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Sam Neill kann auf eine Karriere zurückblicken, die schon über vierzig Jahre andauert. Trotzdem wollte er nie darüber schreiben. Der Grund, warum er seine Meinung geändert hat, ist kein schöner. Bei ihm wurde Krebs diagnostiziert. Die Prognose ist düster, die Therapie schlägt nur bedingt an und plötzlich hat er das Bedürfnis, seine Geschichte zu erzählen. Aber wie soll er sie erzählen? Welchen Ton soll er dem unbekannten Leser gegenüber anschlagen?
Mit diesem Anfang hat mich Sam Neill direkt abgeholt. Während der gesamten Lektüre kam es mir so vor, als mir der Schauspieler gegenübersitzen und mit mir plaudern würde. Denn auch wenn er die üblichen Eckpunkte einer Biografie abarbeitet- Kindheit, Schule, Werdegang und die größten Erfolge- nimmt er diese Punkte nur als Aufhänger für Anekdoten aus einem Leben. Manche sind heiter, wie die Enttäuschung seiner kleinen Tochter, als sie ihn bei einem Filmset nach Jurassic Park besucht und keine Dinosaurier sieht. Andere sind traurig, wie die Demenzerkrankung seiner Mutter und die Suche nach einem geeigneten Heimplatz.
Im Buch stoße ich auf viele große Namen, aber Sam Neill wirft nicht mit ihnen um sich. Für ihn sind es Arbeitskollegen, mehr nicht. Er verliert kaum ein böses Wort über sie und wenn er von den weniger angenehmen Seiten der einen oder anderen Zusammenarbeit erzählt, ist es ohne Wertung, sondern nur eine neutrale Schilderung. Nur einmal äußert er sich negativ über jemand und das zeigt, wie sehr er sich über die damalige Situation geärgert haben muss.
Sam Neill kommt in seinem Buch wie ein netter Kerl rüber und den nehme ich ihm auch ab. Kaum zu glauben, dass die erste Rolle, in der ich ihn gesehen habe, die Reinkarnation des Teufels in Damien III war. Aber je länger er erzählt, desto häufiger erwähnt er seine Krankheit. Man wünscht diesem netten Kerl alles Gute und ich habe mit ihm mitgezittert, als er wieder einmal mit seinem Onkologen telefonieren musste.
Auch wenn es die Autobiografie eines Stars ist, kommt sie ohne jede Allüren aus. Sowieso fühlt er sich als Winzer lieber als in der Rolle des Filmstars, warum also den Star herauskehren? Ich habe den Star sowieso nicht gebraucht, den Mensch fand ich interessanter.