Thomas Mann - Buddenbrooks

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 476 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Firiath.

  • Buddenbrooks - Teil 1 (von 11)


    Ich muss zugeben, mein Lesestart erfolgte gleich einmal etwas schaumgebremst. 😅 Diese ersten 50 (von rund 750) Seiten beschreiben eine Art Empfang im Hause Buddenbrook und erfordern einiges an Konzentration, damit man zumindest halbwegs den Überblick über all die eingeführten Personen bewahrt. Um es einem nicht zu leicht zu machen, gibt es außerdem Figuren, von denen mal mit ihrem richtigen Namen, mal mit ihrem Spitznamen und mal mit ihrem Titel die Rede ist.

    Hinzu kommt eine ziemliche Detailverliebtheit bei der Beschreibung von Kleidung, Einrichtung und Räumen.


    Als ich diesen Einstieg durch hatte, war ich etwas skeptisch, was die nächsten 700 Seiten betrifft und habe befürchtet, dass das eine anstrengende Lektüre werden könnte. Daher habe ich hier und im Klassikerforum nach Beiträgen zu dem Buch gesucht, und der Grundtenor war zum Glück in etwa: großartiges und gut zu lesendes Buch, wenn man die ersten 50 Seiten geschafft hat! 😄


    Die habe ich nun ja hinter mir und bin daher gespannt, wie es weitergeht. 😁

    2 Mal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Buddenbrooks - Teil 2 (von 11)


    Wir haben einen Zeitsprung von zweieinhalb Jahren und es treten erste, ähm - personelle Veränderungen 😁 in den Generationen auf.

    Vom Stil her bleibt es zwar zunächst recht detailliert, aber momentan ist weniger Konzentration erforderlich, weil einfach weniger Figuren aktiv sind.

    Die im ersten Teil begonnene Charakterisierung der Familienmitglieder wird hier zum Teil vertieft und man erfährt etwas zum Hintergrund der schwierigen Beziehung zwischen Buddenbrook senior und dem verstoßenen Sohn Gotthold.

    Tony (Antonie) scheint sich als eine Figur mit ambivalentem Charakter zu erweisen, und ich vermute, dass auf ihr im Laufe des Buches noch ein Fokus liegen wird.

  • Ich habe auch oft Probleme den Überblick über die Personen zu behalten und habe das genauso empfunden wie du, Bluebell. Wer ist nun der Konsul? Der Senior oder sein Sohn? Jean und Johann, sind das dieselben? Und Betsy? Wo kommt die denn auf einmal her? Ach so, das ist der Kosenamen von ... etc. Bei den russischen Klassikern ist das oft zumindest genauso schlimm. Ich habe auch im nicht-fiktiven Leben Schwierigkeiten, mir Personennamen einzuprägen. Also habe ich vorsorglich ein Stück Papier ins Buch gelegt und ein "Who's who?" angefertigt, befürchtend dass ich es häufig konsultieren muss. Aber auf den ersten 100 Seiten war es kaum noch nötig, mich zu vergewissern, wer denn wer ist. Da decken sich meine Leseeindrücke mit den deinigen, Bluebell. Dem Lesevergnügen scheint der riesige Aufmarsch zu Beginn nicht im Wege zu stehen.

  • Buddenbrooks - Teil 3 (von 11)


    Hui, jetzt hat die Geschichte aber mächtig Fahrt aufgenommen!

    Wieder gibt es einen Zeitsprung und Tony befindet sich jetzt im (jungen) heiratsfähigen Alter. Im Zuge dessen werden mit Herrn Grünlich und Morten auch zwei neue markante Figuren eingeführt - und schön langsam wird es schwierig, sich zur Handlung zu äußern, ohne zu spoilern! 😅


    Mir gefällt es, wie Thomas Mann die Figuren zeichnet, teilweise vielleicht auch gerade so viel überzeichnet, dass man sie sich bestens "live und in Farbe" vorstellen kann.


