf die Fortpflanzung.


    Unser Baum ist inzwischen seit über 16 Jahren aus dem Samen entsprossen. Er wird nun zum ersten Mal Zapfen ausbilden, deren Entstehung, Unterschiede und Reifezeit erklärt werden. Dabei geht es immer mal wieder weit in die Vergangenheit, um die Entstehungsgeschichte genauer zu beleuchten.

    Näher eingegangen wird auch auf die unterschiedlichen Bestäubungsformen, sowie deren Vor- und Nachteile anhand von Beispielen.


    Dabei lernt man so einige Personen kennen, die Entdeckungen und Fortschritte, passend zum Kapitel, beisteuern konnten.


    Mit dem Spreizen der Tragblätter der weiblichen Zapfen und dem Entlassen der geflügelten Samen endet dieser Abschnitt.

  • Die letzten beiden Kapitel sind Reife und Tod.

    Unser Baum ist nun schon viele Jahre alt und seine Samen, von denen es nur wenige bis zur Keimung schaffen, dienen vielen Tieren als Nahrung. Welche Zusammenhänge es dabei zu Ereignissen gibt, die man auf den ersten Blick gar nicht in Zusammenhang bringen würde, und wie sich die Samen dadurch auch verbreiten, bekommt man hier erklärt. Ein großes Thema ist die Sexualität der Bäume und die Verbreitung der Samen, die sich oft von der Verbreitung der Pollen unterscheidet.


    Dann geht es weiter mit chemischen Prozessen, die der Baum zum Wachstum, zur Verteidigung und Vermehrung für sich nutzt. Terpene, Tannine, Alkaloide - sie alle haben ihre Aufgabe. Ihre Eigenschaften sind für uns Menschen genau so interessant wie für den Baum. Ob es sich nun um Genusssmittel wie den Kaffee oder um Arzneien wie etwa das Aspirin handelt.


    Auf den nächsten Seiten begegnen wir Menschen, die dem einen oder anderen bekannt sein dürften. Carl von Linné und seine Klassifizierungslehre, Charles Darwin oder auch E. O. Wilson.


    Der Baum ist Teil einer großen Gemeinschaft und wie diese sich gegenseitig beeinflusst, wird anhand vieler Beispiele aufgezeigt.

    Dass sich auch auf dem Baum eigenständige Ökosysteme bilden, fand ich höchst interessant. Der Baum kann in der Krone Wurzeln bilden, um von davon zu profitieren. Es gibt in diesen Kronendach-Welten Arten, die nur dort vorkommen.


    Aber es gibt eben nicht nur positive Beziehungen und so wird sich irgendwann eine Art in den Baum einnisten, die nicht mehr abgewehrt werden kann und das Ende eines langen Lebens bedeuten wird.

    Denn wie der Autor schreibt: Ein infizierter Baum ist ein toter Baum. Kein Baum stirbt an Altersschwäche und kein Baum lebt ewig.

    Auch wenn es Bäume gibt, deren Alter man auf mehr als 10 000 Jahre schätzt.


    Aber wann ist ein Baum tot? Das Sterben kann sich über viele Jahr hinziehen, aber wann genau ist der Baum tot. Wenn er keine Blätter/Nadeln mehr bildet? Wenn er alle noch vorhandenen Nährstoffe über das Wurzelwerk an andere weitergibt? Oder wenn er als Totholz vielen anderen Lebewesen das Überleben sichert?


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich habe viele interessante Dinge dazugelernt.

  • Zank Sorry, deine Frage ist mir irgendwie durchgerutscht.

    Ich fand das Buch gut zu lesen. Klar, es werden Fachbegriffe verwendet, die auch beim ersten Mal erklärt werden. Dann muss man sich das entweder merken oder wenn es zu viele werden aufschreiben, weil es kein Glossar gibt. Wer schon mehr über Flora und Fauna gelesen hat, hat es leichter. Aber an sich lässt es sich sehr gut lesen. Keinesfalls zu trocken. Und man bekommt viele zusätzliche Informationen über die Arbeiten von Menschen wie Darwin, Wilson, Linné und viele andere.

