Dirk Van der Cruysse – »Madame sein ist ein ellendes Handwerck«. Liselotte von der Pfalz – eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs

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  • Mein Buch für die Monatsrunde „Geschichte und Geschichten“ ist die Biografie des belgischen Historikers Dirk Van der Cruysse über Liselotte von der Pfalz (1652-1722), die dem Hause Wittelsbach entstammte und eine Enkelin des Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. war, der als sogenannter „Winterkönig“ von Böhmen zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges wurde. Berühmt wurde sie als Gattin von Philippe I. von Orléans, dem Bruder von Ludwig XIV., welcher als Sonnenkönig mehr als sieben Jahrzehnte lang in Versailles regierte.


    Um den Überblick über dieses an Personen und Ereignissen reichen Buches zu behalten, lege ich hier einen kleinen Lesethread an, um meine Notizen und Gedanken zum Buch, aber auch vor allem stichpunktartig die vielen Daten und Namen festzuhalten, die im Buch vorkommen.


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    Dirk Van der Cruysse

    »Madame sein ist ein ellendes Handwerck«. Liselotte von der Pfalz – eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs

    Originaltitel: Madame Palatine

    Erstveröffentlichung: 1988

    Aus dem Französischen von Inge Leipold (1990)

    Verlag: Piper, Taschenbuch, 752 Seiten


    Klappentext:

    1671 heiratet Liselotte von der Pfalz Herzog Philipp von Orléans, den homosexuellen Bruder von König Ludwig XIV. Jahrzehnte verbrachte die ungemein gebildete und herzliche Liselotte am französischen Hof, der damals einer der prunkvollsten, intrigantesten und sittenlosesten war, und hielt ihre Erlebnisse und Beobachtungen in vielen Briefen fest. Diese kritische, urwüchsige und oft auch derbe Korrespondenz ist die Grundlage dieses ebenso amüsanten wie aufschlussreichen Buches.

  • Personen & Lebensdaten (work in progress)


    Friedrich V. von der Pfalz (1596-1632) – Vater von Karl Ludwig, Großvater von Liselotte; von 1610 bis 1623 Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz sowie als Friedrich I. von 1619 bis 1620 König von Böhmen ("Winterkönig").

    ⚭ Elisabeth Stuart (1596-1662) – Tochter von König Jakob VI. von Schottland (ab 1603 auch Jakob I. von England) und Anna von Dänemark; Gattin von Friedrich V., Mutter von Karl Ludwig, Großmutter von Liselotte.


    Karl Ludwig von der Pfalz (1617-1680) – Sohn von Friedrich V. und Elisabeth Stuart, Vater von Liselotte; 1649 bis zu seinem Tod Pfalzgraf und Kurfürst der Pfalz.

    Charlotte von Hessen-Kassel (1627–1686) – Gattin von Karl Ludwig, Mutter von Liselotte


    Sophie von der Pfalz (1630-1714) – Tochter von Friedrich V. und Elisabeth Stuart, Tante von Liselotte


    Elisabeth Charlotte von der Pfalz, genannt Liselotte (1652-1722) – Tochter von Karl Ludwig und Charlotte; Nichte von Sophie

  • Dirk Van der Cruysse (1939-2021) war Mitglied der Königlichen Akademie Belgiens und Professor für Französische Literatur an der Universität Antwerpen. Er hat Bücher über verschiedene französische bzw. in Frankreich lebende Persönlichkeiten geschrieben, und die Biografie über Liselotte von der Pfalz ist – soweit ich das recherchieren konnte – das einzige seiner Werke, das ins Deutsche übersetzt wurde.