    Sehr gelungen finde ich auch, dass immer wieder an unerwarteten Stellen plötzlich überraschend trocken-humorvolle Sätze auftauchen, eingebettet in ansonsten recht ernste oder emotionale Szenen - da gab es wirklich schon lustige Momente. 😄


    Spannend fand ich noch einiges mehr: z.B. wie Morten Tony seine politischen Ansichten auseinandersetzt und generell, wie sich die Zeiten im Vergleich zu damals geändert haben (nicht nur, was die gesellschaftliche Ordnung, sondern auch was die Sprache, die Konventionen oder eine angemessene Badetemperatur betrifft 🥶 ).


    Den "Verfall" der Familie aus dem Untertitel kann ich bisher noch nicht erkennen, auch wenn ich mir sicher bin, dass ein Wiederholungsleser bis hierher bereits Omen für spätere Ereignisse erkannt haben wird.

  • Buddenbrooks - Teil 4 (von 11)


    Falls noch Zweifel bestanden, dass mich das Buch mittlerweile völlig in seinen Bann gezogen hat - es ist längst passiert! 😉 Was für ein unglaublich spannender Teil!


    Sehr gut gefallen hat mir, wie die 1848er-Revolution in die Geschichte einbaut wird. Bemerkenswert fand ich dabei am Rande auch, dass die Familie Hagenström, über die sich Tony ja so gerne mokiert, offenbar viel fortschrittlichere politische Ansichten hat als die Buddenbrooks (Stichwort allgemeines Wahlrecht) und auch geschäftlich erfolgreicher sein dürfte.


    Wie Thomas Mann bedrohliche Stimmungen kreiert - zu Beginn während des (wohl noch vergleichsweise harmlosen) Aufruhrs, oder am Ende während des Wetterumschwungs, der ein dramatisches Ereignis mit sich bringt, ist beeindruckend - man spannt sich ja sogar beim Lesen körperlich an und wird ganz nervös ob des dräuenden Unheils! 😅


    Meisterhaft fand ich auch dazwischen die Szene, als Grünlich buchstäblich aufgeblättert wird - ich wäre fast vom Stuhl gesprungen vor Empörung.


    Der Verfall der Familie hat mittlerweile unverkennbar eingesetzt. Die Charakterisierung der Figuren und ihrer Handlungsmotive wird noch deutlicher.


    Die Geschichte ist nun schon weit genug fortgeschritten, um immer mehr Wiederholungen zu erkennen, die bewusst als Stilmittel eingebaut wurden und jedes Mal etwas zum Klingen bringen.


    Ich freue mich aufs Weiterlesen. 🤗

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Wow Du bist ja schon weit! Ich hab - wie versprochen - begonnen und hab das der Namen reiche erste Kapitel ebenfalls geschafft. Ich mußte manches doppelt lesen bzw. hören (ich lese/höre parallel) , aber inzwischen hab ich sie mir alle auseinander sortiert. Übrigens: "Schaumgebremst" ! Was für ein schönes Wort ^^


    Insgesamt mag ich die kleinen ironischen Geschichten und Bemerkungen über und von so manchen Leuten, der teils liebevolle, teil scharfsinnige Blick auf die verschiedenen Personen. Wenn ich mir überlege, daß Thomas Mann 25 Jahre alte war als er dieses Buch geschrieben hat, bin ich schon jetzt beeindruckt .

    Dieses erste Kapitel und wohl auch der erste Teil des Zweiten führen in die Familie mit ihren Eigenarten und ihrem Lebensstil ein, letztlich nicht nur in deren Lebensstil sondern in die Lebenart des ganzen Standes.

    Ja... das erste und das zweite Frühstück, Mittag- und Abendessen, Unmengen von Alkohol, ein Frühstück mit Portwein und Krabben usw. , kein Wunder daß der Arzt ab und an Taube und Franzbrot und strenge Diät verordnen muß und der Bub mal Bauweh hat.