  • (Das Buch ist bei mir aufgrund der Erwähnung durch Dich bereits physisch anwesend.. :S )

    Ich lese dieses Buch jetzt endlich auch, stehe aber erst bei einem guten Viertel.

    Prinzipiell finde ich Thema und Struktur sehr reizvoll und interessant - mir sind aber schon bis hier mehrere Ungereimtheiten aufgefallen, die ich zunächst der Übersetzung zugeschrieben habe.


    Am Anfang des 2. Teils finde ich bei der Erklärung des Geotropismus aber jetzt die Aussage, dass sich Auxine (pflanzliche Wachstumshormone) jeweils im unteren Teil einer Zelle konzentrierten, da sie "große Moleküle sind und daher der Schwerkraft unterworfen".

    Das halte ich für groben Blödsinn (sooo besonders groß sind sie übrigens außerdem gar nicht..) - ich will mir gar nicht vorstellen, was sich in unseren Körpern abspielen würde, wenn so was tatsächlich der Fall wäre.. :huh: (in Wirklichkeit gibt es übrigens tatsächlich winzige "Steinchen" mit dieser Funktion, ähnlich denen in unserem Gleichgewichtsorgan).


    (Ich werde beim Lesen also versuchen, wachsam und kritisch zu bleiben... denn ansonsten ist es interessant genug.)

  • Ich merke gerade, dass ich nicht mehr allzu viel über den Inhalt des Buches weiß. Gut, dass ich es hier nachlesen kann.


    Deine Eindrücke werde ich aufmerksam verfolgen.

  • (Speziell für yanni noch ein Fazit) :

    Insgesamt hat mir "Der Baum" dann doch nicht ganz so gut gefallen, wie ich erwartet hätte - aber das hängt wohl v.a. mit meiner persönlichen Erwartungshaltung zusammen.


    Ich hatte mir vorgestellt, dass sich das Ganze viel näher an dem gewählten individuellen Baum, der 700jährigen Douglasie, orientieren würde - bezugnehmend auf geschichtliche Ereignisse zu dessen einzelnen Lebensabschnitten.

    Stattdessen war das Thema viel mehr "Biologie" (was ja eigentlich gut ist!!) - die Themen, die richtig viel Raum einnehmen, sind mir jedoch zu vertraut, als dass ich noch viel Neues dazu erfahren konnte: Pilze, Genetik, ungeschlechtliche vs geschlechtliche Fortpflanzung, Farne, botanische Systematik, Pflanzenschädlinge... dazwischen dann aber auch kürzere speziellere Einschübe über Papier, Buchdruck, Salamander, Hörnchen (die Tiere.. ;) ), den Fleckenkauz und Waldzerstörung.

    Alles nicht uninteressant - für mich halt v.a. die Anteile, die weniger basic sind - aber die Douglasie als Individuum war eben mehr oder weniger nur ein nebensächlicher Aufhänger, den der Autor zwischendurch wohl selbst öfters mal vergessen hat (im 3. von 5 Teilen ist sie 16 Jahre alt - zu Beginn des 4. dann gleich schon 300... ^^ ).

    Also eher der Versuch eines "Alles-Biologie-Buches" mit dem Fokus auf dem Thema "Wald". Bis auf einige Schnitzer gut, wenn man's halt so erwartet - der Autor ist auch durchaus renommiert.

  • Danke für deine Zusammenfassung, Alice.


    Die Zeitsprünge waren teils sehr gewaltig.

    Das Problem beim Schreiben solcher Bücher ist sicher die Gratwanderung, es für die normale Leserschaft verständlich zu halten. Was für den einen schon eine Herausforderung ist, kann für den anderen bereits in Langeweile ausarten.