    Im Vorwort umreißt er kurz das Leben und Wirken Liselottes. Sie war offenbar eine leidenschaftliche Briefeschreiberin, und man vermutet, dass sie im Laufe ihres Lebens um die 60.000 Briefe geschrieben hat, von denen leider nur noch rund ein Zehntel erhalten geblieben ist, was aber immer noch eine erstaunliche Zahl ist. Wegen ihrer offenen und lebendigen Art zu schreiben – die meisten ihrer Briefe richtete sie an ihre Tante Sophie, der sie bis zu deren Lebensende verbunden blieb – geben die Briefe ein ausführliches Bild über das Leben am Hofe Ludwigs XIV. in Versailles ab, wo sie den größten Teil ihres Lebens zugebracht hat. Beim ersten Durchblättern des Buches habe ich im hinteren Teil gelesen, dass sie so viel und so oft und gerade ihrer Tante gegenüber in einem solch’ lockeren Plauderton geschrieben hat, dass sie, wenn sie schon damals die Möglichkeit gehabt hätte, vermutlich den ganzen Tag am Telefon gehangen hätte. :lachen: Ich finde die Passage gerade nicht mehr, aber ich komme darauf zurück, wenn ich so weit bin.


    Die Biografie beginnt zeitlich zwei Generationen vor Liselotte, um ein wenig die familiären Verhältnisse und Bindungen zu erläutern, aus denen unsere Protagonistin hervorgeht. Gerade in damaligen Zeiten wurden Hochzeiten ja oft aus politischen Gründen quer durch alle europäischen Königs- und Fürstenfamilien geschlossen. So beginnt das Buch Ende des Jahres 1612 mit der Vermählung von Liselottes Großeltern Friedrich und Elisabeth, als die beiden gerade einmal 16 Jahre alt waren. Der Vater von Elisabeth, der damalige König Jakob I. von England, gab im Rahmen einer rauschenden Hochzeitszeremonie, wie sie London seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat, die Hand seiner einzigen Tochter, der „Perle Großbritanniens“, dem Kurfürsten Friedrich V. von Wittelsbach. Jakob hoffte, auf diese Weise seine Beziehungen zum protestantischen Deutschland zu festigen.


    Van der Cruysse hat einen unterhaltsamen Stil, der das Buch sehr fesselnd macht, und er weiß seine Quellen geschickt zu nutzen. Er beschränkt sich nicht nur auf die trockenen Daten und Fakten, sondern schildert lebhaft und in sehr bildhafter Sprache die Ereignisse wie zum Beispiel die obige Hochzeitszeremonie von Friedrich und Elisabeth, und ich habe beim Lesen das Brautpaar in seinen festlichen Kleidern, die Hochzeitsgesellschaft, das Festbankett, die Theateraufführungen und die Jagdausflüge, die zu Ehren des Brautpaars abgehalten werden, lebendig vor Augen.


    Allerdings sind bereits die ersten 80 Seiten gespickt mit Personen (manche gleichen Namens) und Ereignissen, die meine höchste Konzentration erfordern, um nicht den Faden zu verlieren ... :schwitz:

  • Du erinnerst mich an was ... Die Briefe der Liselotte von der Pfalz wollte ich auch noch mal lesen. Leider sind aktuell keine Ausgaben im Buchhandel erhältlich und antiquarisch auch nichts Gescheites, will mir scheinen.


    Fun Fact am Rande: Wenn so die Endnoten ansieht, ist wohl praktisch der ganze Wikipedia-Artikel zur Madame d'Orléans aus diesem Buch entnommen. ^^

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Fun Fact am Rande: Wenn so die Endnoten ansieht, ist wohl praktisch der ganze Wikipedia-Artikel zur Madame d'Orléans aus diesem Buch entnommen. ^^

    Bring' mich nicht auf falsche Gedanken, sonst lege ich diesen 750-Seiten-Wälzer noch beiseite und beschränke mich auf den Wikipedia-Artikel. ^^

  • Allerdings sind bereits die ersten 80 Seiten gespickt mit Personen (manche gleichen Namens) und Ereignissen, die meine höchste Konzentration erfordern, um nicht den Faden zu verlieren ... :schwitz:

    Dass es gefühlt zu der Zeit nur 10 Männer- und 10 Frauennamen gab, macht es echt nicht einfacher.


