Jacqueline O'Mahony - Sing, wilder Vogel, sing

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    Honora war in ihrem Dorf die Außenseiterin. Schon ihre Geburt stand unter keinem guten Stern, denn als ihre Mutter in den Wehen lag, flog ein Vogel ins Zimmer. Aber dieses schlechte Omen war nicht der einzige Grund, warum die Menschen auf Abstand zu ihr gingen. Honora war nicht wie sie: immer ein bisschen aufmerksamer, immer ein bisschen schlauer und immer draußen unterwegs- so benahm sich keine ehrbare junge Frau. Als sie den Sohn eines der angesehensten Farmers der Gegend heiratete, schien sie endlich angekommen zu sein. Aber die Zeiten waren hart und ihr Glück war nicht von langer Dauer.


    Honoras Geschichte beginnt scheinbar am Ende. Sie hat Irland verlassen und ist nach Amerika gegangen, hat dort aber nicht das große Glück gefunden. Sie muss als Prostituierte ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber vielleicht kann sich ihr Schicksal wenden, denn einer ihrer Freier hat sich in sie verleibt und will sie heiraten.


    Die Geschichte ist nicht neu, aber die Autorin macht etwas Besonderes daraus. Der kleine Vogel, der bei ihrer Geburt ins Zimmer flog, ist ein Sinnbild für ihr unbeständiges Wesen. Immer wieder fühlt sie sich von den Umständen eingesperrt und will weiterziehen, wie es der kleine Vogel gekonnt hätte. Aber oft muss sie bleiben und kann sich erst später auf den Weg machen.


    Ihr Weg ist hart. Er führt sie mit ihrem Dorf über den Doolough Pass, wo sie die einzige Überlebende ist. Dann aufs Schiff, das sie nach Amerika bringt und von New York in den Westen. Dort scheint ihr Weg zu Ende zu sein. Aber der Vogel kann immer wieder weiterflattern, bis sie endlich an ihrem Ziel ankommt.


    Honora oder Nell, wie sie sich in Amerika nennt, muss lernen, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen kann. Immer wieder wird sie von den Menschen in ihrer Umgebung enttäuscht. Manchmal habe ich auch schon vor ihr gesehen, wie sich Beziehungen entwickeln würden. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich an der Geschichte habe: die Handlung war stellenweise ein wenig vorhersehbar. Auf der anderen Seite hat mir die Beschreibung der Lebensumstände, gerade in Irland zu Zeiten des großen Hungers und Nells Leben als Frau eines Farmers im amerikanischen Westen, sehr gut gefallen. Schön fand ich auch den Vogel, der nicht nur im Titel steht, sondern auch durch Nells Geschichte flattert. Der Vergleich zwischen ihm und dem Mädchen bzw. der Frau haben die Geschichte für mich zu etwas Besonderem gemacht.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.