    Die kleine Szene mit einem der Buben der keine Pfirsiche mehr essen mag wegen der Kerne, die er vielleicht verschlucken könnte, erinnert mich ein bisschen an die Vorstellung die der kindliche Felix Krull ab und an gegeben hat (allerdings ist es im Buddenbrock dann letztlich schon eine etwas anders gelagerte Situation) .


    Ich bin jetzt ca in der Mitte des zweiten Kapitels und finde auch daß sich das Buch ungemein flüssig liest. Ich weiß gar nicht mehr warum ich doch so lang davor zurückgescheut bin.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • Insgesamt mag ich die kleinen ironischen Geschichten und Bemerkungen über und von so manchen Leuten,

    Das erinnert mich an das wunderschöne kastanienbraune Haar der Konsulin, das all die langen Jahre in derselben Farbe und Pracht erstrahlte. ^^

  • "Fischzug ist alle Tage, aber nicht alle Tage Fangetag" !


    Nur um diesen Satz (der Bezug nimmt auf den möglichen Schwiegersohn) aus dem Munde eines Vaters, der seine Tochter zu verheiraten gedenkt einfach mal hier stehen zu haben.


    Ich konnte sehr mitlachen als Bruder und Schwester ihn nach seinem ersten Besuch nachgeäfft haben. Was für ein ... Geschwafel und ja, Tony mag ja jung sein, aber sie hat gut erkannt daß er alles sagt was die Eltern hören wollen.

    Nein, ein Beau ist er nicht, wahrlich nicht ....



    EDIT:

    Bluebell

    Wegen mir mußt Du übrigens keine Sorge vor Spoilern haben. Ich kenn die Familiengeschichte in weiten Teilen. Zum einen hab ich vor x Jahren das Buch schon teilweise gelesen, oft schon über die "Buddenbrooks" gelesen in anderen Zusammenhängen und zum anderen im Laufe meines Lebens auch schon Filmen und zumindest Teile von Serien gesehen. Die neuere mit Armin Müller Stahl zwar noch nicht, aber das Buch ist ja öfter verfilmt worden. Ca. Anfang der 80er rum gabs da schon mal eine Verfilmung.

    Nur das komplette Buch hatte ich noch nie so wirklich von vorne bis hinten gelesen, es wurde wirklich Zeit !

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    6 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Danke Firiath, und die Spoilerfunktion gibt es ja auch noch. 😊 Vielleicht liest ja auch jemand mit, der das Buch zu einem späteren Zeitpunkt noch lesen möchte.

    Ich freu mich jedenfalls, dass wir jetzt zu zweit sind! 🤗

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Ich lese da mal amüsiert eure Darstellungen.. und es macht LUST es mal selbst zu lesen. Weiß gar nicht ob das irgendwo bei mir steht aus dem Nachlass meiner Mom oder Onkels.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Vielleicht liest ja auch jemand mit, der das Buch zu einem späteren Zei noch lesen möchte.

    Ja, hier, ich. ;)

    Vielen Dank für die Nutzung der Spoilerfunktion bei Bedarf, bisher fühle ich mich nur geködert. :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich hab Teil 3 ebenfalls beendet.

    Was für schöne Kapitel mit Tony am Meer. Ich mochte die Beschreibungen des Meeres und der Stimmungen die es hervorrufen kann. Wirklich schön !


    Außerdem ist hier der Kontrast zwischen der selbstverständlichen, kaum hinterfragten Standesbewahrung der traditionsreichen Gesellschaft und die aufkommenden neuzeitlicheren Ideen der Jüngeren schon angedeutet mit all ihren Widersprüchen.
    War ein schönes Kapitel bei dem mir aber bereits das Herz schwer wird. Es ist auch ein Kapitel der Abschiede (von der Jugend) und der großen Veränderungen (auch bei Thomas, Tonys Bruder) und vom Erwachsenwerden. Die Jungen nehmen Abschied von ihren Träumen und einer selbstbestimmten Zukunft, fügen sich in das für sie wohl Unvermeidliche und die Älteren verharren in ihrem Selbstverständnis, alles werde wie immer weiterlaufen und damit auch seine Richtigkeit haben.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Inzwischen bin ich ordentlich vorwärts gekommen und hab Teil 6 der Buddenbrocks beendet. Es liest sich weiterhin flüssig und entwickelt wirklich einen Sog. Erstaunlich wie einen der ironisch distanzierte Ton über all die Erlebnisse und Schicksale trägt und wie intensiv die darunterliegenden Motive und Konflikte doch beschäftigen und an die Oberfläche kommen.


