R.F. Kuang - Babel

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  • Jetzt bei ca. 60 Prozent hat es mich nochmal auf eine ganz besondere Weise gepackt und ich find es Mega Gut. :err:

    Die Autorin hat sich etwas getraut, das ich richtig richtig gut finde und mich extrem begeistert hat Ich fürchte das Schlimmste für die weitere Handlung, finde aber das genau das den Roman so gut macht. Ich glaube es könnte sich zu einem Highlight entwickeln.
    Bin jedenfalls jetzt ganz aufgeregt :lachen:

  • Zum Schluss:

    Irgendwie schrammte die Autorin für mich immer wieder knapp an einem Highlight vorbei. Sie hat für den Schluss ein paar Entscheidungen getroffen, die mir klar gemacht haben, weshalb die Autorin keinen reinen historischen Roman geschrieben hat, sondern sich für ein fantastisches Setting entschieden hat. Obwohl dieses ja sehr zurück genommen ist, ohne diesen Alternative Geschichte Rahmen hätte das nicht funktioniert. Auch deshalb, weil die Figuren vieles aussprechen, das erst heute im Zuge von Postkolonialismus und weiterer Kulturwissenschaftlicher Ansätze so reflektiert wird, wie die Figuren das im Roman tun.


    Was wäre passiert, wenn im 19. Jahrhundert tatsächlich die unterdrückten Länder die Möglichkeit gehabt hätten, sich gegen die Kolonialmächte durchgesetzt hätten. Was wäre wenn sich jetzt Menschen, die für Ähnliches Kämpfen zusammenschließen würden, in der Erkenntnis ihr Macht zu bündeln, den Druck zu erhöhen auch gegen heutige Ungerechtigkeiten vor zu gehen, die sich aus der Kolonialgeschichte immer noch ergeben. Der Roman spiegelt, welche Auswirkungen das 19. Jahrhundert nach wie vor auf unsere Gegenwart hat.


    Zumindest verstehe ich jetzt, weshalb für manche der Eindruck entstanden ist, das "Babel" der Auftakt für eine Reihe sein könnte. Das Ende ist relativ offen an einem Punkt, das wirkt durchaus als ob da noch etwas kommen würde. Persönlich denke ich das tatsächlich nicht. Zum einen weil es zu meinem bisherigen Eindruck von R.F. Kuang als Schriftstellerin passt, aber auch, weil es nur im ersten Moment offen wirkt.


    Lohnt es sich gegenüber Missständen auf zu stehen und Ungerechtigkeiten nicht mehr hin zu nehmen. Verändern Revolutionen die Geschichte? Ja die Ganze Welt? Langfristig vielleicht ja doch...


    Das offene Ende lässt uns Leser:innen die Freiheit selbst zu überlegen, selbst weiter zu denken und bittersüß zu erkennen, das uns die Geschichte schon gezeigt hat, das der Opiumkrieg eben nicht zu verhindern war. Aber das bedeutet nicht, das die Geschichte nicht auch gezeigt hat, das Aufstände/Revolutionen usw. einen Sinn hatten, das langfristig eben sehr wohl Auswirkungen sichtbar sind. Auch wenn das ihre Zeit braucht.

    Das offene Ende ist für mich daher tatsächlich unbestimmt, weil es Möglichkeiten lässt, wie es weiter gehen könnte. Aber nicht für die Vergangenheit, sondern für unsere Gegenwart. Denn diese liegt nicht in der Hand der Figuren eines Romans, sondern in unserer eigenen.


    4ratten