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Rainer Maria Rilke hat ihn einen "schreibenden Maler" genannt. Wenn ich mir den Briefwechsel ansehe, den dieses Buch enthält, finde ich die abwertend gemeinte Bemerkung sehr zutreffend. Vincent van Gogh hat nicht nur viel geschrieben, sondern auch lang. Die meisten Briefe an seinen jüngeren Bruder Theo, der ihn über lange Jahre finanziert hat. Für "das beiliegende", wie Vincent es nennt, bedankt er sich immer artig. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass er sich wirklich darüber gefreut und das Geld nicht als selbstverständlich hingenommen hat.
Mich stört an seinen Briefen, dass der Briefwechsel sehr einseitig ist. Er erzähl davon, wie er seinen Weg im Leben versucht zu finden, von der Frau, die er heiraten will und wo sich dann doch die Wege trennen und vom Zeichnen und Malen, das ein "langer und schwieriger Kampf" ist. Er fragt nie nach, wie es seinem Bruder und geht nur selten auf Interaktionen mit anderen Menschen ein. Wenn er das tut, dann klingt die Schilderung meist negativ.
Bis jetzt wirkt Vincent van Gogh auf mich wie ein eher unsympathischer Eigenbrötler, der sich ganz seiner Kunst verschrieben hat und am liebsten für sich alleine ist. Weder von seinem späteren Genie, noch von seinem Wahnsinn kann ich in seinen Briefen etwas spüren, aber manchmal deutet er an, dass sein Umfeld ihn mit aufmerksamer Sorge betrachtet.
Einmal holt er mich richtig ab, nämlich mit der Beschreibung einer Landschaft im Abendlicht, die ich durch seine Worte deutlich vor mir sehe. Aber sonst sind seine Briefe die eines Mannes in Geldnot, der sich um nichts als um seine Arbeit schert. Nicht schwer zu lesen, aber auch noch nicht wirklich interessant.