    Arg überzeichnet, aber amüsant war der Culture-Clash während Permaneders Brautwerbung zu lesen. Schmerzlich anzusehen wie sehr sich Teile der Familie daran abarbeiten das Bild der Familie nach außen zu wahren, ihr eigenes Leben unterzuordnen und dem nachzukommen was von Ihnen erwartet wird und was geschieht wenn manche es nicht tun und dabei tiefe Gräben in jeder Generation entstehen.


    Die Essenz einer Geschichte wie sie zu allen Zeiten und auf der ganzen Welt, so oder so ähnlich schon tausendfach geschehen ist; früher, aber sicherlich auch noch heute. Das macht die "Buddenbrooks" universell und aktuell.


    Zitat von @Bluebell

    Wie Thomas Mann bedrohliche Stimmungen kreiert - zu Beginn während des (wohl noch vergleichsweise harmlosen) Aufruhrs, oder am Ende während des Wetterumschwungs, der ein dramatisches Ereignis mit sich bringt, ist beeindruckend - man spannt sich ja sogar beim Lesen körperlich an und wird ganz nervös ob des dräuenden Unheils! 😅


    Ja wirklich grandios. Überhaupt sind der Aufruhr und die beginnende Revolution, die Änderung der gesellschaftlichen Grundbedingungen sehr elegant in die Handlung eingebaut. Und obwohl man auch dabei schmunzeln durfte, über die ein oder andere Bemerkung ("We wull noch een") , den ein oder anderen Charakterzug der Bürger in der Versammlung, werden einem die Konsequenzen der neueren Entwicklungen deutlich bewußt gemacht.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Oh, da hast du mich jetzt überholt, ich war die letzten Tage etwas langsamer unterwegs und bin erst mit Teil 5 fertig.


    Da rede ich beim letzten Mal noch davon, wie interessant es ist zu sehen, wie sich die Zeiten geändert haben, und dann endet eines der Kapitel in Teil 5 (das sich mit Thomas und Christian befasst hat) so:


    Es gibt viele hässliche Dinge auf Erden, dachte die Konsulin Buddenbrook, geborene Kröger. Auch Brüder können sich hassen oder verachten; das kommt vor, so schauerlich es klingt. Aber man spricht nicht davon. Man vertuscht es. Man braucht nichts davon zu wissen.


    Tja, manche Dinge ändern sich eben nie.


    Schmerzlich anzusehen wie sehr sich Teile der Familie daran abarbeiten das Bild der Familie nach außen zu wahren, ihr eigenes Leben unterzuordnen und dem nachzukommen was von Ihnen erwartet wird und was geschieht wenn manche es nicht tun und dabei tiefe Gräben in jeder Generation entstehen.

    Das hast du schön umrissen.


    Hattest du bei der Beschreibung von Pastor Tiburtius und seinen Absichten bzgl. Clara auch so ein Deja-vu? 😅 Zunächst dachte ich, um Gottes Willen, die Konsulin wird doch nicht so kurz nach dem Desaster mit Grünlich schon wieder denselben Fehler machen und ihre (andere) Tochter aus den falschen Motiven in eine Ehe mit einem eigentlich total unpassenden Menschen drängen. Aber in dem Fall scheint das Interesse ja durchaus beiderseits vorhanden zu sein. Also mal sehen, ob sich diese Verbindung glücklicher entwickelt (du weißt da vermutlich schon mehr 😅 ).


