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Kim Hye-Jins Roman "Ein menschlicher Fehler" erzählt auf leise Art die Geschichte der Protagonistin Hae-Su, die aufgrund einer unbedachten Bemerkung in einer Fernsehshow und deren tragischen Folgen alles verloren hat, was ihr wichtig war: ihren Job, ihren Mann, ihre Freunde. Deshalb hat sie sich total von der Welt zurückgezogen und verlässt ihr Haus am liebsten nur noch nachts, damit sie anderen Menschen, deren neugierigen Blicken und Kommentaren möglichst nicht begegnen muss. Sie versucht zu klären, wie groß ihre Schuld wirklich ist, indem sie Briefe an andere Menschen schreibt, den direkten Kontakt scheut sie. Als sie auf eine unterernährte und verletzte Straßenkatze trifft, um die sie sich zu kümmern beginnt, und dabei mit dem Mädchen Se-I in Kontakt kommt, ist ihr das zunächst gar nicht recht. Aber Se-I hat nicht dieselben Berührungsängste und ihre ganz eigenen Probleme, und langsam kommen sich die beiden Außenseiter in der Fürsorge für die Katze näher.
Die Autorin erzählt in ihrem Roman zunächst keine schöne Geschichte, weder die Geschichte Hae-Sus, noch das Mobbing, das Se-I erleben muss, noch die erbärmlichen Lebensumstände der Straßenkatzen in Seoul sind angenehm zu lesen. Als aber mit dem Fortschreiten der Geschichte immer wieder die Hoffnung aufblitzt, dass es zu kleinen Veränderungen kommen kann, wird deutlich, wie fein komponiert dieser Roman ist, der für die LeserInnen die Botschaft beinhaltet, dass große Wunder unwahrscheinlich sind, sondern es vielmehr darauf ankommt, kleine Gesten der Freundschaft und Zuneigung zu schätzen, da sie den Unterschied zwischen aufgeben und weitermachen darstellen können.
An diesem Roman hat mir besonders gut gefallen, dasss die Autorin die Deutungen zu ihren Figuren nicht vorgibt, sondern durch ihre Art zu schreiben sehr viel Platz für eigene Gedanken der LeserInnen lässt. Gleichzeitig ist die Geschichte an sich trotz des schwierigen Beginns durchaus positiv, auch (oder vielleicht gerade weil) ganz klar wird, dass es für manche Probleme vielleicht keine direkten Lösungen und auf einige Fragen auch nie eine Antwort geben wird.
Vielen Dank an b.a.t. für diesen tollen Lektüretipp!