    Ich sag nur Heini 8 und seine Kollektion von Thomassen ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Ja, schlimm auch, wenn die Kinder die gleichen Namen wie ihre Eltern haben, und Du irgendwann gar nicht mehr weißt, wer gemeint ist. So hat der Vater von Liselotte, Karl Ludwig, natürlich auch einen Sohn namens Karl Ludwig. Und mit seiner zweiten Frau Luise eine Tochter namens Luise. :ohnmacht:

  • Da braucht man sich nicht so viele Namen zu merken in der Familie, ist doch voll praktisch! :autsch:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bleibe beim Vorgeplänkel ...


    Frühjahr 1613. Wir begleiten das junge (großelterliche) Paar zurück in die pfälzische Heimat, wo ihm in Heidelberg ein festlicher Empfang bereitet wurde. Friedrich hatte eine schwierige Position, er war der Führer der Protestantischen Union, die unter der Herrschaft seines Vaters gegründet wurde, war ab 1619 König von Böhmen und tummelte sich die nächsten Jahre auf den Schlachtfeldern des Dreißigjährigen Krieges, während seine Gattin Elisabeth bald nach Ausbruch des Krieges ins Exil nach Den Haag ging. Schon in der Pfalz, aber auch und erst recht im fernen Den Haag zeigte sich die Fruchtbarkeit des Paares, und Elisabeth gebar insgesamt dreizehn Nachkommen, unter ihnen Karl Ludwig, der spätere Vater von Liselotte, sowie Sophie, die spätere Tante von Liselotte und Mutter des künftigen Königs Georg I. von Großbritannien.


    Nach dem Tod seines Vaters 1632 wurde der erst 15jährige Karl Ludwig neues Oberhaupt seiner Familie, erlebte aber den Dreißigjährigen Krieg hauptsächlich aus der Ferne, da er aus der umkämpften Pfalz nach London zu seinem Onkel Karl I. geflüchtet war.


    Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 kehrte Karl Ludwig zurück nach Heidelberg und sorgte in den folgenden Jahren dafür, dass seine im Krieg verwüstete Heimat wieder aufgebaut wurde. Er beschloss zu heiraten, und im Jahre 1650 gab es die nächste pompöse Hochzeit, diesmal zwischen Karl Ludwig und seiner ersten Frau, Prinzessin Charlotte von Hessen-Kassel, der Tochter des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel und Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, unter ihnen unsere Liselotte.


    Die Ehe zwischen Karl Ludwig und Charlotte stand unter keinem guten Stern. Laut Sophie, der jüngeren Schwester von Karl Ludwig, die ein paar Jahre im Haushalt ihres Bruders lebte, war Charlotte von schwierigem Charakter. Die Ehe ging bald in die Brüche, Karl Ludwig heiratete zum zweiten Mal, Louise von Degenfeld, die weitere dreizehn Nachkommen gebar, und wohnte nun mit beiden Frauen, die einander nicht leiden konnten, unter einem Dach, was erwartungsgemäß nicht lange gut ging. Die Stimmung war mies, und Sophie, die Lieblingstante Liselottens, die sich rührend um ihre kleine Nichte kümmerte, beschloss, Reißaus zu nehmen, einen Mann zu heiraten (1658 Ernst August von Hannover), ihrer Mutter, Königin Elisabeth von Böhmen, in ihrem Exil in Den Haag einen längeren Besuch abzustatten und die damals siebenjährige Liselotte kurzerhand zu deren Großmutter mitzunehmen, damit sie sich von der aufgeladenen Stimmung in ihrem Elternhaus erholen kann (ich verkürze hier etwas).


