Pascal Engmann/Johannes Selåker - Sommersonnenwende

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  • Komplex!


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    1993: in Bosnien - Herzegowina herrscht Krieg und Tomas Wolf, Kriminalkommissar der Mordkommission in Stockholm, kämpft mittendrin. Ein Aha - Erlebnis an der Front lässt ihn nach Schweden zurückkehren und in seinem ehemaligen Job neu starten. Eine rassistisch motivierte Tat schüttelt ihn und seine neue Ueberzeugung stark durcheinander. Eine junge Frau wird tot in einer Flüchtlingsunterkunft aufgefunden.

    Kriminalreporterin Vera Berg ist neu in Stockholm und will ihrem neuen Arbeitgeber unbedingt eine gute Story liefern. Sie recherchiert rund um die Tat der ermordeten Asylsuchenden und entdeckt, dass Tomas Wolfs Brüder in einer Organisation, die rassistisch motiviert ist, aktiv sind.


    "Sommersonnenwende" ist der Auftakt in eine Krimiserie, die in Schweden handelt. Die Kombination von einer Kriminalreporterin und einem Polizisten, die ermitteln, ist nicht neu. In diesem ersten Band dauert es doch eine ganze Weile, bis Tomas Wolf und Vera Berg zusammenfinden. Beide haben persönliche Probleme am Hals und müssen diese auch noch neben der anspruchsvollen Ermittlungsarbeit regeln.


    Vera Berg, die sich von ihrem Freund trennt und dessen sechsjährigen Sohn Sigge mitnimmt nach Stockholm zu ihrem neuen Job und in ihre neue Wohnung. Dies im Geheimen, da der kleine Junge bei seinem Vater nicht sicher ist. Hier wird ganz schön in die Kerbe "vernachlässigtes Kind" gehauen. Eigentlich war und ist Vera seit 4 Jahren Mutter und Vaterersatz für den Jungen. Dass sie ihn kurzerhand mitnimmt, ist verständlich. Hier zeigt sich ihr grosses Herz.


    Tomas Wolf, ehemals in einer Bewegung, die eine rechtsradikale Richtung und Tendenzen zu Gewalt hat und im Krieg in Bosnien metzelt, ist geläutert. Er ist jedoch gestraft mit zwei Brüdern, die in der Bewegung noch aktiv sind. Dann geschehen zwei Morde an jungen Frauen, die den Ursprung wohl in rechtsradikalen Kreisen haben und Parallelen aufweisen und das drängt ihn ordentlich in die Enge.


    Der Rätselfaktor ist unbestritten hoch, auch wenn mir teilweise der Kopf geschwirrt hat von all den möglichen Spuren und Fährten. Die Handlung ist mit seinen Nebengeschichten sehr komplex, die Anzahl der Figuren ebenfalls. Es geschehen auch mehrere Straftaten auf unterschiedlichen Zeitebenen. Das Ganze wirkte auf mich leicht überfüllt. Immer wieder Thema ist die Fussball - Weltmeisterschaft im Sommer 1994 und wie Schweden da abschneidet. Etliche Details aus der realen Zeit in diesem Fussballsommer wurden eingewoben und ergänzen die Mordgeschichte sehr gut.


    4ratten

  • Broschiert: 592 Seiten

    Verlag: Ullstein Paperback (29. Juni 2023)

    ISBN-13: 978-3864932397

    Originaltitel: Till minne av en mördare

    Übersetzung: Ulla Ackerman

    Preis: 17,99 €

    auch als E-Book erhältlich


    Packender Reihenauftakt


    Inhalt:

    Schweden, Sommer 1994. Kriminalkommissar Tomas Wolf ist nach seinem Einsatz im Bosnienkrieg nicht mehr derselbe. Seine Familie leidet darunter genauso wie er selbst. Doch die Ermittlungen zum Mord an einer jungen Frau lassen ihm kaum Zeit, sein Privatleben zu ordnen.


    Die Journalistin Vera Berg tritt eine neue Stelle bei einem Blatt in Stockholm an. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Exfreund, einem Kriminellen, dessen Sohn sie mitgenommen hat, um dem Jungen ein geordnetes Leben zu ermöglichen. Auch sie recherchiert im selben Fall wie Tomas. Doch bis sie an einem Strang ziehen, dauert es …


    Meine Meinung:

    Es ist schon ein ziemlich komplexes und vielschichtiges Werk, das Engman und Selåker hier vorlegen, und es ist auch ziemlich gut. Es gibt eine riesige Anzahl an Personen, deren Einordnung mir aber absolut leicht fiel, da sie alle irgendwie prägnant sind. Auch die häufigen Perspektivwechsel bereiten keine Probleme, da das Buch klar gegliedert ist.


    Es kommt schon früh Spannung auf, die sich zum Ende hin immer mehr steigert. Anfangs tappt man als Leser*in zusammen mit den Ermittlern total im Dunkeln, doch dann tauchen nach und nach immer mehr Verdächtige auf. Das ist richtig gut gemacht und man kann toll miträtseln, wie wohl alles zusammenhängt, zumal es auch nicht bei dem einen Mord bleibt.


