Rita Falk - Steckerlfischfiasko

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    Rita Falk: Steckerlfischfiasko. Ein Provinzkrimi, Franz Eberhofer Band 12, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26377-1, Klappenbroschur, 284 Seiten, Format: 13,4 x 2,6 x 20,8 cm, Buch: EUR 18,00 (D), EUR 18,50 (D), Kindle: EUR 14,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Fangen wir mal hinten an, beim Dank der Autorin an ihre Leser:innen und Weggefährt:innen. Unter anderem schreibt sie da:


    „Das Dutzend ist voll. In diesem Sinne, auf zu neuen Ufern …“  (Seite 287)


    Ja, sag einmal … soll das etwa heißen, dass das der letzte Eberhofer-Krimi überhaupt ist? Schon klar: Irgendwann muss Schluss sein. Aber für einen Abschlussband hört die Geschichte hier ein bisschen plötzlich auf. Genauer gesagt: mittendrin. Sollen wir uns etwa selber ausdenken, wie das ausgeht?


    Keine Zeit für Mord


    Aber von vorn: Für einen Mordfall hat Kommissar Franz Eberhofer eigentlich grad gar keine Zeit und keinen Kopf. Die Oma, die seit Jahrzehnten der gesamten Familie (dem Franz, seinem Bruder Leopold, deren Vater plus jeweiligem Anhang) den Haushalt geführt hat, ist jetzt fast 90 und der Aufgabe nicht mehr gewachsen.


    Die Eberhofer-Sippschaft selbst packt das aber auch nicht. Deshalb haben sie für die Zeit, in der die Oma auf Kur ist, eine Haushaltshilfe engagiert: die Ungarin Julika. Das ist ein temperamentvolles Rasseweib, das es meisterhaft versteht, die Eberhofer-Männer so um den Finger zu wickeln, dass sie den Großteil der Hausarbeit selbst erledigen. Was an sich kein Fehler ist. So lernen sie es wenigstens.


    Franz‘ Lebensgefährtin Susi – die Verwaltungsangestellte Susanne Gmeinwieser - kriegt davon nicht viel mit. Nachdem sie die Krankheitsvertretung des Bürgermeisters von Niederkaltenkirchen erfolgreich gemeistert hat, tritt sie jetzt als Kandidatin gegen ihn an.


    Susi als Bürgermeisterin? Franz weiß nicht recht …


    Franz weiß selber nicht, was er von der Sache halten soll. Wenn die Susi die Wahl gewinnt, hat sie noch weniger Zeit für ihn und den gemeinsamen Sohn als ohnehin schon. Und als Bürgermeisterinnen-Gatte sieht er sich auch nicht. Andererseits … wenn sie verliert, wird sie enttäuscht und grantig sein und er daheim erst recht nichts mehr zu lachen haben. Also tut er, was er im Zweifelsfall immer macht: nix. Er sitzt die Angelegenheit einfach aus.


    Es passt ihm auch nicht, dass sich sein Sohn Paul ausgerechnet Ballett als Sportart ausgesucht hat. Als einziger Bub unter lauter Mädchen! Könnte er nicht Fußball spielen, wie die anderen Burschen auch? Franz, der aus dem vorigen Jahrhundert übriggeblieben ist, sagt zwar nichts, schämt sich aber für das „Weiber-Hobby“ seines Sprösslings so sehr,


    Tod auf dem Golfplatz


    Auf einmal liegt der „Steckerlfisch-König“ Sebastian Paulus erschlagen im Spa-Bereich des neuen Golfplatzes. Na super! Eine Leich‘! Und ausgerechnet DA!


    Der Franz gehört zu denen, die den Golfplatz noch nie hatten haben wollen und regt sich jetzt darüber auf, dass:


    „… sich sämtliche Schickimicki-Ar***l*cher aus dem gesamten Landkreis nun bei uns im Dorf einfinden und mit ihren fetten Porsches und SUVs unsere ganzen Straßen verstopfen und die Luft verpesten. Und das alles nur, um mit ihren depperten Eisen irgendwelche depperten Kugeln von einem depperten Loch zum nächsten zu schubsen.“ (Seite 6)


    Eberhofers erste Amtshandlung: Er ruft seinen Spezl und Ex-Kollegen, den Birkenberger-Rudi zu Hilfe. Der Privatdetektiv kann zwar schrecklich zickig und empfindlich sein und hat bei jedem Zusammentreffen einen neuen Spleen, aber er ist ein heller Kopf und bei Mordermittlungen einfach eine unschätzbare Hilfe.