    Dort lebt das Kind auf, versteht sich blendend mit ihrer Großmutter, die einen Narren an ihr gefressen hat, ihr ein kleines Hündchen schenkt und sie am liebsten ständig um sich herum haben möchte, spielt ausgelassen mit dem eineinhalb Jahre älteren Wilhelm III. von Oranien, dem zukünftigen König von England, und bekommt von ihrer Erzieherin den Spitznamen „dolle Hummel“ verpasst.:biene:


    Aus dieser Zeit stammt auch ein undatierter Brief, den Liselotte an ihren Vater schickt und in dem sie begeistert von ihren Erlebnissen bei ihrer Großmutter berichtet – der erste erhaltene Brief einer Prinzessin, die mindestens 60.000 solcher Schreiben verfassen sollte.


    Ich zitiere mal den Anfang des Briefes (vermutlich vom 23. November 1659):

    „Hertz libster Papa. Ich glaube I. G. werden von matanten schon vernommen haben, das wir gesunt sein hir vor acht tagen angekommen. I. M. die konigin ist mir gar gnedich, hatt mir auch schon ein huntgen geschenket; morgen werde ich einen sprachmeister bekommen, der dantzmeister ist schon 2 mall bei mir gewesen; matante sacht, wen imant hir ist, der woll singen kan, sol ich auch singen lernen.“


    Das ist alles ganz toll geschildert, ich lese mit großem Vergnügen und bin gespannt, was mich auf dem Lebensweg unserer jungen Madame noch erwartet.


    To be continued ... :)

  • Mit Dirk van der Cruysse konnte ich einmal auf einem Empfang des französischen Konsulats in Antwerpen ein paar Worte wechseln. Das war kurz nach dem Erscheinen der frz. Ausgabe seines Buches über Lieselotte von der Pfalz. Er wurde in Flandern so etwas wie eine Berühmtheit, als er von Bernard Pivot in die Kultsendung "Apostrophes" im französischen Fernsehen eingeladen wurde. Das Buch sollte ich auch endlich einmal lesen. Vielleicht gibt dieser Faden hier dazu einen Anstoss.

  • Bladwijzer

    Oh, das klingt interessant. Hoffentlich war er nett. ^^ Mir sagte sein Name vor meiner Lektüre seines Buches nichts, aber soweit ich recherchiert habe, hat er im französischsprachigen Raum mit seinen Büchern großes Interesse geweckt.


    Das Buch gefällt mir bislang außerordentlich gut. Ich hatte vor einiger Zeit mal ein paar Bücher über die Französische Revolution und ihre Folgen gelesen, aber was die Zeit Ludwigs XIV. betrifft, da habe ich noch einige Lücken, die ich mit diesem Buch zu füllen hoffe. Wenn Du es denn auch irgendwann liest, würde mich Deine Meinung interessieren. :)

  • Er war ein angenehmer, höflicher Mensch, keineswegs hochnäsig. Er stand alleine im Garten des frz. Konsulats herum, sonst hätte ich ihn nicht angesprochen. Wahrscheinlich war damals schon die deutsche Übersetzung erschienen und habe ich ihn gefragt, ob er mit der deutschen Ausgabe zufrieden war. Ich habe aber vergessen, wie das kurze Gespräch verlief. Er hat ja einige frz. Auszeichnungen erhalten und der Fernsehauftritt bei Pivot - ich habe ihn gesehen - hat ihn auch bei einem etwas breiteren Leserpublikum in Frankreich bekannt gemacht.

  • Ich komme leider nicht so viel zum Lesen wie erhofft – so viel zur ruhigen Adventszeit. :rolleyes: Ich bin jetzt zu einem guten Drittel durch, und ich hoffe, noch im Dezember fertig zu werden. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen...


    Liselotte wächst auf dem elterlichen Gut heran, und während sie noch ein Kind ist, machen ihr Vater und ihre Tante sich bereits Gedanken, wie sie dereinst verheiratet werden kann. Verschiedene Kandidaten aus den unterschiedlichsten Adelsfamilien werden in Betracht gezogen und wieder verworfen. Das geht über mehrere Jahre, bis irgendwann Anna Gonzaga, eine Vertraute sowohl von Liselottes Vater als auch des französischen Königs Ludwig XIV., als Kupplerin auftaucht. Am französischen Hof in Versailles ist kurz zuvor Henriette von England, die Schwägerin von Ludwig und Ehefrau von dessen Bruder Philippe, unerwartet verstorben, ohne dass sie ihrem Mann einen männlichen Nachfolger gebären konnte.


    So kommt es, dass Liselotte, unsere „dolle Hummel“ aus der Pfalz, kurzerhand im Jahre 1671 im Alter von 19 Jahren mit Philippe I. von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV. und somit „Monsieur“ am Königshofe, verheiratet wird und sich plötzlich als „Madame“ in Versailles wiederfindet, einer Welt, die ihr fremder nicht hätte sein können. Und auch wenn sie und ihr Gatte grundverschieden waren, sowohl vom Äußeren als auch vom Wesen her, so hat der König einen Narren an ihr gefressen und ist begeistert von ihrem offenen, direkten Wesen. Wie Cruysse es beschreibt: „Ihr Witz hatte ihn im Wahrsten Sinne des Wortes bezaubert; es ist daher anzunehmen, dass Elisabeth-Charlotte (Liselotte) sich von all der königlichen Erhabenheit und Würde, mit der sie plötzlich konfrontiert wurde, nicht niederschmettern oder auch nur einschüchtern ließ. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat sie den Glanz der Sonne ertragen und sich ihre Schlagfertigkeit und amüsante Direktheit bewahrt.“


    Auch hier besticht Cruysse wieder durch seine lebendige Sprache, wenn er Liselottes Ankunft in Paris beschreibt oder die üppig ausgestattete Residenz Philippes in Paris. Auch was Monsieur selbst betrifft, seine unverhohlenen Eskapaden mit seinen Günstlingen, zu denen er sich ganz ofensichtlich stärker hingezogen fühlt als zu seiner Angetrauten. Womöglich aber ist Liseotte gar nicht so unglücklich darüber, dass Monsieur, der diese Ehe wohl genauso wenig wollte wie sie, seinen Ausschweifungen mit seinen Liebhabern nachgeht und sie weitgehend in Ruhe lässt, so dass sie ihren eigenen Neigungen und Interessen nachgehen kann. So liebt sie es, oft und ausgiebig im Garten von Versailles zu spazieren, womit sie bei den anderen Frauen des Hofes, die sich lieber in Sänften tragen lassen, auf völliges Unverständnis stößt. Oder sie geht mit dem König auf die Jagd, der seine Schwägerin auch für diese Leidenschaft bewundert und häufig mit ihr in den Wäldern rund um Versailles unterwegs ist.


    Und so waren Liselotte und Philippe, die ohnehin so gut wie keine gemeinsamen Interessen teilten, froh, nach der Geburt ihres zweiten gemeinsamen Sohnes ihre ehelichen Pflichten erfüllt zu haben, und sie beschlossen, fortan in getrennten Zimmern zu schlafen.


    Natürlich war Liselotte dabei noch keine glückliche Ehefrau mit einem erfüllten Eheleben, aber sie füllte diese Lücke in ihrem Herzen, indem sie Tag für Tag eine ungeheure Korrespondenz erledigte, insbesondere mit ihrer Tante Sophie. Auf diese Weise, so Cruysse, „können wir ihr Leben und ihre Ansichten mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Details rekonstruieren. Wäre sie glücklicher und erfüllter gewesen, dann wäre sie, nach drei Jahrhunderten, nicht so lebendig geblieben.“


    In den kommenden Tagen werde ich wohl nur sporadisch zum Lesen kommen, aber ich hoffe, am kommenden Wochenende weiterzukommen. Schließlich will ich das Buch ja noch in der laufenden Monatsrunde beenden. ;)