Caroline Wahl - 22 Bahnen

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 691 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Igela.

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    Ich verstehe den Hype nicht. Der Schreibstil gefällt mir nicht wirklich, die Geschichte lässt praktisch alles offen...

    Der ganze Alkohol- und Drogenmissbrauch der Jugendlichen wird fast wie etwas Tolles dargestellt, etwas, das zum Aufwachsen dazugehört. Wirklich????

    Gleichzeitig haben wir dann die depressive, alkoholkranke Mutter die als Monster bezeichnet wird.

    Dass es von Drogen-und Alkoholexzessen am Wochenende in der Jugend zur Abhängigkeit nur ein winziger Schritt ist wird nicht thematisiert. Auch das Dealen wird nicht näher erkundet. I.... ist ein toller Typ, Punkt.

    Und Tilda ist so naiv dass es wehtut. Wie alt soll sie sein, Anfang 20? Und da hinterfragt sie nichts?

    Die sich anbahnende Liebesgeschichte fand ich ganz schön, und wie Tilda sich um ihre kleine Schwester kümmert.

    Aber das war es dann auch schon.

    Uneingeschränkt loben kann ich nur Carolin Haupt, welche das Buch hervorragend liest.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • upps, deinen Verriss lese ich jetzt erst, Vorleser.... (Habe gerade zur Autorin im literarischen Laber- und Quasselthread etwas gepostet).


    Auf mich wirkte der Schreibstil schon außergewöhnlich, gefiel mir auch. Stimmig jedoch ist nicht alles in der Handlung: Eine Mathematikstudentin, die eine Überfliegerin ist, halbtags (oder stundenweise?) in einem Discounter an der Kasse sitzt, um sich, Schwester Ida und die alkoholkranke (und aggressive) Mutter 'durchzubringen' - finde ich etwas unrealisitisch. Außen vorgelassen hat sie auch, dass es Hilfen gibt (Mutter), von denen eine intelligente junge Frau eigentlich wissen müsste...

    Der eigene Drogenkonsum (bis hin zum LSD-Trip) wird bagatellisiert, stimmt schon.

    Das bemängelte auch eine Rezensentin bei ama... - nicht zu Unrecht. Manches ist unausgereift; die Autorin auch jung. Dennoch schlug 22 Bahnen ein wie eine Bombe - manches erschließt sich einem nicht unbedingt...


    Meine Wertung fällt nicht ganz so schlecht aus, ich gebe 3,5 Leseratten....

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Wer im Glashaus sitzt...


    Arbeit im Supermarkt, Studium und sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern. Tilda hat viel zu tun und ist nur im Freibad eine Weile für sich alleine und frei. Genau die 22 Bahnen lang, die sie oft schwimmt. Die Alkoholsucht der Mutter ist eine grosse Belastung für Tilda. Denn ihre kleine Schwester Ida ist dem Monster, in das sich die Mutter verwandelt, wenn sie trinkt, schutzlos ausgeliefert.

    Dabei hätte Tilda Träume. Träume von einem Studienleben in Berlin. Dann tritt Viktor, der auch regelmässiger Besucher im Freibad ist, in ihr Leben. Einem Leben, das eigentlich bisher nur aus Fürsorge für Ida, Arbeit und der Suchterkrankung der Mutter bestimmt wurde.


    Ich habe "Windstärke 17", in dem Ida als Teenager im Mittelpunkt steht, schon gelesen. Nun war ich sehr neugierig auf Tildas "Seite" in "22 Bahnen" , dem Debütroman von Caroline Wahl. Streng genommen habe ich also rückwärts gelesen, da "22 Bahnen" vor "Windstärke 17" angesiedelt ist. Ich empfinde diese Reihenfolge jedoch als Plus, denn nun konnte ich nachlesen, weshalb Ida so wird, wie sie als Teenager in Windstärke 17 ist.

    Die Schwestern hängen sehr aneinander und die weitaus ältere Tilda wächst über sich hinaus und ist nicht nur Mutterersatz, sondern auch Beschützerin von Ida.

    So weit, so gut.

    Für meinen Geschmack trinkt und laboriert Tilda jedoch zu viel mit Drogen. Einerseits hebt sie zu Hause bei der Mutter den Mahnfinger, andererseits schlägt sie öfters im Freundeskreis über die Stränge. Was sie bei der Mutter anprangert, den Konsum von Suchtmitteln, macht sie also genau so. Wie war das noch mal mit dem Glashaus?


    So gut wie mir Ida gefällt und gefiel, so sehr haderte ich mit der Figur Tilda. Entsetzt war ich, als sie tatsächlich einen Teil ihrer Träume wahrmacht. Das in dem Wissen, was ihre kleine Schwester zu Hause aushalten muss. Wohlverstanden, Tilda soll ihre Zukunft gestalten, aber sie hätte sich um Schutz und um Hilfe für Ida kümmern müssen. Wenn sie das nicht leisten kann oder will, dann halt von offizieller Seite. Damit ist sie auf meinem Sympathiebarometer noch einmal eine Stufe heruntergefallen.

    Unrealistisch empfand ich, dass nie ein Lehrer nachgefragt oder das Jugendamt verständigt hat. Denn offensichtlich ist das ja, was in der Familie abgeht. Nicht nur, dass Tilda alle Elterngespräche von Ida wahrnimmt, auch Tildas Verwahrlosung ist ja früher aufgefallen. Da die Mitschüler sie gepiesackt haben wegen ungewaschener Kleidung und schlechtem Geruch.


    Der Schreibstil von Caroline Wahl ist sehr eigenwillig. Teilweise sehr sachlich und es wird oberflächlich beschrieben, was bei der Familie zu Hause abläuft. Ich war sehr froh darum, denn die Thematik ist eindringlich und bedrückend genug. Einen detaillierteren und nachdrücklicheren Schreibstil hätte ich wohl schwer ausgehalten.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Ich hab beide Bücher gelesen - in traditioneller Reihenfolge, Igela - und fand sie gut, aber nicht herausragend. Wie schon öfters kann ich den totalen Hype nicht verstehen. Übersehe ich da was?

  • Übersehe ich da was?

    Du übersiehst nichts. Ich denke, dass der Schreibstil der Autorin polarisiert. Entweder man mag ihn oder nicht...

    Hat mir ja gefallen. Aber sooo unglaublich besonders dann auch wieder nicht. (Ich bin da also die sehr einsame Mitte?? ^^ )

  • nee, Alice - mir ging es ganz genau so: Ich hab' nur das erste hier von ihr gelesen (22 Bahnen), aber leider (ich weiß selbst nicht warum, oder doch - ein wenig schon ;) ) eine Antipathie gegen die Autorin entwickelt. Sie ist ja noch sehr jung und vielleicht revidiere ich eines Tages meine Meinung.


    Der Schreibstil ist eigenwillig, ja - aber ich kenne weitaus bessere Bücher (thematisch und stilistisch gesehen), die ich weitaus besser fand. Von daher ist mir der Hype auch ein Rätsel... (aber sie vermarktet sich gut; ist sehr von sich eingenommen und will ja noch den Deutschen Buchpreis gewinnen - on verra ;) )

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Sagota Mir hat Windstärke17, also ihr zweites Buch und der Folgeband, das ich als erstes ( fragt nicht, das ist wieder typisch ich) gelesen habe, besser gefallen. Rezension auch hier im Forum.