    Viele Motive, viele Verdächtige



    Was der Birkenberger dieses Mal als Recherche-Ergebnisse daherbringt, ist leider völlig unbrauchbar. Lauter uralte Geschichten! Was wirklich hinter diesem gewaltsamen Todesfall steckt, ist dann eine faustdicke Überraschung, Aber keine gute.


    Wie immer bei den Eberhofer-Krimis ist der Kriminalfall Nebensache. Der Schwerpunkt liegt auf dem chaotischen Privatleben des Kommissars und seiner Freunde und Verwandten. Aber wenn in einem so kleinen Ort ein Mord geschieht, hat das immer auch Auswirkungen auf das persönliche Umfeld.


    Dicke Luft bei Franz und Susi


    Das Geplänkel zwischen Franz und seinem Kumpel Rudi ist zum Piepen – wie immer –, der Bürgermeister kriegt keinen Fuß auf den Boden, und Flötzinger hat einmal mehr Scherereien mit „den Weibern“. Vater kifft, Bruder Leopold besserwissert, nur die Oma muss altershalber kürzertreten und fällt als Dialog-Sparringspartnerin quasi aus. Söhnchen Paul hat einen sehr amüsanten Auftritt – die Sache mit den Schnecken! :D – aber der Ton, der zwischen Franz und seiner Susi herrscht, ist schon nicht mehr witzig. Warum genau sind die zwei eigentlich noch zusammen? Aus Bequemlichkeit?


    Es hat sich spätestens im vorigen Band angekündigt: Susi entwickelt sich weiter, hat Ziele und Pläne, aber der Franz nicht. Sie will etwas erreichen im Leben, und Franz will nur seine Ruhe. Freunde, so wird das nix! Wenn das in dem Stil weitergeht, wird die Susi in absehbarer Zeit aufwachen, sich ihren Krempel und ihren Sohn schnappen und weiterziehen.


    Ist das echt der letzte Band?


    Ob es wirklich so kommt, oder ob die zwei doch noch die Kurve kriegen, werden wir, wenn das wirklich der letzte Band sein sollte, nie erfahren. Und auch, wenn ich mir als Fan der ersten Stunde eingestehen muss, dass die Reihe nach 13 Jahren gewisse Ermüdungserscheinungen zeigt, ist das irgendwie schade.


    Die Autorin


    Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus. 2023 erhielt Rita Falk den Bayerischen Verdienstorden für das „augenzwinkernde und gleichzeitig liebevolle Porträt ihrer bayerischen Heimat“ in den beliebten Eberhofer-Krimis.

  • Das "Steckerlfischfiasko" war der erste Eberhofer-Roman, den ich nicht direkt zum Erscheinungstermin gekauft habe, weil ich mir nicht sicher war, ob ich ihn überhaupt lesen möchte. Und dabei wäre ich wohl auch besser geblieben, statt mir das Ebook doch herunterzuladen.


    Schon bei den vorherigen beiden Krimis der Serie hatte ich das Gefühl, das langsam die Luft raus ist, und das hat sich hier endgültig bestätigt. Der Mordfall ist langweilig und die Aufklärung nicht wirklich überraschend, und Franz Eberhofer wirkt immer mehr wie ein Fossil aus vergangener Zeit. Wenn er nicht möchte, dass Susi Karriere macht, oder er sich schämt, weil sein Sohn Paul lieber zum Ballett als zum Fußball geht, ist das nicht lustig, sondern nur peinlich. Die Autorin scheint hier wirklich das Familienbild der 1950er Jahre pushen zu wollen, und das ist absurd. Und da der Roman insgesamt eher einen lieblos heruntergeschriebenen Eindruck macht gibt es eben leider auch nichts, was dem Kotzbrocken Franz (ja, so wirkt er ganz oft) ein positives Element entgegensetzt.


    Das oben zitierte Nachwort habe ich gar nicht gelesen (ich war froh, als der Roman zu Ende war), aber falls es wirklich der letzte Krimi der Eberhofer-Reihe ist kann ich das nur begrüßen. So oder so würde ich keinen weiteren Band lesen wollen, dieser hier war ärgerlich genug. Schade, dass diese Serie, die mal gut gestartet ist und deren erste Bände mir wirklich gut gefallen haben, ein so unwürdiges Ende findet.


    1ratten