Der junge Anwalt Arthus Kipps reist in ein kleines Dorf, um bei der Beerdigung einer Klientin dabei zu sein und ihren Nachlass zu ordnen. Aber was auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Auftrag wirkt, enthüllt auf den zweiten Blick einige Unstimmigkeiten. Die alte Dame wohnte in einem einsamen Haus im Moor, dass man nur bei Ebbe erreichen kann und die Bewohner des kleinen Dorfs in der Nähe wirken so verschlossen, dass Arthus schnell den Eindruck gewinnt, dass sie ihm etwas verheimlichen. Bei der Beerdigung der Klientin taucht plötzlich eine geheimnisvolle Frau auf, die niemand gesehen haben will, vor der aber trotzdem alle Angst zu haben scheinen.
Arthur erzählt seine Geschichte, die sich bereits vor einigen Jahren zugetragen hat. Von der Art, wie er erzählt und von den Andeutungen, die er macht, ist von Anfang an klar, dass es keine schönen Erinnerungen sind. Aber es dauert lange, bis er wirklich zu erzählen beginnt, was sich zugetragen hat. Vorher schweift er immer wieder ab oder verliert er sich unwichtigen Details. Es ist klar, dass er eigentlich nicht erzählen will.
Die Stimmung im Buch ist von Anfang an düster. Das Moor wird grau und wenig einladend beschrieben, die Bewohner in Crythin Gifford abweisend und der Nebel liegt wie eine Decke über der Landschaft. Die Verstorbene hatte weder Freunde noch Familie, aber in den Unterlagen, die Arthur in ihrem Haus findet, gibt es Hinweise auf eine Schwester und ein kleines Kind. Beim ersten Besuch im Haus hat Arthur ein unheimliches Erlebnis: er hört ein Fuhrwerk und ein kleines Kind weinen, aber er sieht niemand.
Die Handlung ist vorhersehbar, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Je länger sich Arthur im Dorf aufhält, desto mehr öffnen sich die Bewohner. Aber sie erzählen ihm immer nur kleine Stücke einer Geschichte, vor der sie selbst Angst haben. Die Ereignisse liegen wie ein Fluch über dem Dorf. Arthur will der Sache auf den Grund gehen und den Fluch brechen. Vieles in seiner Erzählung deutet an, dass ihm das nicht gelingen wird.
Das Motiv der geheimnisvollen Frau ist nicht neu. Aber die Geschichte wurde mir zu keiner Zeit langweilig, im Gegenteil: sie entwickelt einen fast unheimlichen Sog, weil ich weiß, dass etwas Schreckliches passieren wird. Aber was es sein wird und welche Auswirkungen es haben wird, erfahre ich erst zum Schluss. Es gibt keine dramatischen Wendungen, aber die hat diese Geschichte auch nicht nötig. Klassischer Horror vom Feinsten.