    Dabei wird auch das Zeitgeschehen im Jahr 1994 toll mit eingebunden. Die erhitzte Atmosphäre, die sich durch die Fußball-WM oder Mattias Flinks Amoklauf in Falun ergibt, ist direkt spürbar. Dazu kommt eine ungewöhnliche Sommerhitze und immer mehr Neonazis mit ihrem Ausländerhass und ihrer Gewaltbereitschaft. So wirkt alles super authentisch.


    Die beiden Protas Vera und Tomas sind tiefgründig und vielschichtig angelegt. Ihre Darstellung empfand ich als sehr lebendig. Leider konnte ich nicht alle ihre Verhaltensweisen nachvollziehen. Auch auf einige Wiederholungen hätte ich gerne verzichten können. Knapp an 5 Sternen vorbei ;) Aber auf den nächsten Fall freue ich mich schon!


    Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):

    TRUBEGLHEF TLAWEG EHCILSUÄH GNUGITLAWEGREV


    ★★★★☆

  • Ich habe schon einige Bücher von Pascal Engman gelesen und jedes Mal konnte er mich mit seinen Geschichten packen. Auch dieser Kriminalroman, den er zusammen mit Johannes Selåker geschrieben hat, hat mir wieder gut gefallen. Es handelt sich hier um den Auftaktband einer Reihe.


    Kriminalkommissar Tomas Wolf ist als erster an einem Tatort. Eine junge Frau wurde vergewaltigt und erdrosselt. Tomas kann den Anblick kaum ertragen, denn seine Vergangenheit lässt ihn nicht los. Die Journalistin Vera Berg möchte einen neuen Job in Stockholm antreten. Sie stellt eigene Ermittlungen an. Als es dann zu einer schrecklichen Katastrophe mit weiteren Toten kommt, kreuzen sich die Wege von Tomas und Vera und sie ermitteln gemeinsam. Es wird nicht nur gefährlich, sondern sie blicken in wahre Abgründe.


    Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und die Geschichte sehr spannend.


    Die Charaktere sind interessant und authentisch dargestellt. Tomas hat in der Vergangenheit Schreckliches erlebt, das ihn nicht loslässt und zu Panikattacken führt. Auch Vera hat mit Problemen zu kämpfen. Sie treffen bei ihren oft unkonventionellen Ermittlungen auf eine Reihe von Verdächtigen. Doch wo ist das Motiv?


    Dieser Fall ist in sich abgeschlossen und endet auch schlüssig, dennoch bleibt am Schluss noch etwas offen, was wahrscheinlich erst in einem Folgeband aufgeklärt wird. Gesellschafts- und politische Probleme werden dabei auch aufgegriffen.


    Ein toller, spannender Schweden-Krimi mit interessanten Personen.


    *****

  • Ich fand die beiden Hauptfiguren viel zu überspitzt dargestellt und konnte den Autoren die ganze Handlung auch nicht so ganz abnehmen,


    Ich bin also nicht so begeistert:


    Extrem weit hergeholt

    Dabei jedoch durchaus spannend und gut geschrieben: Aber mir wurde es dann doch sehr schnell zu viel, zumal sich das Autorenduo ständig in Andeutungen ergeht und ich diesbezüglich sowieso keine Blitzgneißerin bin, wie Wolf Haas das ausdrücken würde. Im Klartext der rheinischen Umgangssprache: ich bin sehr oft schwer von Kapee, gerade wenn es brisant und/oder spannend wird.


    Andererseits wird hier mindestens ebenso oft die Holzhammermethode gewählt, mit der ich keine großen Schwierigkeiten habe - zumindest, was das Verständnis angeht. Dagegen ist sie nicht unbedingt geeignet, um meine Lesefreude zu steigern!


    Aber jetzt zum Inhaltlichen: Wir schreiben das Jahr 1994. Im Zuge der Ermittlungen zum Tod einer jungen Frau, die mitten in Stockholm vergewaltigt und erwürgt aufgefunden wird, treffen der Ermittler Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg aufeinander. Beide haben nicht nur ein Päckchen zu tragen: Tomas ist erst kürzlich von einem Einsatz in Bosnien zurückgekehrt, wo er Entsetzliches gesehen und erlebt hat - es ist die Zeit des Balkankrieges. Er ist schwer traumatisiert und kann sich nicht mehr in seiner Familie einleben. Ständig enttäuscht er sowohl Frau als auch Kinder. Dazu hat er zwei Brüder, die ganz tief im rechtsradikalen Sumpf stecken...


    Vera hingegen ist gerade erst von Malmö nach Stockholm in einen neuen Job gewechselt, hat sich von ihrem kriminellen Lebensgefährten getrennt und versucht, dessen Sohn Sigge, einen Jungen im Vorschulalter vor ihm zu schützen. Um in ihrem Job Erfolg zu haben, wendet sie häufig nicht ganz lautere Methoden an...


    All das ist mir viel zu viel des Guten, was den Thrill angeht, es geht schon ganz oft in die Richtung der Regenbogenliteratur (wenn es so etwas gibt). In der Figur der Journalistin Vera stecken meines Erachtens sehr viele männliche Vorurteile - eine Frau hätte sie im Leben nicht so gezeichnet. Dennoch ist der eigentliche Kriminalfall durchaus spannungsvoll aufgebaut und gut beschrieben.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus: