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Dan Richards nimmt seine LeserInnen mit in eine besondere Welt: die der Menschen, die nachts arbeiten. Ihre Arbeit wird nur selten gesehen, ist aber deshalb nicht weniger wichtig.
Die nächtliche Reise beginnt mit einem Besuch im Containerhafen in Southampton, dessen Umfang und Logistik dem Autor einen ersten Blick auf die Größe seines Vorhabens geben. Der Abschluss an einem prähistorischen Ort mit besonderer Bedeutung für den Autor und seine Begleitung zur Sonnenwende könnte davon nicht unterschiedlicher sein.
Dazwischen liegt viel Menschliches und Persönliches: Dan Richards ist mit Streetworkern auf den Straßen von London unterwegs, die trotz allem, was sie sehen, nicht ihren Optimismus und den Glauben daran verloren haben, dass ihre Arbeit etwas bewirkt. Er erzählt von den Nächten, die er als COVID Patient auf der Intensivstation verbracht und nicht wusste, ob er seine Familie wiedersehen würde. Er ist in Finnland auf den Spuren der Mummins unterwegs und begleitet die Fahrer bei den 24 Stunden von Le Mans, fliegt im Rettungshubschrauber mit, reist mit der Fähre auf die Shetlandinseln und macht eine Fledermauswanderung im schottischen Wigtown.
Beim Lesen bin ich in die besondere Atmosphäre der Nachtarbeit eingetaucht. Wenn die Menschen gefragt wurden, wie sie ihre Arbeit zu der Zeit, in der die meisten schlafen, empfinden, sind die Aussagen ähnlich: nachts unterwegs zu sein, aus welchem Grund auch immer, bedeutet ein anderes Wahrnehmen, ein anderes Sein. Man ist fokussierter und sieht oft Dinge, die beim Licht und Lärm des Tages untergehen. Aber es ist ihnen auch bewusst, dass die oft gegensätzliche Routine ihren PartnerInnen und Familien vieles abverlangt.
Mir haben die unterschiedlichen Charaktere und Schicksale gut gefallen, von denen Dan Richards erzählt hat. Alle schienen echte Freude für ihre Arbeit zu empfinden. Das mag zum Teil an der jeweiligen Arbeit selbst, aber auch an der Tages bzw. Nachtzeit liegen. Man ist eine kleinere Gemeinschaft und kann/muss sich auf die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, ganz anders einlassen.
Das Buch ist eine Mischung aus vielen kleinen Geschichten mit den unterschiedlichsten Menschen und Stimmungen. Für mich war es die perfekte Kombination.