    Bei Christian würde mich interessieren, was ein Psychologe oder Psychiater zu seinem Charakter und seinen Verhaltensweisen sagen würde. Ich denke, diese Figur gäbe für jemanden vom Fach einiges zum Analysieren oder sogar Diagnostizieren her. 😉

  • Bluebell

    Christian mit seinem ewigen, "Es ist kein Schmerz, wißt ihr, es ist eine Qual .... eine unbestimmte Qual " usw. würd mich auch zum Wahnsinn treiben und im nächsten Atemzug sagt er er wolle jetzt in den Club.
    Mag schon sein daß ihm wirklich was fehlt, die Diagnosemöglichkeiten damals waren ja noch nicht so weit, aber eigentlich halte ich ihn mindestens für einen extremen Hypochonder.
    Wahrscheinlich hat sich irgendwo, irgendein Psychologe oder Arzt schon die Mühe gemacht diese literarische Gestalt zu analysieren zumal sie ja soweit ich weiß ein echtes Vorbild hat.

    Aber auch Thomas entwickelt langsam und schleichend ein Krankheitsbild, aber da greife ich Dir vielleicht vor. Ich finde es sehr gut beschrieben wie sich so eine Gemütslage "anschleicht" .


    Ich hab jetzt über Pfingsten recht viel Zeit zu lesen und muß ein wenig vorsichtig sein mit dem was ich schreibe um Dir nicht vorzugreifen.


    Es bleibt jedenfalls insgesamt gut zu lesen, wobei ich jetzt auch schon ein paar etwas mühsamere Passagen hatte. Bin aber nach wie vor sehr froh das Buch jetzt endlich in Angriff genommen zu haben.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • So, nun bin ich auch mit Teil 6 fertig.

    Als Österreicherin habe ich mich mit dem Münchner Dialekt naturgemäß um einiges leichter getan als mit dem Plattdeutschen in früheren Kapiteln, wobei mir das Rätselraten und Knobeln beim Platt ehrlich gesagt mehr Spaß gemacht hat. 😁


    Dass die Hagenströms die Buddenbrooks bei dem Ausflug zu dem Wirten "überholt" haben, scheint mir wieder einmal symbolträchtig zu sein. Tony hat so eine große Abneigung gegen diese Familie, die aber irgendwie einen besseren Riecher für die neuen Zeiten zu haben scheint.


    Was die neuen Entwicklungen in Tonys Leben angeht, tut sie mir sehr leid und natürlich hat sie - ganz besonders aus heutiger, feministischer Sicht - die richtige Entscheidung damit getroffen...



    Was mich aber zugegebenermaßen doch an Tony befremdet hat, war Folgendes:


    Was mich in diesem Zusammenhang außerdem noch interessieren würde, ist eure Meinung hierzu:


    Alles in allem flößt es mir (zum wiederholten Male) großen Respekt ein, dass Thomas Mann dieses Werk mit nur 24 Jahren geschaffen hat.

  • Bluebell


    Insgesamt ist Tony ein seltsamer Charakter, einerseits stärker und resilienter als die meisten anderen in dem Buch, andererseits derart erstarrt in ihren Standesstrukturen und in dem was ihr anerzogen wurde, ohne jemals eine echte eigene Sicht zu entwickeln. Vielleicht ist aber auch in der Jugend etwas in ihr zerbrochen, als sie sich dem fügte was ihre Familie wollte.

    So ein bisschen erinnert sie mich manchmal an Scarlett o'Hara aus "Vom Winde verweht"


    Generell würde mich oftmals das Innenleben der Frauen in der Geschichte interessieren. Klar wird hin und wieder mal erwähnt wie Tony oder eine der anderen Frauen sich fühlt, was sie denkt usw., aber es ist ja doch nur das was ein (eher männlicher) Betrachter von außen über sie denkt.

    Ganz besonders geht mir das übrigens mit Thomas Frau Gerda so, die kühle Frau mit dem angeblich so ungewöhnlichen Äußeren, wobe ich immer nicht so ganz begriffen habe worin diese Ungewöhnlichkeit genau besteht, es muß wohl mehr die Ausstrahlung, ihre Unnahbarkeit sein. Über sie erfährt man letztlich sehr wenig.


