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Dieses Buch habe ich begonnen, weil es zum Motto des Monats passte, Autor:innen mit internationaler Biografie. Also stand nicht so sehr der Inhalt im Vordergrund, so dass ich den Klappentext außer Acht gelassen habe und mich überraschen lassen wollte.
Das Paradies meines Nachbarn hört sich doch schön an. Könnte sogar ein Wohlfühlbuch sein, dachte ich. Nein, inzwischen auf Seite 50 angekommen, kann ich sagen, das ist es ganz sicher nicht. In diesem Buch geht es um Kindersoldaten und die Autorin ist da nicht zimperlich. Wer also mit solchen Schilderungen Probleme hat, sollte es besser nicht lesen.
Zu Beginn lernt man einen Mann, Ali-Reza, kennen, der im Rollstuhl sitzt und eine Nachricht von einem entfernten Verwandten erhält. Dieser teilt ihm mit, dass Ali-Rezas Mutter gestorben ist. Eine Frau, von der er sich schon lange gelöst hatte.
Dann landet man in München. Wieder ist die Rede von einem Ali, Ali Najjar, der Chef eines Designer-Studios werden wird. Anfangs dachte ich, es könnte sich um die gleiche Person handeln.
Dieser Ali ist sehr erfolgreich. Er kam als Jugendlicher aus dem Iran nach Deutschland. Als Kindersoldat hat er den Golfkrieg überlebt und behauptet in der Öffentlichkeit, deshalb hätte er keine Angst mehr. Er hat seine Chancen gut genutzt und ist in seiner Branche ganz nach oben gekommen. Man findet ihn in vielen Zeitschriften und auch im TV. Eines dieser Interviews wird im Buch geschildert und mir hat sehr gut gefallen, wie er dem Fragesteller gekontert hat.
Er übernimmt also dieses Design-Studio und sein Auftritt dort ist wahrscheinlich branchenüblich, ich weiß es nicht, aber ich fand es fürchterlich. Das fällt wohl unter Spreu vom Weizen trennen. Mir war seine Art sofort unsympathisch. Er kommt als arrogantes Ekel herüber.
Einer der dort angestellten Designer ist Sina Khoshbin. Er ist der Sohn eines Perser und einer Deutschen, aufgewachsen in Deutschland und mit geringen Kenntnissen der persischen Sprache. Sein Vater lebt getrennt von der Mutter und er sieht ihn nur bei kurzen Stippvisiten.
Sina ist ganz anders als Ali. Er scheut Konfrontationen. Sina, der selbst merkt, dass er ideenmäßig auf der Stelle tritt, fühlt sich in Alis Gegenwart nicht wohl. Als er zu einem Gespräch gebeten wird, prescht er sofort vor und bittet um ein Sabbatical, denn Ali hat sofort erkannt, wo es bei Sinas Entwürfen hapert.
Sinas Frau nimmt seine Mitteilung gelassen auf und so gönnt er sich eine Auszeit, die er mit einer Recherche zu Ali Najjar beginnt. Über einen Zeitungsartikel erfährt man mehr über dessen Zeit als Kindersoldat. Kindersoldaten, die sich für die richtigen Soldaten opfern sollten. Und über das Paradies des Nachbarn.
Ich habe schon eine ungefähre Vorstellung davon, wie Ali-Reza und Ali zusammen passen könnten. Mal sehen, ob ich richtig liege.