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Erscheinungsjahr: 1957
Verlag: Zsolnay
Während sich der Reporter Paul Holland beruflich in Brasilien aufhält, verschwindet seine Verlobte Sybille spurlos. Weil er mit der Ermittlungsarbeit der Polizei unzufrieden ist, beginnt Paul selbst nachzuforschen. Dabei stellt sich rasch heraus, dass er über seine Verlobte vieles nicht wusste. Besonders ihre Vergangenheit hält so manche unliebsame Überraschung für ihn bereit.
Simmels kurzer Roman erschien 1957, in einer Zeit als die Menschen den Nationalsozialismus und die eigenen Verstrickungen darin bereits erfolgreich verdrängt hatten. Die ÖsterreicherInnen und Deutsche hatten sich in der schützenden Selbstlügen "von allem nichts gewusst zu haben" und "nie ein MitläuferIn und schon gar nicht einE Nazi gewesen zu sein" einzementiert. An diesen Glaubenssätzen durfte bekanntlich lange nicht gerüttelt werden.
Umso bemerkenswerter, dass Simmel so früh unliebsame Erinnerungen wach rief. Sybille, Pauls Verlobte, hatte Dreck am Stecken und zwar nicht zu wenig.
Sie war die klassische Nutznießerin eines verbrecherischen Regimes. Zwar dazu erpresst, spionierte sie für die Nazis in Rom. Eine Verweigerung hätte Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik bedeutet, ihre Kooperation ermöglichte ein Luxusleben in Italien. Aus Eifersucht verrät sie 1944 ihren ehemaligen Liebhaber, der kurz vor Zusammenbruch des dritten Reichs noch schnell hingerichtet wird.
Simmel liefert eine spannende Geschichte, die zu fesseln vermag und die gut gealtert ist. Die Charaktere haben Tiefe und wirken aus dem Leben gegriffen. Das Ende ist überraschend und auf eine seltsame Art und Weise tröstlich. Es kann durchaus sein, dass ich mir aus einer Bücherzelle einen anderen Simmel mal mitnehmen werde.