    Solche Andeutungen wie das "Überholen der Hagenströms" usw. sind häufiger eingebaut und mehren sich auch noch, genauso wie die Wiederholungen bestimmter Phrasen und Beschreibungen für verschiedene Personen oder Sätze die diese sagen.


    Ist Dir auch schon aufgefallen, daß ziemlich viele Leute in dem Buch rötlich blondes Haar haben und es auch sonst ziemlich viele rothaarige (auch kastanienrot, schwerere rotes Haar usw) in dem Buch gibt?


    Ich bin übrigens fertig mit dem Buch, hab das Pfingstwochenende genutzt. Ich begleite Dich aber gern hier weiter :)

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()


  • Insgesamt ist Tony ein seltsamer Charakter, einerseits stärker und resilienter als die meisten anderen in dem Buch, andererseits derart erstarrt in ihren Standesstrukturen und in dem was ihr anerzogen wurde, ohne jemals eine echte eigene Sicht zu entwickeln. Vielleicht ist aber auch in der Jugend etwas in ihr zerbrochen, als sie sich dem fügte was ihre Familie wollte.

    Tony war für mich der wirklich tragische Charakter in diesem Buch. Als sie sich selbst und die bis dahin unumstößlich wirkenden Wahrheiten zu hinterfragen begann, hat ihre Familie hart durchgegriffen. Da sie erst am Anfang ihres Emanzipationsprozesses von der Familie war, hat sie sich brav gefügt und getan, was von ihr verlangt wurde.


    Später hat sie sich nur noch an die Familie und die Familienehre geklammert, um nicht zu zerbrechen. Immerhin hat sie der Familienehre alles geopfert, vor allem die Möglichkeit, sie selbst zu sein.



    Es ist ja schon Jahre her, dass ich "Die Buddenbrooks" gelesen habe. Unglaublich wie gut ich mich an den Inhalt und die Charaktere erinnern kann. Für mich war es ein bleibender Roman.

  • Buddenbrooks - Teil 7 (von 11)


    Hier gibt es eine wahnsinnig komische Szene, in der ein (zumindest bis dato) eigentlich winziger Nebenschauplatz der Handlung thematisiert wird - nämlich die Schwärmerei des Maklers Gosch für Gerda: zuerst wird mit größtmöglicher Dramatik geschildert, was er alles bereit wäre für sie zu tun - nur um dann im nächsten Satz recht trocken festzuhalten, worauf er sich gezwungenermaßen beschränken muss. Das fand ich regelrecht kabarettreif! 😂

    Ganz besonders geht mir das übrigens mit Thomas Frau Gerda so, die kühle Frau mit dem angeblich so ungewöhnlichen Äußeren, wobe ich immer nicht so ganz begriffen habe worin diese Ungewöhnlichkeit genau besteht, es muß wohl mehr die Ausstrahlung, ihre Unnahbarkeit sein. Über sie erfährt man letztlich sehr wenig

    Ja, mir geht es mit ihr genauso. Obwohl ich ihrem Charakter grundsätzlich positiv gegenüberstehe, habe ich letztendlich doch das Gefühl, mir (noch) kein umfassendes Bild über sie machen zu können. Daran scheint sich deiner Aussage nach auch nicht mehr viel zu ändern.


    Und ja, Rothaarige kommen wirklich in allen Schattierungen vor! 😄


    Mit Tony tue ich mich auch etwas schwer. In mancher Hinsicht tut sie mir leid, manchmal tritt sie charakterstark auf, aber manchmal geniere ich mich beim Lesen fast ein bisschen für ihre Unreife und ihr kindisches Gehabe. Ich würde ihr wünschen, dass sie gewisse Oberflächlichkeiten hinter sich lassen und mehr zu sich selbst finden kann.


    Was mich punkto Thomas überrascht hat: